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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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starrte Christina Romero ungläubig an. «Wie können Sie denn allen Ernstes behaupten …»
    «Und ich bin noch nicht fertig! Ich bin sicher, dass wir noch mehr Skelette finden werden, nicht weit von der Fundstelle dieses Toten, vielleicht fünfzig oder hundert Meter weiter nördlich. Eine ganze Menge weiterer Skelette. Ich muss zu Valentino, ihm Bescheid sagen, wo er seine Taucher hinschicken soll!»
    Und ohne ein weiteres Wort wandte Christina Romero sich ab und marschierte aus der Krankenabteilung. Rush und Logan starrten ihr verblüfft hinterher.

[zur Inhaltsübersicht]
    20
    Die Entdeckung des Skeletts hob nicht nur die Stimmung der gesamten Besatzung und steigerte die Aufregung – sie bewirkte auch einen Besuch von Porter Stone persönlich. Er traf noch am Abend im Schutz der Dunkelheit ein und beraumte gleich für den nächsten Morgen eine Vollversammlung an. Sämtliche Arbeiten – selbst die Tauchgänge – würden für dreißig Minuten ruhen, während Stone eine Ansprache an die Teilnehmer der Expedition hielt.
    Die Versammlung fand im größten Raum der Station statt, der Werkstatt in Grün. Als Logan um Punkt zehn Uhr durch die Tür kam, blickte er sich neugierig um. An drei Wänden erstreckten sich Metallregale vom Boden bis zur Decke. Sie enthielten jedes nur vorstellbare Ersatzteil, Werkzeug und Ausrüstungsstück. Mehrere Jetskis ruhten in verschiedenen Zerlegungsstadien auf hydraulischen Bühnen. Ein halbes Dutzend großer Sektionen von Motoren und Tauchausrüstung lag auf Metalltischen, und in einer Ecke hatte man die Reste des zerstörten Generators gesammelt, schwarz und verbogen unter dem grellen Licht der aufgebauten Scheinwerfer.
    Logans Blick wanderte zu den Personen, die sich hier eingefunden hatten und auf Stone warteten. Es war eine Ansammlung der unterschiedlichsten Leute: Wissenschaftler in weißen Laborkitteln, Techniker, Taucher, Arbeiter, Köche, Elektriker, Mechaniker, Ingenieure, Historiker, Archäologen, Piloten – alles in allem sicher einhundertfünfzig Männer und Frauen, die sich wegen des Spleens eines einzelnen Mannes hier eingefunden hatten, eines Mannes mit einer kristallklaren Vision dessen, was er erreichen wollte, und mit dem eisernen Willen, diese Vision zu verwirklichen.
    Wie auf ein Stichwort hin betrat Stone die Werkstatthalle. Die versammelte Menge applaudierte spontan. Stone bewegte sich durch die Leute hindurch nach vorn, schüttelte hier eine Hand, murmelte dort etwas zu jemandem, der ihn begrüßte. Er hatte die arabische Kleidung gegen einen Leinenanzug getauscht, doch selbst mit khakifarbener Lederjacke und Tropenhelm hätte er nicht mehr nach Abenteurer aussehen können: Der große, schlanke Mann mit der gebräunten, wettergegerbten Haut – und die Art und Weise, wie er sich mit beinahe animalischer Eleganz bewegte – verströmte mit jedem Schritt Abenteuer und Entdeckerlust.
    Vorne angekommen, drehte er sich zu der Gruppe um, lächelte breit und hob die Hände. Nach und nach kehrte erwartungsvolles Schweigen ein. Stone blickte sich um, wartete geduldig, während die Spannung immer größer wurde. Dann endlich räusperte er sich und begann zu sprechen.
    «Meine erste Erfahrung als Schatzsucher habe ich gemacht, als ich gerade elf Jahre alt war», sagte er. «In der Ortschaft in Colorado, wo ich aufgewachsen bin, gibt es eine Legende über einen Indianerstamm, der auf den Feldern unmittelbar draußen vor der Stadt gelebt haben soll. Collegestudenten und Jungs wie ich hatten diese Felder wieder und wieder besucht, selbst professionelle Archäologen hatten Löcher und Testgräben gegraben und das Gebiet mit Metalldetektoren abgesucht – und alles, ohne auch nur eine einzige Perle finden. Ich bin sicherlich Dutzende Male auf diesen Feldern gewesen, die Augen am Boden, und habe alles abgesucht.
    Und dann eines Tages hob ich den Blick. Zum ersten Mal – zum allerersten Mal – blickte ich mit offenen Augen über die Felder. Hinter ihnen fiel das Land sanft zum Rio Grande ab, in einer Entfernung von vielleicht anderthalb Kilometern. Am Ufer standen Gruppen von Pappeln, und das Gras war saftig und grün.
    Mit meinem jugendlichen Verstand reiste ich zweihundert Jahre in die Vergangenheit. Ich sah einen Indianerstamm, der sein Lager am Flussufer aufgeschlagen hatte. Dort gab es Wasser zum Trinken und zum Kochen, reichlich Fisch, saftiges Gras für die Pferde, Schatten und Schutz unter den Bäumen. Dann blickte ich auf das trockene, öde Feld, auf dem ich stand.

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