Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
tatsächlich etwas aus ihm machte, musste er feststellen, dass er dieses Gefühl zu sehr auskostete. Für diese Frau war es kinderleicht, ihn um den Finger zu wickeln.
Sie hielt seine Hand, als sie gemeinsam durch die Gärten liefen, die Brise über sie glitt, an Strähnen seines Haars zog und ihr Haar zerzauste. Er mochte es, wie sie sich gemeinsam voranbewegten und miteinander schwiegen, entspannt und locker. Stefan Prakenskij war in Gegenwart eines anderen Menschen nie wirklich ungezwungen. Thomas Vincent hätte keine Schwierigkeiten damit, andere in seiner Nähe zu haben, und das galt auch für all seine anderen Rollen, aber nicht für Stefan; und doch war es Stefan, der neben Judith herlief, ihre Hand hielt und sich vorkam, als hätte sie ihm ein Wunder beschert.
Er konnte seinen Kopf kaum umdrehen, weil sein Nacken so stark anschwoll. Der Schmerz machte ihm nichts aus, ein lästiges kleines Brennen, das er kaum zur Kenntnis nahm, aber gerade dieser Schmerz hatte ihm eindeutig Judiths volle Aufmerksamkeit eingetragen. Sie rieb ständig mit ihren Fingern seinen Arm und warf unter ihren langen, dichten Wimpern immer wieder besorgte Seitenblicke auf ihn. Es erstaunte ihn, dass eine einzige Frau tatsächlich die Denkweise und das Vorgehen eines Mannes verändern konnte, wenn nicht sogar noch mehr – den Grund seines Daseins.
Sie führte ihn die Stufen zu ihrem Haus hinauf, einem großen zweistöckigen Gebäude. Das Haus war mitten in den Gärten eingebettet und das hieß, wenn sie aus einem der vielen Fenster sahen, waren sie von einer grandiosen Farbenpracht umgeben.
»Meine Studios sind im Erdgeschoss«, erklärte Judith, als sie die Haustür öffnete.
Sowie Stefan ihre Diele betrat, fühlte er wieder, wie schon am Tor der Farm, die subtile Verlagerung der Energien um ihn herum. In diesem Haus lebte und atmete Judiths Kraft, die herbeiströmte, um ihn einzuhüllen, und seine Freude über die Entdeckung steigerte, dass Judith nahezu euphorisch war. Er kämpfte bereits gegen ihre körperliche Anziehungskraft an, eine weitere neue Erfahrung für ihn, die seine Selbstdisziplin auf eine harte Probe stellte, aber jetzt war diese rasende Gier noch maßlos verstärkt.
Er atmete tief ein und machte einen weiteren Schritt ins Haus. Ihr Duft traf ihn schwer und löste ein solches Verlangen aus, dass er sich schlicht und einfach umdrehte und mit der Schuhspitze die Tür zutrat, während er mit einer Faust ihr Haar packte, sie rückwärts vor sich herschob und gleichzeitig seinen Mund heftig auf ihre Lippen senkte. Ihre Lippen öffneten sich, nahmen ihn entgegen, hießen ihn willkommen und akzeptierten seine Invasion. Als er sie mit dem Rücken an die Tür drängte, schlang sie ihm die Arme um den Hals.
Er wollte nirgendwo anders sein als genau da, wo er war, und sie verschlingen, all diese wundervolle Leidenschaft kosten, ein tiefer Brunnen, aus dem sich Flammen in ihn ergossen, und all das gehörte ihm ganz allein. Er hatte seine Ansprüche geltend gemacht, ihr sein Mal eingebrannt und ihr seine Seele gegeben. Er musste ihre Haut berühren, diese nackte Fläche, die ihn zu einer Erkundung einlud. Seine Hand streichelte sie und fand die faszinierende Goldkette. Er zog daran.
»Du solltest das und nichts anderes tragen, Judith«, murmelte er und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen bis zum Kinn, an dem er zart mit seinen Zähnen knabberte. »Ich schwöre dir, dass ich dich nicht drängen werde. Ich will alles richtig machen. Ich will keine sengende Glut für eine Nacht, und das war es dann. Ich will dich für immer, Judith. Ich will jede verdammte Nacht mit dir und jeden einzelnen Tag.«
Sie klammerte sich an ihn und atmete ebenso schwer wie er. »Für immer kann es für uns nicht geben. Du hast keine Ahnung, was mit mir los ist. Du verstehst es wirklich nicht, Thomas, und ich hätte das niemals zulassen dürfen.«
»Dann lass uns darüber reden. Erkläre es mir. Ich weiß, dass du ein Geistelement bist. Ich selbst besitze auch Gaben, Judith, und natürlich können sie außer Kontrolle geraten, das kann bei jeder Gabe passieren.«
»Genau.« Sie ließ ihre Arme sinken und trat einen Schritt zurück.
Auf einmal fühlte er sich unerklärlich leer. Er bestimmte in seiner Welt, nicht eine Frau. Nicht sein Betreuer. Kein anderer. Und doch fiel ihm das Atmen zunehmend schwerer, weil er wusste, dass sie drauf und dran war, ihn rauszuschmeißen.
Er legte beide Hände auf die Tür neben ihrem Kopf, um ihr den
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