Hüter des Todes (German Edition)
Grabbauer und Baumeister untergebracht waren?»
«Bingo. Und dann fanden wir das hier .» Sie erhob sich, ging zu einem Aktenschrank und öffnete eine Schublade. Sie zog zwei zusammengerollte Bögen hervor, kehrte damit an den Schreibtisch zurück und reichte einen davon Logan.
Logan rollte den Bogen auseinander. Es handelte sich um die Fotografie einer alten ägyptischen Inschrift, eingeritzt und ausgemalt. Sie zeigte einen sitzenden Herrscher, darunter Linien und Pfeile und eine Reihe früher Piktogramme.
«Erkennen Sie es?», fragte Christina Romero.
Er blickte auf. «Sieht aus wie eine Art Stele», sagte er.
«Sehr gut. Eine Plattenstele, um genau zu sein. Und wissen Sie, was darauf geschrieben steht?»
Logan lächelte. «So weit geht meine Belesenheit leider nicht.»
«Es ist eine Wegbeschreibung.»
«Eine Wegbeschreibung? Wohin?»
Christina Romero hob eine Hand und streckte den Zeigefinger aus. Dann deutete sie ganz, ganz langsam senkrecht nach unten, zwischen ihre Füße.
«Mein Gott …», sagte Logan.
«Sie müssen wissen, wie fortgeschritten die alten Ägypter in Bezug auf Astronomie und Sternkarten waren. Diese Stele war eine Karte, die den Baumeistern verriet, wie sie während der Jahre des Baus zum Grab von König Narmer kamen. Zweifellos sollte sie hinterher vernichtet werden, zu Staub zerschmettert, sobald das Grab fertig war. Zu unserem Glück blieb sie erhalten, denn sie ermöglichte uns, die Lage des Grabes bis auf wenige Kilometer genau zu bestimmen. Vor Ort angekommen, war es uns durch geologische und wissenschaftliche Analyse möglich, die Lage noch weiter einzugrenzen.»
Logan dachte an das Raster auf dem riesigen Flachbildschirm in der Taucherhalle. «Unglaublich. Typisch Porter Stone, würde ich sagen.»
«In der Tat. Aber Stone fand noch mehr. Am anderen Ende dieser Grabung.»
«Und das wäre?»
«Ein riesiges Quadrat aus schwarzem Basalt. Allem Anschein nach der Sockel einer Statue – möglicherweise von Narmer selbst. Er war glänzend poliert, selbst nach all den Jahrtausenden noch. Und er enthielt etwas.» Sie reichte Logan den anderen Bogen.
Logan nahm ihn und rollte ihn auseinander. Es war die Fotografie einer zweiten Inschrift, um einiges kürzer als die erste.
«Was ist das?», fragte Logan.
«Das ist der Grund, aus dem Sie hier sind.»
Logan sah sie an. «Ich verstehe nicht.»
Sie erwiderte seinen Blick mit einem Lächeln, doch diesmal reichte es nicht bis zu ihren Augen. «Es ist ein Fluch.»
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12
«Ein Fluch», wiederholte Logan.
Christina Romero nickte.
Porter Stone hatte Andeutungen in dieser Richtung gemacht, und Logan hatte sich die ganze Zeit gefragt, wann die Hiobsbotschaft kommen würde.
«Sie meinen, wie der mutmaßliche Fluch über dem Grab von Tutanchamun? Wie in ‹Der Tod wird auf schnellen Schwingen kommen› und so weiter? Das sind doch alles nur Gerüchte.»
«Im Fall von Tutanchamun mögen Sie vielleicht recht haben», widersprach Romero. «Aber im Alten Königreich waren Flüche an der Tagesordnung – und nicht nur für private Grabstätten. Als der erste König eines vereinigten Ägypten wollte Narmer keinerlei Risiko eingehen. Sein Grab durfte unter keinen Umständen entweiht werden – es hätte möglicherweise die Auflösung seines Königreichs bedeutet. Also hinterließ er diesen Fluch als Warnung.» Sie zögerte. «Und was für eine», schloss sie.
«Was genau steht dort?», fragte Logan.
Christina nahm das Foto der Inschrift an sich und betrachtete es. «‹Ein jeder Mann, der es wagt, mein Grab zu betreten oder Frevel zu begehen am Ruheplatz meiner irdischen Gestalt, wird von einem schnellen und sicheren Ende ereilt. Sollte er das erste Tor passieren, werden die Fundamente seines Hauses bersten, und seine Saat wird auf trockenes Land fallen. Sein Blut und seine Gliedmaßen werden sich in Asche verwandeln, und seine Zunge wird an seinem Gaumen kleben. Sollte er das zweite Tor passieren, wird ihm Dunkelheit folgen, wohin er sich auch wendet, und er wird gejagt werden von der Schlange und dem Schakal. Die Hand, die meine sterbliche Hülle berührt, wird in unauslöschlichem Feuer brennen. Doch sollte jemand die Kühnheit besitzen, das dritte Tor zu passieren, dann wird der schwarze Gott aus der tiefsten Unterwelt ihn ergreifen, und er wird seine Glieder über das Antlitz der Erde zerstreuen. Und ich, Narmer der Unsterbliche, werde ihn und die Seinen foltern, bei Tag und bei Nacht, im Wachen und im Schlaf, bis
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