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Hütet euch vor Harry

Hütet euch vor Harry

Titel: Hütet euch vor Harry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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halten konnte, reichte ihm aus.
    Er schaute auf Brendas Rücken. Sie ging normal, nichts wies darauf hin, daß sie Furcht hätte. William bewunderte sie dafür, die Courage hatte er nicht.
    Dann blieb sie so plötzlich stehen, daß er erschrak und ihm die Schale beinahe aus den Händen gerutscht wäre. Er selbst hatte den Grund nicht sehen können, weil ihm der Umriß ihres Körpers die Sicht verdeckte, aber er wußte jetzt, daß sie das entdeckt haben mußte, von dem er vorher nur gehört hatte.
    Wie schlimm war es?
    Diese Frage brannte ihm auf den Lippen. Er traute sich nicht, sie zu stellen. Was war da in der Finsternis des Kellers vor ihm abgelaufen?
    Er wollte nicht an kalten Horror denken, an Tod und Vernichtung, aber darauf würde es hinauslaufen.
    Brenda ging wieder zurück. Mit kleinen, tapsigen Schritten. William trat zur Seite. Er fürchtete sich davor, daß sie gegen die Schale stoßen könnte. Brendas Holzsohlen schleiften hart über den Boden. Zudem gab sie Geräusche von sich, die mit denen zu vergleichen waren, die er in der Finsternis gehört hatte.
    Ein wildes Atmen oder Keuchen. Laute, die von einer bohrenden Angst sprachen, als würde etwas in ihr hochsteigen und alles in ihr überschwemmen. Er wußte nicht, was er davon halten sollte.
    Sehr langsam drehte sie den Kopf. Ihr Blick glitt ins Leere. Auf dem Gesicht sah William einen Ausdruck, den er sich nicht erklären konnte.
    Dazu fehlten ihm einfach die Worte. Die Frau hob den Arm an und ließ ihn wieder sinken.
    »Was ist denn?«
    »Geh hin!« krächzte sie. »Sieh es dir selbst an!«
    So wie sie das gesagt hatte, gefiel es William überhaupt nicht. Er mußte sich überwinden, denn er wollte vor ihr nicht als Feigling darstehen, obwohl er am liebsten die Schale mit dem brennenden Öl gegen die Wand geschmettert und den Keller fluchtartig verlassen hätte.
    Dann sah er – und dachte nichts. Irgend etwas blockierte sein Gehirn. Er hörte sich atmen, schaute gegen den Boden und überlegte, was der schwarze, fettig wirkende Klumpen bedeuten konnte, der dort lag wie ein übergroßer Ball.
    Er kam zu keinem Ergebnis, es war alles anders. Längst nicht mehr so wie noch vor Minuten. Er keuchte, spürte die Hitze der Flammen nicht mehr, sondern fühlte die Hände der Frau auf seiner Schulter, die ihm den nötigen Druck verliehen, damit er in die Knie ging und sich das Etwas aus der Nähe anschauen konnte.
    Es war der reine Wahnsinn. William schaffte es einfach nicht, dies geistig zu verarbeiten.
    Ein Klumpen, mehr nicht.
    Aber nicht nur das, denn an den Seiten sah er Blut, kleine Fleischfetzen, auch helle Stellen, wo Knochenstücke oder irgendwelche Splitter durchschimmerten.
    Er sah kein Gesicht, keine Augen, keine Nase oder Ohren. Es mußte alles in der Masse verborgen sein, und er entdeckte auch kein Blut, das aus der Kugel hervorgeronnen wäre.
    Nichts…
    »Was ist das?« keuchte er.
    Brenda stand noch immer hinter ihm. Sie schaute über seinen Kopf hinweg. Ihre Lippen zuckten, bevor sie eine flüsternde Antwort gab.
    »Harry hat sich selbst vernichtet, William. Er hat sich aufgefressen, verstehst du? Aufgefressen…!«
    William verstand und begriff nichts. Er spürte nur die kalte, grausame Furcht, die ihn in den Krallen hielt…
    ***
    Lady Sarah Goldwyn, für mich Freundin und Goldstück zugleich, erwartete mich in der Tür stehend mit einem Gesicht, als wäre alles über ihr zusammengebrochen.
    Ich blieb stehen und lächelte. »He, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
    »Komm erst mal rein.«
    Ich ging noch nicht. »Jane?«
    Sie nickte und sah so aus, als hätte sie Mühe, die Tränen zu unterdrücken.
    Auch mein Gesicht verschloß sich. Um Jane Collins ging es. Lady Sarah hatte mich angerufen und alarmiert, denn es war etwas für sie Ungeheures geschehen.
    Jane Collins, die Detektivin und ehemalige Hexe, lag bereits seit einem Tag und einer Nacht völlig apathisch in ihrem Bett und war kaum ansprechbar.
    Das wäre noch kein Grund zu großer Besorgnis gewesen, aber Jane war nicht krank, wie ein bekannter Arzt festgestellt hatte. Körperlich fehlte ihr nichts.
    Sie lag nur da. Sie siechte hin. Sie war völlig aus dem normalen Leben gerissen.
    Dieser Zustand, davon ging Lady Sarah aus, mußte einen anderen Grund gehabt haben. Einen Grund, der tiefer lag, vielleicht sogar einen magischen.
    Ich schloß die Für. »Hat es sich nicht gebessert?« erkundigte ich mich.
    »Leider nein.«
    »Was macht sie?«
    »Nichts, John, nichts«,

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