Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
blickte auf seine Hand und Tränen traten in ihre Augen. Sie schüttelte den Kopf.
»Ich kann es nicht, Thomas. Ich kann es dir nicht erklären, aber du bist ohne mich besser dran.«
Je aufgewühlter sie wurde, desto mehr negative Energien drängten sich im Raum, bis sie die Wände pulsieren ließen. Anfangs schlug das bedrückende Gefühl brutal auf ihn ein und unterminierte seine Entschlossenheit und seine Zuversicht, dass sie perfekt zusammenpassten, doch als ihre Ängste größer wurden, verstärkte sich seine Entschlossenheit, und Ruhe senkte sich herab.
» Moj prekrasnij padschij angel. « Er legte die Entfernung zwischen ihnen zurück und nahm ihre Hand. »Schlösser halten mich nicht auf. Ich kann gehen, wohin ich will. Es ist unmöglich, einen Mann wie mich auszusperren. Du hast keine Geheimnisse vor mir. Ich kann nicht damit leben und du brauchst sie nicht.« Er sah ihr fest in die Augen und wollte sie dazu bringen, dass sie verstand, was er ihr sagte.
Ihre Augen wurden groß. Der Atem stockte in ihrer Kehle. Finstere Wut breitete sich im Raum aus. Er ließ ihre Hand nicht los, selbst dann nicht, als sie sich anspannte und sie ihm zu entreißen versuchte. Er hielt sie an sich gekettet, während sich Wut wie ein Krebsgeschwür ausbreitete und der Boden unter seinen Füßen Wellen schlug. Die Kraft nahm zu und die Fenster klapperten. Er hielt sie weiterhin fest und blieb ruhig, das Auge des Orkans, rührte sich nicht und wandte keinen Moment lang den Blick von ihr ab.
»Atme jetzt einfach, Judith«, sagte er und achtete darauf, dass seine Stimme ruhig klang. »Ich bin dem Sturm ebenso sehr ausgesetzt wie du und wir stehen immer noch, er hat uns nicht umgeweht. Ich stehe immer noch bei dir. Und zu dir. Deine schlimmsten Seiten sind nicht der Rede wert, Liebling. Jeder wird ab und zu zornig und fühlt Wut und sogar Hass. Du bist ein Geistelement, und daher können leider auch andere diese finsteren Emotionen fühlen, wenn du sie herauslässt. Aber die Gefühle sind normal. Sie machen dich nicht zu einem fürchterlichen Menschen.«
Ihr Blick wich ihm aus und sie schlug die Augen nieder. Schuldbewusstsein und Scham ließen ihre Schultern herabsacken. Er wusste, dass ihr Schuldbewusstsein nicht durch ihre Wut oder durch ihre finsteren Wünsche ausgelöst wurde. Die Scham rührte daher, dass sie es nicht fertigbrachte, ihren Bruder zu rächen.
Stefan trat näher zu ihr, dicht genug, um ihr etwas von seiner Körperwärme abzugeben, ohne ihre Rundungen physisch zu berühren. Er zog ihr Kinn zu sich hoch und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Meine Scham, Judith, rührt daher, dass ich voll und ganz dazu fähig bin, anderen Menschen ohne Gnade und ohne jedes Gefühl schreckliche Dinge anzutun. Wenn du mich auffordern würdest, diesen Mann für dich leiden zu lassen oder ihn für dich zu töten, dann würde ich es erledigen. Du wolltest eine Waffe und ich stehe vor dir und bin bereit, alles für dich zu tun. Wenn du mich darum bätest, wäre es betrüblicherweise die einfachste Übung, die du jemals von mir verlangen wirst.«
Er sah ihr fest in die Augen, als er dieses Geständnis ablegte, denn er wollte, dass sie die schreckliche, hässliche Wahrheit seiner Worte hörte, fühlte und sah. Sie musste ihn kennen – den echten Stefan, nicht den erfundenen Thomas. Stefan war ein Mann der Tat und diese Taten würden nicht immer erfreulich sein. Seine Ausbildung saß tief. Bei ihr konnte er nichts anderes sein als das, was er wirklich war. Er wollte, dass Judith ihn so sah, wie er war, sich in ihn verliebte und sich an ihn band.
»Ich brauche keinen Mann, der mich errettet.«
»Kommt es dir so vor, Judith? Wie eine Rettung? Mir macht es nichts aus, dir zu sagen, dass ich dich brauche. Kann ich ohne dich leben? Selbstverständlich. Ich habe es jahrelang getan, aber kann ich nachts schlafen? Richtig durchatmen? Glück empfinden? Ich weiß es nicht, denn ich war noch nie glücklich, und da ich jetzt weiß, was es heißt, glücklich zu sein, wird es mir vielleicht schwerer fallen, ohne das Glück zu leben. Ich wünsche mir eine echte Partnerschaft mit dir. Ich möchte deine Freude in meinem Leben haben. Dein Gespür für das, was Spaß macht. Die leuchtenden Farben, die du in mir zum Leben erweckst. Ich glaube, du bist hier diejenige, die mich rettet, nicht umgekehrt.«
Sie presste ihre Lippen aufeinander und stand vollkommen still, weil sie eine Bewegung in jede Richtung fürchtete.
»Es ist nur eine Frage der
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