Hütet euch vor Harry
lebte.«
»Wie oft war das?«
»Sechs- oder siebenmal…«
Jane nickte. »Und dann mußten die Kinder sterben, nicht wahr? Von dir getötet werden.«
»Ja.«
»Mehrere…?«
»Immer.«
Jane ging vor. Dieses Geständnis hatte den letzten Rest an Furcht bei ihr hinweggewischt. Auch Harry reagierte.
Sein rechter Knochenarm ruckte hoch. Damit aber aber auch die goldene Pistole, so daß die Mündung auf Jane zeigte. Wir konnten dagegen nichts unternehmen, auch wenn es so aussah, als wäre der Knochenarm an einem Band in die Höhe gezogen worden.
Wenn er jetzt schoß, dann…
Ich hatte die Hand schon auf das Roverheck gelegt, um mich abstützen zu können. Doch ich brauchte nicht zu schießen, denn Jane war tatsächlich stärker, als ich angenommen hatte.
Es mußten ihre latenten Hexenkräfte gewesen sein, die sie wieder aktiviert hatte und die auch stärker geworden waren, denn sie griff Harry nicht an, sie redete statt dessen auf ihn ein. Allerdings mit Worten, die ich nicht verstand, denn sie stammten aus einer geheimen Sprache, einer Hexensprache.
Jane beschwor Harry!
Einen derartigen Stimmenklang hatte ich bei Jane noch nie gehört. Sie schien sich innerlich verändert zu haben und zu einem Monstrum geworden zu sein, das es kaum schaffte, sich deutlich zu artikulieren, und das die Worte in Fetzen hervorstieß.
Doch wie dem auch war, ich mußte ihr volle Abbitte leisten, denn Jane Collins hatte damit Erfolg.
Kaum waren die ersten Worte gesprochen, als Harry einen klappernden Schritt zurückging. Wieder sah es so aus, als hingen seine Gelenke an hauchdünnen Fäden.
Er knickte ein, erholte sich aber wieder, doch Jane sprach weiter, hob den rechten Arm an und streckte ihren Finger vor, dessen Spitze auf das Monstrum wies.
Harry röhrte fürchterlich!
Sein Maul klaffte dabei weit auf. Er konnte die Waffe nicht mehr halten, weil ein Zucken durch seinen rechten Knochenarm lief, und sie rutschte ihm aus der Hand.
Es schepperte, als sie auf den Kies fiel. Harry ging weiter.
Ich erlebte das Ende einer fürchterlichen Gestalt, die allein durch Worte vernichtet wurde. Wieder zeigte es sich, daß Worte oft die besseren Waffen waren.
Harry brach zusammen. Er fiel auf die Knie, rutschte noch mit den Knochen über den Kies, breitete die skelettierten Beine aber nicht aus, sondern verbeugte den Oberkörper nach vorn, als wollte er sich vor Jane Collins verneigen.
Kein Knochen brach, kein Knochen spaltete sich, Harry war gelenkig wie ein Artist, denn schon bald berührte seine braune, blanke Schädelplatte den Kies.
Und Jane sprach weiter.
Sie ging dabei näher an ihn heran. Ihre Stimme war sehr laut geworden.
Sie wollte jetzt alles oder nichts, unternahm aber nichts, als sich Harry noch weiter krümmte, so daß sein Skelett die Form einer Kugel annahm.
Jeder Knochen bei ihm schien weich wie Gummi geworden zu sein. Er war dehnbar, er konnte sich formen, und er begann sich schwarz zu verfärben.
Über jeden Teil seines rund gewordenen Körpers legte sich ein schwarzer Schatten wie ein Tuch, das sich von Sekunde zu Sekunde verdichtete.
Harry war nicht mehr Harry. Er war auch kein Skelett mehr, er hatte sich in einen schwarzen, stinkenden Klumpen verwandelt, der von einer teerartigen Masse überzogen war, aus deren Poren ein widerlicher Qualm hervordrang.
Jane redete nicht mehr.
Ich hatte mich hinter meiner Deckung erhoben. Mit Johnny zusammen ging ich näher und bückte mich nach der goldenen Pistole.
Dann blieben wir links und rechts neben Jane stehen.
Die goldene Pistole hatte ich eingesteckt. Ich hielt das Kreuz und die Beretta in den Händen. Jane sah es und schüttelte den Kopf.
»Das brauchst du nicht mehr, John.«
»Ich weiß, aber sicher ist sicher.«
Vor uns bewegte sich der Klumpen. Wir hörten schreckliche Laute, wir sahen plötzlich Krallen und Hände aus ihm hervorzucken, Mäuler ebenfalls, und ich wurde wieder an das Bild erinnert, als Harry aus dem Fenster gesprungen war und sich verwandelt hatte.
Er fraß sich auf.
Hatte er das auch während des Falls getan und war dann wieder von neuem entstanden?
Jane Collins konnte sagen, was sie wollte. Ich mußte einfach auf Nummer Sicher gehen.
Noch näher ging ich an ihn heran.
Augen, Gesichter, Krallen rissen die Sehnen und Knochen auseinander, schlürften und schmatzten sorgten dafür, daß der Klumpen immer kleiner wurde.
Er wollte sich uns entziehen und irgendwann in einem anderen Körper zurückkehren.
Nein, diesmal nicht.
Ich mußte
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