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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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präsentiert hat, die über Bonität verfügen und wirklich zahlen. Mein Kumpel hat es erst privat versucht und haarsträubende Dinge erzählt. Sie saßen sogar schon beim Notar, und dann hat der Käufer einen Rückzieher gemacht.«
    »Was heißt hier diskret?«, wollte Kathi wissen.
    »Diskret heißt, dass das Objekt zum Beispiel nicht in den einschlägigen Immoseiten im Netz auftaucht. Sie wissen schon, Immowelt und Immoscout und so weiter. Herr Maurer hat eine Interessentenkartei und stellt denen das Objekt vor. Was glauben Sie, was hier los wäre, wenn ganz Garmisch erfahren würde, dass wir verkaufen wollen?«
    »Nun, einer der Interessenten ist aber von hier, oder?« Kathis Stimme klang gefährlich.
    »Wie?«
    »Es gab drei Interessenten. Meine Kollegin hat sich da schon korrekt ausgedrückt. Einer sollte ihnen nur zu bekannt sein.«
    Jetzt schaute Franz Utschneider wirklich verblüfft aus der Wäsche. »Wie meinen Sie das?«
    »Wie ich es sage, verdammt noch mal!« Allmählich ging Irmi die Hutschnur hoch.
    »Ich habe bisher persönlich nur einen getroffen. Das war Alois Pirker, den die Szene natürlich kennt. Er ist so eine Art Hüttensammler, hat wahnsinnig gute Architekten und tolle Konzepte. Wir haben uns von einigen seiner Hütten ja auch was abgeschaut. Pirker ist aber einer, der knallhart kalkuliert, und unsere Preisvorstellungen differierten da um mindestens fünfhunderttausend.«
    Fünfhunderttausend – davon konnte man schon ein hübsches Häuschen kaufen. Und hier ging es nur um einen Differenzbetrag.
    »Aha, und der Herr Pirker war Ihnen zu sparsam?«, hakte Irmi nach.
    »Das ist ja das Gute an Herrn Maurer: Er hatte zwei weitere Interessenten in petto, und beide wollten die Hütte unbedingt haben. Das treibt den Preis natürlich in die Höhe.«
    Bevor Irmi noch etwas sagen konnte, rief Kathi: »Schön für Sie! Und jetzt wollen Sie uns weismachen, dass Sie nicht wussten, wer die anderen beiden sind?«
    »Wozu eigentlich dieser Ton? Der zweite Investor ist ein Russe, das weiß ich, der in der Region noch mehr investieren will, sein Name ist nicht unbekannt, ihn persönlich habe ich allerdings noch nicht getroffen. Auch das sind Leute, die gern im Hintergrund bleiben.«
    »Und der dritte?« Irmis Stimme bebte.
    »Herr Maurer hat mich gebeten zu respektieren, dass der Mann erst mal inkognito bleiben will.«
    »Na, das glaub ich gerne!«, bemerkte Kathi mit einem bösen Lächeln.
    »Also, Ladies, würden Sie mir mal sagen, was hier gespielt wird?« Nun wurde Franz Utschneider doch allmählich wütend.
    »Beethovens Neunte jedenfalls nicht. Wussten Sie etwa nicht, dass der Dritte Xaver Fischer war?«
    Irmi sah ihm in die Augen. Der Mann war sprachlos. Seine Überraschung wirkte echt. Natürlich konnte er auch ein guter Schauspieler sein, der gerade darüber nachdachte, wie er aus dem Schlamassel am besten wieder herauskam.
    »Xaver Fischer wollte die Hütte kaufen? Na, bitte!«
    Irmi legte ihm die Kopien aus Frankfurt vor. »Hier haben Sie Ihr Trio. Pirker, der ja anscheinend wegen des Kaufpreises aus dem Rennen war. Dann dieser Zwetkow. Und drittens Xaver Fischer, Landwirt aus Ohlstadt, Millionenbauer!«
    »Die Sau!« Das kam aus tiefster Seele.
    »Wer?«
    »Na, Fischer, das Aas.« Er überlegte kurz. »Und Maurer gleich dazu. Der wusste, warum wir verkaufen wollten. Dass es um den Terror ging. Und der wagt es, Fischer als Käufer zuzulassen. Ich glaub das ja nicht!«
    Irmi fixierte ihn. »Tja, und damit liefern Sie uns ein perfektes Mordmotiv. Angenommen, Sie haben erfahren, dass Fischer kaufen will und dass Maurer Ihr Vertrauen komplett missbraucht hat. Da kann man schon mal ausrasten!«
    Er war aufgesprungen. »Aber Sie müssen mir glauben, dass ich nichts davon gewusst habe!«
    »Setzen Sie sich wieder! Wieso müssen wir das glauben?«, fragte Irmi.
    »Weil es so ist!«
    »Wir sind eher schlecht im Glauben. Maurer und Fischer haben Sie gelinkt, das tut weh. Und dann geht es ja auch um ein erkleckliches Sümmchen. Ohne die beiden Herren können Sie nun direkt mit dem Russen verhandeln, keine Verkäuferprovision, das passt doch!«
    »Aber ich hätte doch nie an Fischer verkauft!«, rief er.
    »Ja nun, ich stell mir das so vor: Sie wären womöglich zum ersten Mal beim Notar auf Fischer gestoßen. Wären natürlich völlig vor den Kopf gestoßen gewesen. Hätten zurückziehen wollen. Aber mal ganz ehrlich. Wäre das so einfach gewesen? Hätte da Maurer nicht auch Schadenersatz verlangen können? Und

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