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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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hätten Sie bis dahin nicht schon das zu erwartende Geld verplant, womöglich schon in etwas anderes investiert? Sie haben aber noch rechtzeitig erfahren, wer der Käufer war und sind ausgerastet. Wäre ich auch«, bemerkte Irmi.
    Martin hatte sich nicht geändert. Warum auch? Menschen änderten sich nicht. Er war immer einer gewesen, der taktiert und manipuliert hatte. Von wegen seriöser und diskreter Geschäftsmann. Seine Beweggründe waren klar. Je höher der Kaufpreis, den er erzielte, desto mehr bekam er an Provision.
    »Ich hab es aber nicht gewusst! Ich möchte jetzt nichts mehr sagen. Ich möchte mich vorher mit meinem Anwalt beraten.«
    »Das ist Ihr gutes Recht. Ach übrigens: Ihre Mieterin hat Diabetes. Sie haben doch sicher einen Zweitschlüssel, oder?« Irmi gab sich kühl, obwohl in ihrem Inneren schon wieder die Flammen züngelten. Dieser elende Martin, dieser bösartige Mensch!
    Franz Utschneider sah Irmi an. Dann Kathi. »Ich habe es nicht gewusst. Ich habe es wirklich nicht gewusst. Wie geht es jetzt weiter?«
    »Sie sollten in der Nähe bleiben und sich zu unserer Verfügung halten. Wir werden sicher noch weitere Fragen haben.«
    Er nickte und ging grußlos.
    Kaum war der Mann draußen, rief Kathi: »Das glaub ich dem doch nie, dass er das nicht wusste!«
    »Tja, und wir müssen beweisen, woher er es wusste und dass er sich Insulin beschafft hat. Das wird sicher alles ganz, ganz einfach werden.« Das war zynisch. Die Müdigkeit kam wieder, Irmi fühlte sich vollkomen ausgelaugt.
    »Lassen wir es für heute gut sein?«, fragte Kathi und schickte hinterher: »Ich wollt dich noch was über deinen Ex fragen, aber da hast du wahrscheinlich keinen Bock, oder?«
    So viel Mitgefühl von Kathi, das war ja fast schon ein Wunder. »Nein, bitte nicht. Schon gar nicht heute.«
    »Der war sicher ein Arschloch!«, meinte Kathi. »Und nun?«
    »Lassen wir uns von Andrea berichten, ob sie was über ›den Russ‹ erfahren hat.« Irmi sprach »den Russ« so aus wie Sailer und bemühte sich um ein Grinsen.
    Andrea und Sailer platzten schon vor Neuigkeiten. Andrea hatte herausgefunden, dass Titus Zwetkow Beteiligungen an Ölgeschäften in Russland und in Kanada hatte. Er war an einer Privatbank beteiligt und besaß eine Baufirma. Er kaufte bestehende Nobelhotels oder baute neue. In der Schweiz hatte er schon in jedem Nobelort eines stehen, er war in Kitzbühel und am Arlberg vertreten, auch in Saalbach. Und er hatte vor, in Garmisch ein Hotel zu bauen.
    »Das Interessante ist, dass er ein Konzept vorgelegt hat, das so eine Art Robinson-Club vorsieht«, erzählte Andrea. »Er hat ein All-inklusive-Talhotel geplant, und am Berg soll es dann noch diverse Standorte geben, wo seine Gäste exklusiv ihren Lunch einnehmen, Kaffee trinken können und so weiter.«
    »Woher weißt du das?«
    »Na ja, des hob i g’wisst«, mischte sich Sailer ein. »Meine Nichte ist doch beim Tourismusverband, da ham die so was auf dem Tisch.«
    Sailer, der göttliche Sailer. Er hatte einfach überall Verwandtschaft.
    »Und ist da schon was entschieden?«, fragte Irmi.
    »Na, des ned. Aber des Konzept g’fallt. Auch wenn dann Olympia kommt, dann braucht ma solche Nobelschuppen.«
    »Momentan glaubt man, dass die bayerischen Alpen mehr Fünf-Sterne-Hotels brauchen. So mit Wellness und allen Schikanen. Also weil der Hochpreissektor boomt und ganz günstige Ferienwohnungen auch. Oder Urlaub auf dem Bauernhof«, erklärte Andrea.
    »Hast du etwa auch wen beim Tourismusverband?«, fragte Irmi belustigt.
    »Nein, aber meine Schwester arbeitet bei einer österreichischen Agentur. Die machen so Leitbilder und Konzepte für Tourismusorte. Das ist der Trend, sagt sie.«
    Was hatten die nicht alle für brauchbare Verwandte! »Aha, und Garmisch hat noch nicht genug Fünf-Sterne-Hotels?«
    »So eins nicht. Meine Schwester kennt den Zwetkow übrigens. Sie vermutet, dass der mit einem Plan nur für ein Hotel im Marktgemeinderat durchfällt, aber wenn das so ein Gesamtkonzept ist, dann stehen die Chancen besser. Und dann ist es auch so, dass er in Tirol in Seefeld und auch im Zugspitzgebiet drüben eine Hütte gekauft hat. Und er ist auf der Suche nach einem Seegrundstück, wo er ein Seebad einbauen kann.«
    »Wie, ein Seebad?«, fragte Kathi.
    »Meine Schwester sagt, dass es in Österreich, auf der Turracher Höhe, einen See gibt, wo praktisch ein Stück abgezäunt ist und beheizt wird. Muss ziemlich cool sein.«
    Und teuer!, dachte sich Irmi. Ein

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