Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
Anschluss an die Welt zu verlieren. Ein hysterisches Kichern stieg in ihr hoch, als ob sie noch besonders viel mit der normalen Welt zu tun hätte. Vielleicht sollte sie nach einer Gebrauchsanleitung für magische Gefängnisse suchen. Sie rieb sich die Augen, sie war todmüde, aber sie hatte keine Zeit auszuflippen. Sie drückte sich vom Sessel hoch und holte den Laptop.
Sie suchte nach Bildbeispielen für alte Zeichen und Schriften. Zu ihrer Überraschung war es keine Sprache aus dem antiken Mittelmeerraum, wie zu erwarten gewesen wäre, sondern keltische Runen. Aber ein ganzes Buch Zeichen für Zeichen zu übersetzen war ein Ding der Unmöglichkeit, vor allem da ihr die Zeit fehlte. Sie brauchte einen Fachmann, wie Jacob. Er hatte schließlich gesagt, er würde Übersetzungen machen und sich für die Bücher ihrer Tante interessieren. Er konnte ihr vielleicht helfen, aber wie sollte sie ihn überzeugen? Sie konnte ihm ja schlecht erzählen, dass sie die Übersetzung so schnell bräuchte, weil sie eine Welt vor einer Tyrannin retten müsste. Und da war ja auch noch die Sache mit Darios. Jacob wollte etwas von ihr, das hatte er deutlich gemacht. Wenn sie ihm erklärte sie wolle mit dem Wissen ihren Liebhaber retten, würde er nicht eben begeistert sein. Sie hasste es zu lügen, vor allem hasste sie es so nette Menschen wie Jacob zu belügen, aber was blieb ihr schon übrig? Sie sah auf die Uhr, es war schon spät abends. Heute konnte sie Jacob nicht mehr stören. Sie würde morgen früh bei ihm vorbeischauen und dann hoffentlich eine gute Geschichte parat haben. Müde quälte sie sich hoch und schleppte sich in ihr Schlafzimmer. Ihr graute vor den Albträumen, die sie haben würde, aber sie musste schlafen, um wieder zu Kräften zu kommen.
13.Kapitel
Als Cassandra am Morgen aufstand, fühlte sie sich nur unwesentlich ausgeruhter als am Abend zuvor. Zuerst war sie zwar eingeschlafen, hatte aber einen furchtbaren Albtraum von Darios in Ketten an einer Kerkerwand gehabt. Danach war an Schlaf nicht mal mehr zu denken gewesen. Also hatte sie gegrübelt, vor allem wie sie Jacob die ganze Geschichte verkaufen sollte. Noch vor Sonnenaufgang war ihr eines klar gewesen, sie musste ihm die Wahrheit sagen. Denn einen anderen auch nur halbwegs plausiblen Grund, warum er in Rekordtempo ein antikes Buch für sie übersetzen sollte, gab es nicht. Natürlich würde er sie ohne Beweise für verrückt halten, aber sie konnte ihm zumindest die Sache mit den Portalen beweisen. Dafür musste sie ihn allerdings ins Haus locken.
Sie hatte sich inzwischen angezogen, ein wenig Toast und einen Kaffee hinuntergewürgt und aus dem Fenster gestarrt. Jetzt war es sieben Uhr morgens, er würde hoffentlich schon auf sein. Sie griff nach ihrem Handy, wählte seine Nummer und wartete atemlos. Nach einigen Pieptönen meldete er sich: „Lottwell.“ Jetzt kam es darauf an, sie würgte den Klos in ihrem Hals hinunter und krächzte: „Guten Morgen Jacob, ich bin es, Cassandra. Tut mir leid wegen der frühen Störung, aber ich habe einen Notfall hier im Haus. Würdest du vorbeikommen?“ „Bist du verletzt?“, fragte er alarmiert. „Nein, mir geht es gut, aber es ist wirklich dringend.“ „Also gut, ich komme noch schnell rüber, bevor ich in die Bibliothek fahre.“ „Danke.“
Cassandra lief unruhig auf und ab. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass erst zehn Minuten vergangen waren, aber es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Ihre Handflächen waren feucht vor Nervosität und ein Stein schien auf ihrer Brust zu liegen. Das Buch und das Amulett hatte sie oben im Bürozimmer gelassen, sie wollte ihn nicht gleich verschrecken. Entweder ihr erster Versuch klappte, oder er würde sie für eine Irre halten.
In dem Moment hörte sie das Quietschen von Reifen. Ein Blick nach draußen zeigte ihr Jacob, der fast schon aus dem Auto sprang. Sein ebenmäßiges Gesicht wirkte angespannt, ihr schlechtes Gewissen verstärkte sich. Aber sie ignorierte es, sie konnte sich keine Schwäche leisten. Sie eilte zur Haustür und öffnete sie, ehe er klopfen konnte. Er sprudelte hervor: „Mein Gott Cassandra, du bist ja ganz blass. Was ist denn passiert? Was kann ich tun?“
Sie wischte sich nervös die feuchten Hände an ihrer Hose ab und erwiderte: „Komm mit, ich zeige es dir.“
Sie eilte vor ihm die Treppe hoch und führte ihn in den ersten Stock. Beim ersten Bild im Gang blieb sie stehen. Es war eines der hübscheren Exemplare, es zeigte eine idyllisch
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