Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
keinen Verdacht schöpfen.
22.Kapitel
Lügen lag ihr nicht, es war furchtbar Darios mit jedem Wort und jeder Geste etwas vorzumachen. Also hatte sie sich, gleich nachdem sie ins Zelt zurückgekommen war, ins Bett verzogen und gemurmelt: „Ich bin todmüde, ich will nur noch schlafen.“ Zum Glück hatte er auch das geschluckt, oder er war nur zu beschäftigt gewesen, um sich zu ihr zu legen. Denn kaum war sie unter die Decken geschlüpft, hatte er das Zelt verlassen. Ob er nur in sein Eigenes gegangen war, oder wieder mal irgendeinen Plan verfolgt hatte, war ihr nicht klar gewesen. Aber sie war zu erleichtert gewesen nichts mehr vorspielen zu müssen, als dass sie darüber gegrübelt hätte.
Nach einigen Stunden, in denen sie sich unruhig herumgerollt hatte, war sie aufgestanden, hatte ein halbwegs praktisches Kostüm herausgesucht und es angezogen. Sie nahm das Amulett, das Darios zum Glück in ihrem Zelt gelassen hatte, und hängte es sich um den Hals. Sie ging nach draußen und bemerkte überrascht einen Wächter vor ihrem Zelt. Sie fragte: „Wer hat dir befohlen, hier zu Stellung zu beziehen?“ Er antwortete respektvoll: „Der Hexenmeister Darios Hüterin. Ich habe während der Nacht über euch gewacht. Er hat mich ebenfalls angewiesen euch, sobald ihr es wünscht, zu dem Portal hier in der Nähe zu geleiten.“
Sie weitete überrascht die Augen und fragte: „Gibt es hier ein Problem, um das er sich kümmern muss?“ „Nein Hüterin, aber er ist schon vor Stunden zur Hauptstadt aufgebrochen. Baron Arik wird mit den restlichen Leuten folgen, sobald ich euch zum Portal gebracht habe.“ Er hatte es ja verflucht eilig seinen Thron zu besteigen, dass er seine Liebste und Königin nicht mal selbst zum Portal bringen konnte. Der Gedanke versetze ihr einen Stich, aber sie schalt sich gleich darauf eine Närrin. Sie sollte froh darüber sein, das ergab weniger Möglichkeiten sich zu verraten. Nur dumm, dass ihr Herz das ganz anders sah. Wenn Darios sie bei dem Versuch ihn zu verbannen nicht umbrachte, würde es wahrscheinlich der Schmerz über seinen Verlust tun. Sie schob den Gedanken energisch weg und konzentrierte sich auf ihre Pflichten. Sie sagte resolut: „Gut, dann hol mir ein Pferd und lass uns aufbrechen.“
Der Ritt verlief schweigsam, aber das war ihr nur recht. Ihre Gedanken waren schon in ihre Welt vorausgeeilt und planten, was sie alles tun musste. Am wichtigsten war der Stab, mit dem sie einen Hexenmeister lähmen konnte. Um die Täuschung aufrechtzuerhalten, musste sie sich ein hübsches aber praktisches Outfit zusammenstellen. Das wäre alles nicht so schwer gewesen und mit Sicherheit kein Grund zu grübeln, wenn da nicht noch ein Problem gewesen wäre.
So oft sie die ganze Misere auch schon durchdacht hatte, es war nicht unwahrscheinlich, dass sie dabei sterben würde. Was die Frage aufwarf, was dann mit der Aufgabe der Hüterin passieren würde. Sie hatte keine Kinder oder Geschwister, es gab keine direkte Erbin. Ihr blieb die Hoffnung, dass die Schicksalsmächte eine Lösung finden würden. Aber selbst wenn es so war, die arme Frau würde noch unsanfter in die ganze Sache gestoßen werden als sie selbst. Sie musste ihr eine Hilfestellung besorgen. Dummerweise kam dafür nur eine Person infrage und die war wohl nach wie vor stinkwütend auf sie.
Plötzlich hielt ihr Führer an und deutete auf einen kleinen See. „Der See ist das Portal Hüterin.“ Sie verdrehte gequält die Augen, also würde sie auch noch nass werden. Seufzend stieg sie vom Pferd und ging zum See. Unter dem wachsamen Blick ihres Beschützers ging sie am Ufer in die Hocke und berührte die Wasseroberfläche mit den Fingerspitzen. Sie schloss die Augen und stellte sich den langen mit Bildern behängten Gang ihres Hauses vor. Das Ziehen setzte sofort ein und wurde immer stärker, bis sie nach vorne gezogen wurde. Sie landete mit einem lauten Platschen im kalten Wasser, nur um gleich darauf in ihrem Korridor zu knien.
Sie sah an sich hinab, sie war patschnass, wer um alles in der Welt hatte sich so ein blödes Portal ausgedacht? Sie verschob ihre Prioritätenliste und ging zuerst ins Schlafzimmer. Dort streifte sie die nassen Sachen ab und begann in ihrem Schrank zu kramen. Sie entschied sich für ihren eleganten schwarzen Hosenanzug. Er war elegant genug, um keinen Verdacht zu erregen und praktisch genug, um ihre Bewegungen nicht einzuschränken. „Außerdem passt schwarz schließlich zu einer Beerdigung“, dachte
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