Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
bestanden hätte, Darios zu glauben und den Schmerz und die Sehnsucht in seinen Augen für echt zu halten.
16.Kapitel
Kurz darauf war der Wächter zurückgekommen und hatte ihr eine warme Decke, einen Krug mit Wasser und eine Schale mit Eintopf gebracht. Sie hatte ihrem ersten Impuls, es trotzig an die Wand zu werfen, widerstanden. Sie würde ihre Kraft brauchen, also begann sie zu essen.
Sie stellte ironisch fest, dass es besser schmeckte, als der Eintopf ihrer Gastgeberin bei ihrer ersten Ankunft. Was war das bloß für eine Welt, in der Gefangene besser aßen als die Bürger?
Sie hatte kaum den letzen Bissen geschluckt, als der Wächter zurückkam und ihr ein Bündel in die Zelle legte. Sie musterte es misstrauisch, er sagte: „Bitte zieht es an, die Königin erwartet euch.“ „Sicher nicht, solange du hier rumstehst“, fauchte sie. „Natürlich nicht, werte Dame“, antwortete er höflich und verließ die Zelle, leider nicht ohne sie abzusperren. Aber immerhin, er hatte sie mit Höflichkeit behandelt, Darios Plan schien aufzugehen. Sie schnürte das Bündel auf. Wäre ihre Lage nicht so ernst gewesen, sie hätte vor Freude geseufzt, das Kleid war ein Traum. Im Gegensatz zu ihrem groben Übergewand bestand es aus feinster Seide. Die Farbe war ein warmer Pfirsichton, der ihr schwarzes Haar und ihre leicht gebräunte Haut schmeichelhaft hervorhob. Es war fast bodenlang und von der Taille abwärts locker fallend. Der Oberkörper hingegen lag eng an und endete oben in einem raffinierten Auschnitt und leicht ausgestellten kurzen Ärmeln, was sowohl ihren Busen, als auch ihre schlanke Gestalt betonte. Sogar ein wenig Schmuck lag dabei. Ein Haarkamm, der mit Rubinen verziert war und eine Kette aus denselben Steinen. Sie zog die Sachen an und bedauerte es keinen Spiegel zu haben. Aber sie sollte ohnehin besser bei der Sache bleiben.
„Du siehst wunderschön aus“, erklang da Darios samtige Stimme. Sie fuhr herum und fauchte: „Schleich dich nicht immer so an. Du hast mir doch nicht etwa zugesehen?“ Er erwiderte bitter: „Du denkst wirklich nur das Schlechteste von mir.“ „Wundert dich das?“ Er presste kurz seine vollen Lippen aufeinander, wandte sich dann aber ab und befahl: „Öffne.“ Der Wächter gehorchte und sie trat in den Gang. Darios hielt ihr seinen Arm hin. Sie wich vor ihm zurück, er seufzte: „Das ist bei Hof so üblich.“ Zögernd legte sie ihre Hand auf seinen Arm und ließ sich den Gang entlang und dann die Treppe hochführen. Als sie wieder allein waren, sagte er sanft: „Keine Sorge, du wirst das schon schaffen.“ Sie erwiderte schnippisch: „Natürlich, falls ich patze, kannst du es ja mit einer Lüge wieder ausbessern. Darauf verstehst du dich ja.“ Er sagte nichts, aber sein Arm wurde steif. Sie zwang sich, es zu ignorieren.
Nach einigen weiteren Gängen führte er sie in ein luxuriöses Gemach. Es war zweifelsohne ein Schlafzimmer, allein das riesige Bett wies darauf hin. Sie verspannte sich und zischte ihm zu: „Was soll das?“ Er flüsterte zurück: „Alles in Ordnung, sie will nur mit dir sprechen.“ Sie, nämlich Isobel, die vor dem Bett stand donnerte: „Was habt ihr in meiner Gegenwart zu flüstern?“ Darios erwiderte lächelnd: „Unsere Hüterin ist es nur nicht gewöhnt, in einem Schlafzimmer empfangen zu werden. Also habe ich sie beruhigt.“ Sie musterte Cassandra eisig und fragte kalt: „Bist du unsere Hüterin?“ „Ich sagte doch sie ...“, begann Darios aber Isobel schnitt ihm hart das Wort ab: „Sie hat eine Zunge, nicht wahr? Also Cassandra bist du unsere Hüterin?“
Praktisch jeder Muskel in ihrem Körper verkrampfte sich vor Nervosität. Sie durfte nicht zu abweisend, aber auch nicht zu überzeugt wirken. „Also?“, setzte Isobel ungnädig nach. Cassandra räusperte sich und sagte dann: „Ich muss gestehen, einige eurer Methoden erscheinen mir … nun ja etwas hart. Aber Darios hat mir ein paar interessante Möglichkeiten aufgezeigt. Ich würde gerne mehr erfahren.“ Sie zwang sich völlig unbewegt zu wirken und betete still, dass diese Hexe nicht auch noch Gedanken lesen konnte. Isobels Blick flog kurz zu Darios, als er wieder zu ihr zurückkehrte, war ein süffisantes Grinsen auf ihre Züge getreten. Sie fragte ironisch: „Diese Möglichkeiten haben nicht zufällig etwas mit dem zu tun, was sich gerade unter seiner bestickten Hose verbirgt?“ Hitze schoss in Cassandras Gesicht und machte ihre ausdruckslose Miene zunichte. Darios
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