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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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durchkam.«
    »Busfahrer?«
    »Wir haben sehr viele Anfragen im Sommer wegen Hochzeiten. Die etwas andere Location. Und die Hochzeitsgesellschaft muss ja irgendwie zu Berge, denn die wenigsten heiraten im Trekking-Outfit. Es wird nur etwas ungut, wenn der Bus auf der Forststraße weder vor- noch zurückkommt. Und dann steht die Braut mit Schleppe und Schleier auf ihren weißen Pumps im Nirgendwo, im schlimmste Fall auch noch bei strömendem Regen. Und der schönste Tag des Lebens wird im Handumdrehen zum Horrortrip.«
    »Wann ist das denn passiert?«
    »Ach, immer wieder. Beim ersten Mal hab ich vergeblich versucht, Fischer zu erreichen. Schließlich bin ich bei seiner Tochter gelandet, und die kam dann mit Pferdehänger und einem Mordstrumm von einem Ross. Die zwei haben die Stämme weggezogen, als wären das Streichhölzer. Sie hat mehrfach versucht zu vermitteln, hat Xaver ins Gewissen geredet, aber geholfen hat das gar nichts.«
    »Aber da muss man doch was tun können! Die Forststraße benutzen ja auch andere. Die kommen dann ebenfalls nicht durch!« Andrea war wieder völlig verblüfft.
    »Wenn es gegen uns geht, verzichtet so mancher auf seine Durchfahrtsgenehmigung für die Forststraße. Ach, und was noch dazukommt: Wir berappen für diesen Derf-Schein auch wieder einen Batzen Geld.«
    »Sie haben heute Abend eine Veranstaltung?«, fragte Irmi.
    »Ja, eine Pressekonferenz einer Mountainbike-Marke.«
    »Da Xaver Fischer tot ist, wird es ja wohl ruhig bleiben.« Das war etwas zynisch, aber Irmi fand das Ganze inzwischen wirklich mehr als bizarr.
    »Hoffentlich. Falls nicht andere Waldbauern in seine Fußstapfen treten. Wobei es in dem Fall ja halb so schlimm wäre. Diese Medienleute kommen ja nicht im Brautkleid.« Er lachte kurz auf.
    »Wohl kaum. Sagen Sie, wo waren Sie am Freitag?«
    Er schaltete schnell: »Dann lag der Xaver ja drei Tage herum, bevor er gefunden wurde? Ein unrühmliches Ende, finden Sie nicht?«
    Irmi sparte sich jeden Kommentar. Außerdem fand sie, dass dem Hüttenwirt etwas weniger Sarkasmus ganz gut zu Gesicht gestanden hätte. Er war immerhin ein Verdächtiger. »Wo waren Sie?«
    Ihr Gegenüber zog ein Hochleistungshandy aus der Tasche und tippte darin herum. »Bedauerlicherweise mal hier, mal dort. Ein paar Besorgungen machen. Die meiste Zeit war ich zu Hause.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Nein, meine Frau arbeitet, das Kind war bei der Oma.«
    »Und Ihr Kompagnon? Wo ist der?«
    »Oh, bedaure, der ist in Thailand. Wir müssen im Sommer Urlaub machen, die Wintersaison ist lang und fordernd. Und natürlich machen wir nie gleichzeitig Urlaub. Momentan ist er dran. Ich geh Ende Oktober. Dann hab ich jetzt wohl den schwarzen Peter?«
    »Momentan haben Sie gar nichts. Ich bräuchte aber in jedem Fall eine Liste Ihrer Angestellten.«
    Nun lachte er laut heraus. »Ich bin zwar ein netter Chef, meine Leute verdienen auch gut, aber glauben Sie wirklich, dass einer davon für seinen Chef morden würde?«
    Glaubte sie das? Warum eigentlich nicht? Wenn die Hütte schloss, würden einige ihren Arbeitsplatz verlieren. Es gab Menschen, die kochten schnell über. Manche waren auch der irrigen Meinung, dass Selbstjustiz ein Ehrendelikt war. Sie schwieg und wartete.
    Er lachte immer noch. »Die würden eher mich ermorden, weil ich sie so oft in den Graben gekippt hab!«
    »Was haben Sie?«, fragte Andrea.
    »Wir zahlen leider auch hirnrissige Gebühren, wenn wir Waren mit der Bahn hochtransportieren wollen. Das geht nach Gewicht. Die Petersilie kann ich mir dementsprechend leisten, ein paar Tragerl Bier nicht. Also fahr ich mit dem Skidoo über die Piste, ich schätze sechstausend Kilometer im Winter.«
    Andrea gab ein »pfft« von sich.
    »Ja, junge Frau, das ist alles wie im schlechten Film. Oder wie in einer Komödie. Ich hab natürlich auch Servicekräfte, die nicht Skifahren können. Wenn keine Bahn fährt, nehm ich die im Skidoo mit. Das eine oder andere Mal sind wir schon gekentert auf eisiger Piste. Sie sehen, die müssten eher mich ermorden wegen der blauen Flecken.«
    »Ich hätte trotzdem gerne eine Liste«, sagte Irmi.
    »Natürlich, ich nehme aber an, das betrifft nur Leute, die länger da sind. Saisonkräfte vom letzten Jahr wahrscheinlich weniger, oder?«
    »Genau, mir geht es um die Leute, die jede Saison da sind. Einen Koch werden Sie für die Sommerevents ja auch brauchen?«
    »Natürlich. Wir haben recht treue Mitarbeiter. Der Oberkellner ist auch schon länger da. Toller Kerl

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