Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
etwas mein Bein durch. Er hat die Verbindung abrupt abreißen lassen, aber ich wusste, dass er es war. Als es passiert ist, konnte er nicht schnell genug Barrieren errichten. Er muss schreckliche Schmerzen gehabt haben, aber als ich den Kontakt zu ihm aufgenommen habe, hat er behauptet, sie kämen allein zurecht. Bitte . Ich will nicht mehr reden. Lasst uns einfach losfahren.«
»Wir können im Wagen darüber reden«, beschloss Blythe. »Fahren wir.«
Ihre Schwestern eilten bereits die Treppe hinunter. Judith folgte ihnen, obwohl sie stolperte und wacklig auf den Füßen war. »Wo sind sie?«
»In Sea Haven. Ich weiß, dass sie in Schwierigkeiten stecken. Wir müssen ihnen helfen.« Ein Schluchzen schwang in Rikkis Stimme mit. Sie schlang ihre Finger eng umeinander.
Die Nachtluft schlug Judith entgegen. Der Nebel war so dicht, dass es beinah unmöglich war, die Hand vor den Augen zu sehen. Sie konnte das Wasser hören, das aus ihren Gartenschläuchen lief, und sah sich um. Rikki war sehr aufgewühlt, wenn das Wasser ihrem Ruf mit solcher Heftigkeit Folge leistete. Ihre Befürchtungen waren ansteckend und sprangen von einer Frau auf die andere über, bis sie alle außer sich waren. Judith achtete zwar immer sorgsam darauf, ihre Selbstbeherrschung zu bewahren, doch sie hatte es nicht leicht, da jetzt all ihre Schwestern die Fassung verloren.
Es war ihr unmöglich, ihre natürliche Empathie zu zügeln, und wenn sie derart benebelt war und kaum dahinterkam, was alle zu ihr sagten, konnte sie es erst recht nicht. Über ihren Köpfen zogen brodelnde Gewitterwolken am Himmel auf. Wind erhob sich, heulte zwischen den Bäumen und wirbelte Laub und morsche Äste in die Luft. Blitze ließen die Ränder der unheilverkündenden dunklen Wolken rot glühen.
Judith tat ihr Bestes, um die Kontrolle über sich zu behalten, doch schon jetzt, ehe sie sich alle in den engen Wagen gezwängt hatten, konnte sie fühlen, dass die Emotionen der anderen Frauen direkt proportional zu ihren eigenen Gefühlen stärker wurden. Und ihre eigenen Gefühle gerieten außer Kontrolle, weil Rikki solche Angst um Levi hatte.
»Möchte eine von euch beiden uns vielleicht erklären, was hier vorgeht?«, fragte Blythe mit ruhiger Stimme, als sie in den Kombi stiegen, das Nutzfahrzeug der Farm, das vor Judiths Haus bereitstand. Blythe schien die Einzige zu sein, die noch Boden unter den Füßen hatte, als sie das Geländefahrzeug anließ und die Auffahrt zu dem Tor mit den kunstvollen Verzierungen hinunterraste.
»Thomas und Levi sind Brüder«, gestand Judith. »Er ist hergekommen, um Levi zu warnen. Dieser abscheuliche Mann aus Russland hat die Geschichte, dass er tot ist, nie geglaubt. Er ist hier, um Levi zu finden und ihn zu töten.«
Stefan. Wo bist du? Sie versuchte, mit ihm in Verbindung zu treten, weil sie wissen musste, dass ihm nichts fehlte.
Einen Moment lang glaubte sie, ihn erreicht zu haben. Sie fühlte sogar tatsächlich seine physische Anwesenheit, doch ihr Gehirn war immer noch benebelt und die Verbindung entglitt ihr.
Lissa stieß zischend ihren Atem aus. »Ich erinnere mich daran, dass Inez von diesem Mann erzählt hat. Er hieß Petr Ivanov. Er hat alle möglichen Fragen gestellt – in der Ortschaft, in Fort Bragg, in Noyo Harbor und in Albion. Er ist sogar zu Jonas gegangen und hat behauptet, er sei ein Vertreter der russischen Regierung und untersuche den Tod eines ihrer Staatsbürger.«
»Er war in Judiths Laden«, fügte Airiana hinzu. »Seine Aura war wirklich furchteinflößend. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
Judith erinnerte sich noch daran, wie schlecht ihr geworden war, als Ivanov in ihren Kaleidoskopladen gekommen war und Fragen gestellt hatte. Sie hatte es kaum ausgehalten, im selben Raum wie er zu sein. Dieselbe Übelkeit hatte sie verspürt, als Stefan ihr gestanden hatte, dass er nach Sea Haven gekommen war, um seinen Bruder vor dem Killer zu warnen.
»Ivanov war in meinem Haus«, sagte Rikki und zog ihre mit Gewichten beschwerte Decke tröstend um sich. »Jonas ist mit ihm rausgekommen. Ich dachte, ich hätte ihn davon überzeugt, dass ich Levi nie gesehen habe.«
»Du musst deine Sache gut gemacht haben«, sagte Judith beschwichtigend, »denn er hatte keine Ahnung, wo Levi ist. Er ist nur zurückgekommen, um nach Anhaltspunkten zu suchen. Wenn er geglaubt hätte, Levi sei mit dir zusammen, hätte er die Farm ausgekundschaftet.«
»Warum haben Levi und Thomas nicht einfach Jonas angerufen?«, fragte
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