Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
darfst du mir an den Kopf werfen, was immer du willst. Dazu musst du nämlich mit mir reden und das ist mehr als ich mir, nach meinem Verhalten, erhofft hatte.“ Er stöhnte: „Was soll ich bloß mit dir machen? Pass auf dich auf und melde dich, sobald du zurück bist. Vorher werde ich nämlich keine ruhige Minute mehr haben.“ „Versprochen“, sagte sie ernst, griff in ihre Tasche und legte ihm den Reserveschlüssel auf das kleine Tischchen neben der Tür und fügte hinzu: „Für den schlimmsten Fall. Ich hoffe wir sehen uns morgen.“ Dann ging sie, stieg auf ihr Rad und fuhr zurück. Sie hatte immer noch Angst, der Gedanke Darios zu verbannen zeriss ihr immer noch das Herz, aber ein Funken Hoffnung glühte jetzt in ihr. Falls sie es lebend zurückschaffte, würde jemand, dem sie wichtig war, hier auf sie warten. Sie schwor sich, diesmal nicht alles zu ruinieren.
23.Kapitel
Je weiter sie sich von Jacobs Haus entfernt hatte, desto düsterer war ihre Stimmung wieder geworden. Sie fluchte: „Verdammt noch mal, warum hat das Schicksal gerade mich ausgesucht.“ Es war einfach nicht fair, am liebsten hätte sie alles hingeworfen und hätte ihr Leben an Darios Seite verbracht. Das Dumme daran war nur, wenn sie nicht für diese Menschen da war, dann würde es niemand sein. Sie biss frustriert die Zähne aufeinander und zwang sich ins Haus zu gehen. Dort schlüpfte sie nur noch in ihre Jacke, in der sie den magischen Stab befestigt hatte und ging zum Bild.
Grimmig musterte sie den leeren Marktplatz. Sie straffte sich und sagte laut zu sich selbst: „Du bist die verdammte Hüterin. Auch wenn du bis jetzt so ziemlich alles vergeigt hast, jetzt wirst du gefälligst tun, was nötig ist.“ Entschlossen legte sie die Hand auf das Bild und konzentrierte sich. Einen Augenblick später stand sie wieder einmal am Rande des mittelalterlich wirkenden Marktplatzes.
Zwei Wachen in goldener Rüstung hatten links und rechts von ihrem Ankunftsort Aufstellung genommen. Einer von ihnen trat nun zu ihr und sagte respektvoll: „Seit gegrüßt Hüterin. Ihre Hoheit Darios hat uns angewiesen, euch zum Palast zu eskortieren. Er bedauert es, euch nicht persönlich abholen zu können, aber er überwacht die Vorbereitungen für die Krönung.“
Nur mit Mühe unterdrückte sie ein bitteres Auflachen, er verlor wirklich keine Zeit und das sollte sie auch nicht. Sie befahl: „Bringt mich zu ihm.“ „Natürlich Hüterin. Eure Kutsche wartet auf der anderen Seite des Marktplatzes. Ich werde sie sofort holen.“ Cassandra winkte ab: „Nicht nötig, führe mich hin.“ Er verbeugte sich und ging vor ihr her. Auf ihrem Weg betrachtete sie die Menschen. Es war das erste Mal, dass sie auf diesem Platz war, ohne dass man sie verfolgte, verschleppte oder sie es für einen Traum hielt. Auf den ersten Blick wirkten die Leute emsig beschäftigt, aber bei genauerem Hinsehen wirkten sie eher gehetzt. Sie warfen den Wachen und ihr immer wieder ängstliche Blicke zu und eine Aura der Unsicherheit umgab sie. Kein Wunder, Isobels Verbannung und ihre Nachfolge hatte sich sicherlich schon herumgesprochen. Nun hatten diese armen Leute keine Ahnung was auf sie zukommen würde. Was immer ihre Vorfahren verbrochen haben mochten, diese Menschen waren Unschuldige. Sie beschloss, sofern sie dieses Desaster überleben sollte, sich eine Welt nach der anderen anzusehen und für echte Gerechtigkeit zu sorgen.
Die Kutsche, die nun in ihrem Blickfeld auftauchte, war nur prunkvoll zu nennen. Das Holz wirkte edel und war mit unzähligen Schnörkeln verziert, die Beschläge waren aus Gold und die Zugpferde edelste Rassetiere. Einer der Wächter öffnete die Tür und hielt sie ihr auf. Cassandra stieg ein und nahm Platz. Als die Kutsche losfuhr, wurde sie in den Sitz gedrückt und der Stab in ihrem Rücken machte sich schmerzhaft bemerkbar. Aber nicht halb so schmerzhaft, wie ihr schlechtes Gewissen. Alles, was sie hier sah, bestätigte ihren Entschluss und doch flüsterte eine kleine hartnäckige Stimme in ihr, dass es noch eine andere Möglichkeit geben musste, eine bei der Darios nicht leiden würde.
Im Palast angekommen führte der Wächter sie die Gänge entlang. Jeder der ihnen begegnete verbeugte sich tief vor ihr, die Diener krochen sogar fast auf den Knien herum und warfen ihr ängstliche Blicke zu. Aber es rauschte an ihr vorbei, denn alle ihre Sinne waren auf ihr Zusammentreffen mit Darios gerichtet. Als der Wächter nun eine weitere Tür vor ihr öffnete,
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