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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Ende bringen kann. Danach bin ich dabei.»

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    11
    Christina Romeros Büro lag in Sektion Rot, der Containeransammlung, in welcher sowohl die Krankenstation als auch die verschiedenen wissenschaftlichen Labors untergebracht waren. Das Zimmer erinnerte Logan stark an sein eigenes Büro daheim in Yale: sauber und ordentlich und die Stahlregale vollgestellt mit Büchern. Ein Schreibtisch in der Mitte des Zimmers war übersät von Artefakten und Notizbüchern und sah trotzdem so aus, als herrsche eine gewisse Ordnung. An der rückwärtigen Wand lagerten weitere Artefakte in ordentlich beschrifteten Plastikkisten. An den anderen drei Wänden hingen Diplome und gerahmte Fotografien: ein Bild von einer ägyptischen Wandmalerei, ein Druck von Turners Regulus und – ziemlich bizarr – eine sehr kindlich aussehende Zeichnung der Sphinx bei Gizeh.
    Während die Einrichtung des Büros Logan einigermaßen vertraut vorkam, so war der Anblick von Dr. Christina Romero eine echte Überraschung. Sie war dünn und sehr jung – nicht älter als dreißig. Logan wurde bewusst, dass er eine schrullige alte Frau in Tweedkostüm erwartet hatte, eine weibliche Version von Flinders Petrie. Christina Romero war das krasse Gegenteil. Sie trug Jeans und einen dünnen schwarzen Rollkragenpulli mit weitem Hals, die Ärmel hochgeschoben bis zu den Ellbogen. Sie hatte krauses, schulterlanges schwarzes Haar, das in der Mitte gescheitelt war.
    Die Tür zu ihrem Büro stand offen. Sie saß hinter ihrem Schreibtisch und war darin vertieft, einen Füllfederhalter aus einem Gefäß mit blauschwarzer Tinte aufzuziehen.
    Logan klopfte höflich an den Türrahmen, und sie zuckte zusammen und hätte beinahe den Stift fallen lassen.
    «Scheiße!», sagte sie und griff nach einem Zellstofftuch, um die verschüttete Tinte aufzuwischen.
    «Sorry», sagte Logan und blieb in der Tür stehen. «Haben Sie sich vollgekleckert?»
    «Das ist nicht schlimm», entgegnete sie. «Viel schlimmer wäre gewesen, wenn ich den hier ruiniert hätte.» Sie hielt den Füllfederhalter hoch, damit er ihn sehen konnte. «Wissen Sie, was das ist? Ein original Parker Senior Duofold in Mandaringelb, aus dem ersten Produktionsjahr 1927. Eine echte Rarität. Sehen Sie nur, er hat sogar noch das gelbe Gewinde. Später haben sie es zu schwarz geändert.» Sie winkte mit dem Stift wie mit einem Taktstock.
    «Sehr beeindruckend», gestand Logan. «Obwohl ich selbst immer Watermans bevorzugt habe.»
    Sie legte ihren Füllfederhalter ab und sah ihn an. «Die silbern plattierten?»
    «Nein, die Patricians.»
    «Oh.» Sie schraubte die Kappe auf ihren Füller und schob ihn in ihre Jeanstasche, bevor sie sich erhob und ihm die Hand schüttelte.
    Der Händedruck verriet Logan noch mehr über Christina Romero als ihr Büro. Er hielt ihre Hand einen Sekundenbruchteil länger als nötig.
    «Was führt Sie zu mir?», fragte sie. «Ich habe Sie noch nicht auf der Basis gesehen.»
    «Das kommt daher, dass ich gestern Abend erst eingetroffen bin. Mein Name ist Jeremy Logan.»
    «Logan.» Sie runzelte die Stirn.
    «Wir haben einen Termin.»
    Ihre Miene hellte sich auf. «Ah, richtig! Sie sind der Geister …» Sie verstummte, doch ihre grünen Augen glitzerten vor heimlicher Belustigung.
    Immer die gleiche alberne Reaktion. Logan war daran gewöhnt. «Ich bevorzuge den Ausdruck ‹Enigmatologe›, wenn es recht ist.»
    «Ein Enigmatologe also. Ja, das verleiht der Sache eine Aura von Legitimität.» Sie musterte ihn von oben bis unten mit einem Gesichtsausdruck, der eine Mischung aus Skepsis und kaum verschleierter Ablehnung war. «Und wo ist sie? In Ihrem Seesack vielleicht?»
    «Wo ist was?»
    «Ihre Ausrüstung . Sie wissen schon, der Ektoplasma-Detektor, die Kristallkugel … und natürlich die Wünschelrute. Bestimmt haben Sie auch Ihre Wünschelrute dabei.»
    «Ich trage nie eine mit mir rum. Und Kristallkugeln können sehr nützlich sein. Nicht notwendigerweise, um damit in die Zukunft zu sehen, sondern um den Verstand zu reinigen und von unnützen Gedanken und Ablenkungen zu befreien, beispielsweise vor der Meditation – natürlich abhängig von den Verunreinigungen im Stein und seinem Brechungsindex, den man nie außer Acht lassen sollte.»
    Sie schien über seine Worte nachzudenken. «Wollen Sie sich nicht setzen?»
    «Danke sehr.» Logan nahm auf einem Stuhl vor ihrem Schreibtisch Platz. Seinen Seesack stellte er neben sich auf den Boden.
    «Es tut mir leid, ich wollte

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