Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
inneren Auge erschien das Bild des alten Hauses mit den vielen Bildern. Plötzlich spürte sie ein Ziehen an sich, als ob ein starker Wind an ihr reißen würde. Sie öffnete verblüfft die Augen, aber kein einziger Grashalm bewegte sich und doch zog etwas an ihr, auch wenn es jetzt schwächer geworden war. Ihre Gedanken überschlugen sich, was war gerade passiert? Sie hatte sich hingesetzt, etwas gegen einen Baum geworfen und dann geweint und dann …, dann hatte sie an das Haus ihrer Tante gedacht. Sie konzentrierte sich wieder darauf, und der Sog verstärkte sich. Sie hielt ihre Konzentration auf das Bild des Hauses gerichtet und erhob sich langsam. Das Bild von Darios Welt hatte sie zu sich gerufen, was wenn es auch umgekehrt funktionierte? Vorsichtig ging sie Schritt für Schritt in die Richtung, in die sie gezogen wurde. Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie so gegangen war. Denn sie wagte nicht, ihre Konzentration auch nur für einen Moment zu vernachlässigen. Aber mit jedem Schritt wurde der Sog stärker, bis sie schließlich eine Lichtung erreichte. Eine Lichtung, in deren Zentrum ein alter knorriger Baum stand. Sie atmete zittrig tief ein und wieder stiegen Tränen in ihre Augen, aber diesmal vor Erleichterung, sie hatte es geschafft. Sie eilte zu dem Baum und legte die Hände dagegen, sofort begannen ihre Handflächen zu prickeln. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich noch mal mit aller Kraft auf das Haus. Der Sog war sofort wieder da, diesmal schien er wie ein Orkan an ihr zu reißen, bis sie nach vorne kippte.
Als sie die Augen wieder öffnete, kniete sie am Boden vor dem Bild von Darios Welt. Für einen Moment krallte sie einfach nur ihre Finger in den Teppich und genoss das Gefühl, wieder in einer vertrauten Umgebung zu sein. Außerdem erschien ihr alles, jetzt wo sie wieder hier war, mehr als verrückt. Vermutlich war sie ohnmächtig geworden und hatte sich alles nur eingebildet.
Sie rappelte sich auf und sah zu dem Bild. Es zeigte wie immer nur den menschenleeren Marktplatz und es zog auch nicht mehr an ihr. Sie schlang die Arme um sich, sie brauchte Ruhe und ein stabiles Privatleben, kein Wunder, dass sie sich einen exotischen Liebhaber herbeiträumte.
Um die letzten Zweifel zu vertreiben, streckte sie die Hand aus und legte die Fingerspitzen sacht auf das Bild. Sofort schoss ein Prickeln durch ihren Arm. Sie stöhnte gequält auf, entweder sie war völlig verrückt, dann war sowieso jede Überlegung müßig, oder es war alles real gewesen. Eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf flüsterte ihr zu, dass sie nicht zurück musste, das hatte Darios eindeutig gesagt. Aber als sie an ihn dachte, stieg sofort schlechtes Gewissen in ihr auf. Falls sie ihn gefasst hatten, dann wurde er vermutlich schon gefoltert. Wenn sie an das arme Mädchen in der Zelle dachte, wollte sie lieber gar nicht erst wissen was sie einem Verräter wie ihm antun würden. Er war ihretwegen in dieser Lage, sie schuldete es ihm. Davon abgesehen brach ihr der Gedanke an seine Schmerzen das Herz ebenso wie der an das kleine Mädchen. Sie mochte sich das nicht ausgesucht haben, aber sie war ihre einzige Chance. Sie hatte keine Zeit zu verlieren, sie schob ihre Panik beiseite und eilte zur Küche.
Dort lag noch immer das Triskelen Amulett. Sie atmete erleichtert auf, zum Glück war es noch da. Ihre Hände zitterten, als sie danach griff. Wer hätte gedacht, dass das alte Ding so wichtig sein könnte? Jetzt brauchte sie nur noch das Buch. Sie erinnerte sich, im Bürozimmer ihrer Tante Bücher gesehen zu haben. Sie ging nach oben und legte das Schmuckstück auf den Schreibtisch. Sie wandte sich den Büchern zu und zog jedes Einzelne aus dem Regal. Laut Darios Anweisung besah sie sich die Buchdeckel, das Richtige musste eine Triskele auf dem Einband haben.
Sie brauchte nicht lange zu suchen, schon im zweiten Regal wurde sie fündig. Es war eine alte, schwere Schwarte. Sie schleppte es zum Tisch und nahm dann davor Platz. Auf dem Buchdeckel war eine große Ausgabe des Amuletts abgebildet. Sie konnte nur hoffen, dass es am Anfang so etwas wie einen Crashkurs für den Einsatz des Amulettes gab, denn den ganzen Schmöker zu lesen, würde Tage dauern. Sie schlug es auf und riss entsetzt die Augen auf. Was immer das für eine Sprache war, sie erkannte nicht mal die Buchstaben.
Ihre Gedanken rotierten, sie brauchte eine Übersetzung. Ihr fiel ihr Laptop ein. Den hatte sie mit auf die Reise genommen, um nicht völlig den
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