Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
würde, aber er wurde plötzlich sehr ernst. Ein sinnliches Lächeln glitt auf seine Lippen, das ihn plötzlich sehr verführerisch wirken lies, er schwor: „Du wirst es nicht bedauern. Ich hole dich bei deinem Haus ab, am Samstag um acht Uhr abends.“
5.Kapitel
Sie war noch ein wenig durch die Stadt flaniert, hatte sich dann ein paar Lebensmittel geholt und war zurückgefahren. Ihr Ausflug hatte entschieden zu lange gedauert, um ihr Erbe noch heute durchzusehen. Sie hatte sich nur noch ein kleines Abendessen gemacht, sich geduscht und war dann ins Bett gegangen.
Der Ausflug und der kleine Flirt mit Jacob hatten ihr gut getan, sie fühlte sich jetzt dem nächsten Kapitel des Buches gewachsen. Sie machte es sich im Bett bequem und griff nach dem Buch. Sie überblätterte die Seiten, die sie schon gelesen hatte, und las weiter. Aber schon nach wenigen Zeilen hatte sie wieder das Gefühl die Worte einer verwirrten Seele zu lesen.
Liebe Cassandra, in diesem Kapitel werde ich dir erklären, wie du die Gefängniswelten betreten kannst. Um jemand zu verbannen, brauchst du eines unserer Werkzeuge, aber sie nur zu besuchen ist eine Gabe, die in unseren Genen liegt. Du musst das betreffende Bild aufsuchen, dort konzentrierst du dich darauf, dann berührst du es. Es wird vermutlich nicht gleich beim ersten Versuch funktionieren, aber du wirst zumindest Kontakt zu der jeweiligen Welt erhalten. Mit der Zeit wirst du es in deinem Inneren spüren. Du wirst eine so tiefe Verbindung mit den Toren, was die Bilder ja sind, bekommen, dass du sie im ganzen Haus spüren kannst. Aber am Anfang wirst du nur ein Prickeln fühlen, vielleicht wird sich das Bild auch bewegen.
Mit einem erschrockenen Aufkeuchen schlug Cassandra das Buch zu. Schlagartig war die Erinnerung an ihr merkwürdiges Erlebnis mit dem Bild wieder da. Ihre Finger hatten geprickelt und das Bild hatte sich gewellt. Ein kalter Schauer rann ihr über den Rücken. Könnte ihre Tante doch recht haben? Einen Augenblick später schalt sie sich selbst eine Närrin, sie war ja auch schon verrückt. Energisch knallte sie das Buch auf das Nachtkästchen, drehte das Licht ab und kuschelte sich in die Decke.
Einen Herzschlag später stand sie schon wieder auf dem mittelalterlichen Platz, diesmal allerdings ganz am Rand davon, schon im Schatten der kleinen Häuser. Aber das nahm sie eigentlich nur am Rande wahr, denn sie blickte in zwei hinreißende grüne Augen. Der rätselhafte Fremde stand direkt vor ihr, er murrte: „Na endlich, das wurde auch Zeit. Ich dachte schon du gehst nie schlafen. Hast du mich denn heute Morgen nicht gehört?“ Sie stöhnte gequält auf, das konnte auch nur ihr passieren. Da erträumte sie sich einen absoluten Adonis, nur um von ihm angemault zu werden. Er runzelte missbilligend die Stirn und fügte streng hinzu: „Wir haben nur noch wenig Zeit. Du musst endlich etwas unternehmen.“ Das reichte jetzt, es wahr zwar nur ein Traum, aber so ließ sie nicht mit sich reden. Sie fauchte: „Jetzt halt mal die Luft an. Ich habe keine Ahnung, wer zum Teufel du bist, oder wo ich hier überhaupt bin. Und was zur Hölle soll ich denn bitte so dringend zu tun haben?“ Bei ihrem Tonfall riss er für einen Moment überrascht die Augen auf, nur um gleich darauf die Lippen hart aufeinander zu pressen. Er knurrte: „Hältst du das etwa für ein Spiel?“ Sie blickte an ihm vorbei zur Platzmitte, die war zwar wieder voller Menschen, aber wie letztes Mal beachtete sie niemand. Sie brach in hysterisches Kichern aus, was ein erneutes Runzeln seiner makellosen Stirn zur Folge hatte. Sie japste, weil sie vor Lachen kaum noch Luft bekam: „Jetzt verstehe ich, ich habe einen Nervenzusammenbruch, du bist eine Fantasie von mir. Wahrscheinlich soll mir das sagen, dass ich endlich mein Privatleben in Schwung bringen soll.“ Er betrachtete sie, als ob sie den Verstand verloren hätte, und fragte streng: „Wo ist Elena?“ „Also bitte, dafür, dass du ein Produkt meiner Fantasie bist, weißt du erstaunlich wenig über mein Leben. Meine Tante ist tot, und zwar schon seit einigen Wochen.“ Zu ihrer Überraschung wurde seine Miene weich, er sagte sanft: „Ich verstehe. Ich entschuldige mich, sie hatte wohl keine Zeit mehr dich einzuführen. Aber zumindest verstehe ich jetzt, warum sie nicht auf meine Rufe geantwortet hat. Ich konnte wochenlang niemand fühlen, bis du gekommen bist. Sag mir Hüterin, wie ist dein Name?“ Cassandra war sich absolut nicht mehr sicher, ob
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