Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

sich jeden Moment irgendein Zivilist dem Killer unwissentlich in den Weg stellen würde. Er zählte bis drei, stieß sich ab und sprintete, während er bis fünfzehn zählte. Dann ließ er sich wieder fallen, wälzte sich herum und rutschte auf dem Bauch voran, wobei er die Ellbogen und die Zehen benutzte, um möglichst schnell hinter Steinen und Farn Sichtschutz zu finden.
    Kugeln spuckten ihm Erdbrocken ins Gesicht und prallten von den Steinen ab, die ihm am nächsten waren. Er war dankbar dafür, dass Ivanov schon immer aus nächster Nähe getötet und für den finalen Todesstoß selten eine Schusswaffe eingesetzt hatte. Er zog Hieb- und Stichwaffen vor, aus nächster Nähe, damit er sein Opfer leiden sehen konnte. Trotzdem würde er ihn mit einem Maschinengewehr eindeutig erwischen können, falls Stefan es sich gestattete, leichtsinnig zu werden.
    Wo zum Teufel bleibst du, Stefan?
    Ich halte ihn von dir fern. Was zum Teufel dachtest du denn?, fauchte Stefan.
    Auf seiner Straßenseite gingen ihm die Sträucher zur Deckung aus. Wenige Wagen waren hier geparkt und ihm blieb nur die Wahl, den Weg über die Dächer einzuschlagen oder das Risiko einzugehen, die Straße zu überqueren. Keines von beidem war eine gute Idee, aber er musste dafür sorgen, dass Ivanov sich auf ihn konzentrierte. Widerstrebend zog er seine Waffe aus dem Halfter und der Kolben fühlte sich vertraut in seiner Handfläche an. Er wollte keine Irrläufer riskieren, die in ein Haus eindrangen, aber, verdammt noch mal, er musste sehen, dass er schleunigst die Oberhand über Ivanov gewann.
    Ich höre nichts davon, dass das Feuer erwidert wird, sagte Lev.
    Ich gebe nur dann Schüsse ab, wenn ich mein Ziel treffen kann, und ich habe den Mistkerl nicht im Visier. Ich kriege ihn, sagte Stefan und ließ Zuversicht in seine Stimme einfließen. Im Moment will ich mich in eine Position bringen, in der er sich auf mich konzentrieren wird und trotzdem keinen sicheren Schuss abgeben kann, während ich deinen Knöchel aus dieser Falle befreie.
    Meine Wade, verbesserte ihn Lev. Sie hat sich um meine Wade geschlossen. Der Bastard wusste wahrscheinlich, dass wir Stiefel tragen würden. Wir haben ihn beim Töten gestört. Irgendjemand wird zwangsläufig den Sheriff anrufen. Um diese späte Stunde werden Jonas und Aleksandr dem Ruf Folge leisten. Aleksandr wird den Ernst der Lage sofort erkennen. Und meine Frau ist auf dem Kriegspfad. Sie wird nicht bleiben, wo sie ist, Stefan. Sie wird angerannt kommen.
    Der Schmerz, der sich in Levs Stimme eingeschlichen hatte, gefiel Stefan gar nicht. Männer wie sein Bruder zeigten niemals ihren Schmerz, es sei denn, die Schmerzen waren wirklich schlimm. Er war verletzt. Ernsthaft verletzt. Wenn Stefan den Schmerz seines Bruders fühlen konnte, dann konnte seine Frau ihn zweifellos auch fühlen. Er kannte sie noch nicht, aber eine Frau, die es mit seinem Bruder aufnehmen konnte, musste stark sein. Sie war Seeigeltaucherin und Kapitän auf einem Boot draußen auf dem Meer. Sie musste furchtlos sein.
    Ich komme zu dir. Halt still und gib mir ein paar Minuten Zeit.
    Lev seufzte. Das ist leichter gesagt als getan.
    Stefan lauschte gebannt. Ivanov verursachte keinerlei Geräusche, um seinen Standort nicht zu verraten, doch die Schüsse waren von seiner linken Seite gekommen. Dort war auch Lev, irgendwo hinter Ivanov. Stefan wollte Ivanov keine Gelegenheit geben, sich im Bogen zu Lev vorzuarbeiten; er durfte ihn nicht erwischen, solange er in der Falle saß. Er zweifelte nicht daran, dass Lev sich gegen ihn zur Wehr setzen konnte, aber je mehr er sich bewegte, desto tiefer würde sich die Falle in sein Bein sägen.
    Beschreib mir die Falle in allen Einzelheiten. Stefan durfte keinen Fehler machen. Es war möglich, dass er die Falle aus der Ferne öffnen konnte, aber dafür brauchte er Raum zum Atmen. Der Gedanke daran, dass Levs Ehefrau nach Sea Haven geeilt kam, war beunruhigend, wenn Ivanov frei herumlief und zum Töten aufgelegt war.
    Sie sieht aus wie eine alte Bärenfalle, nur größer, und mit riesigen Zacken. Sie sitzt um meine Wade und ich kann sie nicht öffnen. Ich bin ein starker Mann, aber er hat sie irgendwie manipuliert und sie sägt jedes Mal, wenn ich mich bewege oder sie zu öffnen versuche, in mein Bein. Dicht unter dem Boden sind Ketten eingegraben, die sich nach verschiedenen Richtungen ausbreiten. Es sind mindestens fünf.
    Levs Schilderung bestätigte Stefan, dass er diesen speziellen Fallentyp bis in alle