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Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)

Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)

Titel: Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Blieberger
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surrendes Geräusch. Sie zwang sich an den Bäumen vorbeizugehen und erstarrte. Die Quelle des Geruchs waren die Leichen ihrer Angreifer. Ihre Verfolger hatten nicht mal die Körper ihrer eigenen Männer mitgenommen, sondern sie einfach hiergelassen.
    Ihre leblosen Augen schienen in den Himmel zu starren. Ihre Haut war bleich und wächsern. Der Gestank kam von dem geronnenen Blut, das sich um ihre Wunden ausgebreitet hatte. Das Surren wurde von den Insekten erzeugt, die um die Leichen kreisten. Wie gebannt suchten ihre Augen jedes furchtbare Detail. An einem der Körper hatte sich wohl schon etwas Größeres als eine Fliege gütlich getan, denn aus seinem Gesicht fehlten ganze Fetzen und die Knochen schimmerten hindurch. Das war zu viel, Säure schoss aus ihrem Magen hoch. Sie schaffte es gerade noch sich vorzubeugen, als sie sich würgend erbrach. Sie übergab sich, bis ihr Magen leer war und ihre Kehle brannte. Sie zitterte am ganzen Körper, ihre Flucht, die Nacht mit Darios, diese ganze Geschichte von Hüterin und Gefängniswelten, all das war ihr immer noch wie ein Traum erschienen. Aber diese Leichen hier, die waren furchtbar real. Sie musste hier weg, wenn sie nicht auch so enden wollte.
    Taumelnd kam sie hoch und schleppte sich zur Mitte der Stelle, peinlich darauf bedacht, die Körper nicht noch mal anzusehen. Sie hob ihren Arm und sah auf den Kopass, Norden war etwas links von ihr. Sie richtete sich aus und lief los.
    Ihr Verstand riet ihr zwar langsamer zu gehen, um sich nicht noch ein Bein zu brechen, aber die Furcht vor den Verfolgern und was sonst noch in dieser Welt auf sie warten mochte, trieb sie voran. Sie rannte, unterbrochen von mehrmaligen Blicken auf den Kompass, immer weiter, bis sie zu Keuchen begann und ihre Seiten zu stechen anfingen. Schwer atmend blieb sie stehen, laut Darios hätte das Portal nicht weit von der Angriffstelle sein sollen. Sie sah auf die Uhr, sie war geradewegs nach Norden gelaufen, und zwar schon seit fast einer halben Stunde. Bei ihrem Tempo hätte sie die Stelle schon längst erreichen müssen. Aber möglicherweise waren ihre und Darios Meinung von nah nicht identisch. Sie ging weiter, aber diesmal langsamer.
    Nach mehreren Blicken auf ihre Uhr und am Ende ihrer Kräfte hielt sie wieder an. Cassandras Herz hämmerte inzwischen vor Anstrengung und die Füße taten ihr weh. Sie war nun schon fast zwei Stunden unterwegs und noch immer war nichts von einer Lichtung zu sehen, geschweige denn von einem alten knorrigen Baum. Hatte Darios sie reingelegt? Aber den Gedanken verwarf sie gleich wieder. Wenn er ihr hätte schaden wollen, hätte er das leichter haben können. Aber sie war die ganze Zeit nach Norden gelaufen, auch jetzt zeigte der Kompass direkt auf den Weg vor ihr. Sie war ja nicht gerade eine Expertin, was das Überleben in der Wildnis anging, aber einen Kompass konnte sie sehr wohl lesen. Aber sie war hier nicht auf der Erde, was wenn der magnetische Pol hier gar nicht im Norden lag? Ihr wurde kalt, was wenn sie die ganze Zeit in die falsche Richtung gelaufen war?
    Hektisch sah sie sich um, sie befand sich nicht mal mehr auf einem Weg, rund um sie waren nur Bäume, Büsche und andere Pflanzen. Panik überflutete sie, sie hatte sich total verlaufen. Ihr Herz hämmerte noch schneller. Deprimiert und völlig erschöpft lehnte sie sich an einen der Bäume und ließ sich am Stamm abwärts rutschen. Das Moos unter ihr war weich und sie war so verdammt müde. Am liebsten wäre sie einfach hier sitzen geblieben. Aber was dann? Sie konnte nicht ewig hier bleiben, irgendwann würde die Ablenkung sie nicht mehr schützen. Und erst der arme Darios, falls sie ihn erwischt hatten, wurde er vielleicht sogar schon gefoltert. Sie zermarterte sich den Kopf, sie war die ganze Zeit in eine Richtung gelaufen, und bis zur Angriffstelle waren sie auch gerade in den Wald gerannt. Sie würde zum Waldrand zurückfinden, aber was dann? Sie hätte sicher auch in die kleine Siedlung zurückgefunden. Aber was wenn sie Darios schon gefasst hatten? Dann würde es ihr auch nichts nützen sich als seine Schülerin auszugeben. Sie griff sich einen der Zapfen, zwischen denen sie saß, und schleuderte ihn heftig gegen einen der Bäume und fluchte dabei: „Verdammt noch mal.“ Es war einfach nicht fair, warum hatte dieser ganze Hütermist gerade sie treffen müssen? Sie ließ den Kopf hängen und umklammerte ihre Knie, Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wollte einfach nur nach Hause, vor ihrem

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