Hüter des Todes (German Edition)
möchten Sie vielleicht noch etwas hinzufügen, Jeremy?»
«Ja. Gestern Abend habe ich mit Fontaine gesprochen. Er hatte gemeldet, dass sich eines der elektronischen Geräte in seinem Verantwortungsbereich eigenartig verhält – es schaltet sich zu unerwarteten Zeiten scheinbar von alleine ein, arbeitet eine Weile und schaltet sich wieder aus.»
Christina pfiff leise die Titelmelodie von Twilight Zone .
«Bei dem fraglichen Gerät handelt es sich um eines der Satelliten-Telefone. Als ich erfuhr, dass sich beide von Fontaine geschilderten Zwischenfälle gegen ein Uhr dreißig morgens ereignet hatten, bat ich ihn, den Flash-Speicher des Telefons zu kontrollieren.»
«Und?», fragte Stone.
«Das interne Log zeigt insgesamt vier unautorisierte Satellitenverbindungen, jede um exakt ein Uhr vierunddreißig Ortszeit. Es handelt sich um verschlüsselte E-Mails, die an einen Internet-Remailing-Dienst geschickt wurden und damit nicht nachverfolgt werden können.»
Die Anwesenden schwiegen schockiert.
Stone war aschfahl geworden. «Wie ist das möglich?», fragte er. «Niemand hat Zugang zu den Satelliten-Telefonen. Sie können nur von den Kommunikationstechnikern benutzt werden.»
«Eine eingehendere Untersuchung des fraglichen Gerätes ergab, dass es mit Hilfe einer selbstgebauten Platine manipuliert wurde. Fontaine untersucht die Platine zurzeit mit einem Oszilloskop und einem Signalgenerator, aber ihre Funktion scheint darin zu bestehen, drahtlose Textnachrichten aus dem Netzwerk der Station zu empfangen, zu speichern und sie zu später Stunde an den Satelliten zu senden, wenn die Kommunikationszentrale nicht besetzt ist. Der Satellit leitet die Sendung an den Remailing-Dienst weiter.»
Für weitere Sekunden herrschte betroffenes Schweigen. Logan entging nicht, dass die Anwesenden sich gegenseitig unbehaglich musterten.
«Wer weiß davon?», fragte Stone.
«Fontaine, ich und jetzt die hier im Raum Versammelten.»
Stone erhob den Zeigefinger. «Niemand redet darüber. Ist das klar? Niemand außer uns darf davon erfahren.» Er schüttelte den Kopf. «Gütiger Gott. Ein Spion.»
«Oder ein Saboteur», sagte Christina Romero.
«Oder beides», flüsterte Logan.
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38
Christina Romero folgte Porter Stone die schräge Leiter in den Umbilicus hinunter. Sie trug keine Atemmaske, sondern lediglich einen N-95, wie von Rush empfohlen, und die Luft roch leicht nach verrottender Vegetation. Während sie tiefer stieg, wurde es kühler, und als sie auf der Luftschleusenplattform ankam, hatte sie eine Gänsehaut auf den Armen.
Der Wachposten auf der Plattform begrüßte sie mit einem Nicken. Nach Logans Entdeckung der unautorisierten Sendungen hatte Stone – schon per se besessen von Geheimhaltung – die üblichen Wachen verdoppelt. Zusätzlich zu dem rund um die Uhr besetzten Posten oben beim Schlund gab es jetzt noch einen weiteren Wachposten hier unten auf der Plattform. Außerdem waren flächendeckend Videokameras installiert worden, die von Cory Landau und den anderen Technikern oben in der Einsatzzentrale überwacht wurden.
Tina lächelte grimmig in sich hinein. Trotz Stones Flüchen, Drohungen und Forderungen nach absoluter Vertraulichkeit hatte die Kunde von einem Saboteur – oder Spion oder Verräter – längst in der ganzen Station die Runde gemacht. Es war schon ironisch: Selbstverständlich reagierten alle mit konsternierter Betroffenheit, aber es war auch ein Gefühl von Erleichterung zu spüren. Christina hatte sich ebenfalls gefragt, ob der Saboteur in ihrer Mitte nicht auch hinter den anderen unerklärlichen Vorgängen an Bord der Station steckte.
Über ihr klapperte es laut, und dann kam Fenwick March zu ihnen hinunter. Ihm folgten zwei von Valentinos Arbeitern. Jeder der beiden trug Teile von einem Edelstahl-Hebezug unter dem Arm.
Stone sah die Gruppenmitglieder reihum an. «Okay», sagte er schließlich durch seine Maske hindurch. «Legen wir los.»
Der Wachposten nahm eine batteriebetriebene Winsch auf, und die Gruppe näherte sich dem Eingang zum Grab. Tina bemerkte, dass der Rest der Granitmauer mittlerweile sorgfältig entfernt worden und dass das erste Tor jetzt vollständig offen war. Sie machte ihre Videokamera startklar und begann zu filmen. Es war erst ihr zweiter Trip nach unten. March war inzwischen mehrere Male und Stone zweimal unten gewesen, um das Entsiegeln des zweiten Tors zu überwachen.
Als sie die erste Kammer betrat, fielen ihr zuerst die horizontalen
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