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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Was glaubten diese Leute eigentlich? Sie war doch nicht der Telefondienst und rief sämtliche Verwandte an! Warum hatte sie nichts Vernünftiges gelernt? Wahrscheinlich, weil sie auch so eine wie Andrea war.
    Sie fuhr heim und war froh, dass Bernhard auf irgendeinem Treffen der Feuerwehr oder des Bauernverbands war. Wally hob ganz kurz den Kopf und grunzte. Die Hündin sparte sich jede energiezehrende Lebensäußerung. Es ging ihr täglich schlechter.
    Irmi ließ sich eine Wanne ein. Sie hatte kürzlich mal im Drogeriemarkt ein paar Badezusätze mit klingenden Namen gekauft. Es war nur noch ein Beutel übrig. »Liebeszauber.« Der war wahrscheinlich für das Bad zu zweit gedacht, aber außer Kater war keiner da. Und Kater badete definitiv nicht. Schon gar nicht in diesem Zeug, das nach Vanille und Brombeer roch. Kater war auf den Wannenrand gesprungen, hatte angewidert die Nase hochgezogen, sie vernichtend angesehen und war wieder gegangen.
    Irmi dümpelte im blutroten Wasser vor sich hin. Wäre jemand hereingekommen, hätte der bestimmt gedacht, sie hätte sich die Pulsadern aufgeschnitten. Ach was, Bernhard würde das nie denken. Er vertraute auf Irmis Rossnatur.
    Lange lag sie nicht, denn schon bald begann ihre Haut zu jucken. Großartig: Die Badeperlen verursachten Allergien. So weit war es also schon gekommen mit dem Zauber der Liebe …

9
    Es juckte. Es juckte höllisch. Im warmen Bett war es schlimmer geworden, und in der Nacht hatte sie vor lauter Juckreiz kaum geschlafen. Nun hatte sie seltsame Quaddeln am ganzen Arm, die sich immer mehr verhärteten und feuerheiß waren. Die Dinger sahen nicht so aus, als wären es Mückenstiche, Flohbisse oder ein Ergebnis anderer lästiger Blutsauger. Aber wegen so etwas ging eine Irmi Mangold lange nicht zum Doktor. Außerdem hatte sie einen Termin bei Fischer und keine Zeit, in einem Wartezimmer rumzulungern.
    Da fiel ihr Lissi ein, natürlich! Die war doch eine Kräuterhex und hatte sicher ein altes Hausmittel in petto. Wenig später stand Irmi in der Küche ihrer Nachbarin, wo es göttlich roch, denn Lissi war gerade dabei, einen Kuchen zu backen. Ihre Küche hatte ein Schreiner aus dem Kreis der Familie mit viel Geschick und Geschmack eingepasst. Eine noble Küche für ein Bauernhaus und immer absolut picobello, obwohl Lissi ständig für vier bis sechs Personen kochte, den Stall machte. Und auf mysteriöse Weise gelang es ihr, dass nicht einmal ein Hauch von Stallgeruch im Raum hing.
    »Irmi, wie schön! Der Kuchen braucht aber noch dreißig Minuten.« Lissi strahlte sie an.
    »Danke, ich fände ofenwarmen Kuchen ja sehr verlockend, mir pressiert’s aber leider. Ich wollt dir das mal zeigen.« Sie hielt Lissi den Arm hin.
    »Autsch! Was für ein Zombiearm! Wie hast du das denn hingekriegt?«
    »Das frag ich ja dich, ich hab nämlich gestern mit so einem Zusatz gebadet. Wahrscheinlich bin ich allergisch.«
    Lissi strich über die Quaddeln. »Na, ich weiß nicht. Das Zeug ist doch alles tausendfach getestet. Das ist was anderes.«
    »Ja, von mir aus. Du bist doch die mit dem grünen Daumen und dem geballten Kräuterwissen von Mama und Oma, oder?« Irmi lachte.
    »Okay, setzen! Wo warst du?«
    »Wo ich immer bin.«
    »Falsche Antwort. Was du da hast, ist eine Kontaktallergie. Ich würde mal sagen, auf eine Pflanze, aber nicht auf Badesalz. Wo hast du dich rumgedrückt, wo du sonst nicht bist? Ich mein: Dich muss ja irgendwas attackiert haben, worauf du normalerweise nicht triffst. Sonst würdest du ja immer so aussehen.«
    Wo war sie gewesen? Im Haus, im Stall, im Büro. Bei Brischitt im Wald. Am Fundort der Leiche von Xaver Fischer. Bei Brischitt hatte sie Bergstiefel angehabt, lange Hosen und eine Softshelljacke. Es war morgendlich kühl gewesen. Am Fundort unter dem Kreuz dagegen war es so gewesen, dass sie ihr Hemd hochgerollt hatte. Sie war durchs Unterholz gekrochen und an Büschen vorbei.
    »Ich war bei einem Ortstermin oben am Hausberg«, sagte Irmi schließlich.
    »Schön – und was ist da gewachsen?«
    Irmi rief sich den Platz vor ihrem inneren Auge in Erinnerung. Die Kahlschlagfläche, die Baumstümpfe, das Kreuz. Und dann wusste sie es wieder: Sie hatte ein merkwürdiges Kraut gesehen, ziemlich hohes Zeug. Eigentlich gar nicht hässlich.
    »Das war so eine Art Busch. Nein, kein Busch. Eher ein Kraut, das quasi aus dem Kraut geschossen ist.«
    »Puh, bloß gut, dass du keine Botanikerin geworden bist, sondern zur Kripo gegangen bist. Beschreib es mal

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