angefangen, sich Schritt für Schritt ihr neues Leben aufzubauen. Sie hatte das Bild fertiggemalt, es mit der Magie verbunden und im Korridor aufgehängt. Sie hatte Kontakt zu einer Agentur aufgenommen, die Freiberufler für Auftragsmalereien suchte. Schließlich reichte das Geld von ihrer Tante nur für das Notwendigste. Jacob hatte jeden Tag bei ihr vorbeigeschaut und sie immer wieder auf interessante Stellen in seinen Übersetzungen hingewiesen. Sie selbst hatte inzwischen alle für sie verständlichen Bücher herausgesucht und begonnen die Grundlagen ihrer Aufgabe zu erlernen.
Ihre Aufgabe und die Freundschaft zu Jacob halfen ihr weiterzumachen. Sie schaffte es sogar, wieder ohne Probleme zu schlafen. Heute war sie ziemlich spät dran, weil sie an ihrem ersten Auftragsbild gemalt hatte. Sie legte sich hin und kuschelte sich in ihre Bettdecke. Sie hatte inzwischen auch ein etwas feineres Gespür für die Magie entwickelt. Deshalb merkte sie, noch während sie in den Schlaf glitt, dass etwas nicht stimmte.
Sie stand plötzlich in der Berglandschaft, die sie für Darios geschaffen hatte. Knapp vor ihren Füssen sonnte sich eine Eidechse und ließ sich absolut nicht stören, nicht mal, als sie ganz nah an sie herantrat. „Sie kann dich nicht sehen, weil du nur im Traum hier bist“, erklang Darios Stimme hinter ihr. Sie fuhr herum. Er stand einige Meter entfernt einfach da und sah sie an. Im Gegensatz zu der Eidechse konnte er sie sehen und auch berühren, wie ihr nur allzu klar war. Das hatte er in ihren früheren Träumen schließlich schon getan. Sie hätte sofort an Flucht denken sollen, aber sein Anblick lähmte sie. Er trug noch die schwarzen engen Hosen, aber sein Oberkörper wurde nur von seinen glänzenden schwarzen Haaren verhüllt. Er war so schön und sie liebte ihn immer noch so sehr. Sie krächzte: „Du hast mich im Traum zu dir gerufen. Daran hätte ich denken sollen.“ Vor allem hätte sie eine Gegenmaßnahme dafür suchen sollen, aber wie immer war er ihr einen Schritt voraus. Es erschien ihr im Nachhinein wie ein Wunder, dass ihre Täuschung so gut funktioniert hatte. Er kam nicht näher, sondern sagte nur sanft: „Hab keine Angst, ich will dir nichts tun. Ich wollte dich nur sehen.“ „Wieso?“ „Vielleicht um Danke zu sagen. Du hast mir eine schöne Welt geschaffen. Es sieht aus wie mein damaliges Heim. Du hast dich daran erinnert, nicht wahr?“ Sie nickte nur. Er sagte ernst: „Das mit uns ist noch nicht vorbei Cassandra. Ich hoffe das weißt du.“ Sie erwiderte bitter: „Ich verstehe, dass du Rache willst. Aber ich konnte diese Menschen einfach nicht im Stich lassen.“ Seine vollen Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln, „Rache? Wenn es nur so einfach wäre. Ich habe alles ernst gemeint, was ich betreffend meiner Gefühle für dich zu dir gesagt habe. Ich liebe dich mehr als mein Leben. Wir gehören zusammen, das musst du akzeptieren. Mein Plan für uns ist gescheitert, weil ich deine Prioritäten falsch eingeschätzt habe. Das passiert mir sonst nie.“ Sie warf ironisch ein: „Liebe macht wohl doch blind. Ich sollte es wissen, so oft, wie du mich getäuscht hast.“
Nun kam er doch auf sie zu. Erst als er sie fast berührte blieb er stehen. Er sah sie traurig an und sagte leise: „Wir haben uns gegenseitig verletzt, das muss aufhören. Ich finde einen neuen Weg, auf dem wir zusammen sein können. Ich wollte, dass du das weißt.“ Als sie zu einem Widerspruch ansetzte, beugte er sich vor und küsste sie besitzergreifend. Ihre Gefühle rissen sie mit, sie klammerte sich an ihn und erwiderte den Kuss hungrig. Nach einer gefühlten Ewigkeit gab er sie frei, sah ihr tief in die Augen und schwor: „Wir werden zusammen sein, für immer. Egal was ich dafür tun muss.“
Im nächsten Moment erwachte Cassandra in ihrem Bett, ihr Mund brannte immer noch von seinem Kuss und ihr Herz raste. Sie hatte um ihn getrauert, aber nun begriff sie, das mit Darios war nicht vorbei. Es hatte gerade erst begonnen und sie hatte keine Ahnung, wo es sie hinführen würde.
Impressum
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
1.Auflage 2014
Autor und Herausgeber: Renate Blieberger
Zwischenweg 14, A-2700 Wiener Neustadt
E-mail:
[email protected] Bild und Covergestaltung: Renate Blieberger
Leseprobe
Die Eden Hill Chroniken
Die Sehnsucht des Verdammten
1.Kapitel
Hätte jemand Caleb Mac Gregor vor sechs Jahren gefragt, wie er sich sein Leben in der Zukunft vorstellen würde, die Antwort wäre