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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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abgezäunter beheizter See, was es nicht alles gab auf dieser Welt.
    »Also, wenn ich das mal zusammenfassen darf: Herr Zwetkow hat große Pläne und ist auch schon mittendrin im Hütten-Shopping. Und diese Hütte braucht er unbedingt, richtig?«, meinte Irmi.
    »Ja, denn er bekommt in Garmisch sicher keine Genehmigung für einen Neubau. Er muss auf etwas Bestehendes setzen, oder?«, bemerkte Kathi, die ausnahmsweise gerade mal ihre milden fünf Minuten hatte.
    »Weiß man denn, wo dieser Zwetkow steckt?«, fragte Irmi.
    »Ja, weiß man. Er wohnt im Kranzbach«, sagte Andrea schlicht.
    »Wow!«, rief Kathi. »Kann wer Russisch von euch? Schade, dass wir keine Ossis dahaben, die können doch sicher Russisch.«
    »Boarisch werd er ned kenna«, konstatierte Sailer.
    »Aber eventuell eine andere Weltsprache«, sagte Irmi unter Lachen. Man konnte Sailer nachsagen, was man wollte, aber er hatte unbestritten zwei Vorteile: Er war mit jedem verwandt, und er lieferte allerbeste Unterhaltung.
    »Fahren wir da hin, zum Kranzbach?«, fragte Kathi. »Jetzt noch?«
    »Ja, ich denke schon. Denn wenn der diese Hütte unbedingt haben will, ist es ja gar nicht so abwegig, dass er den Mitbewerber um das Sahnestück aus dem Feld geschlagen hat.«
    »Und den Makler gleich dazu?«, meinte Andrea.
    »Das ist die Frage. Ich glaube, unser erster Impuls, dass Maurer unfreiwillig Zeuge geworden ist, passt eher. Ach ja, Sailer, was war denn mit dem Auto von Xaver Fischer?«
    »Der Hase sagt, da drin hätt’s ausg’seng wie bei Hempels unterm Sofa. Dreck, Batz, Fichtennadeln, eine Motorsäge. Fingerabdrücke von Fischer und noch von sonstwem. Ansonsten hat der Hase unter dem Beifahrersitz eine Klarsichthülle gefunden mit ein paar Unterlagen und einer Telefonnummer. Des hob i do. Oiso in Kopie. Weil der Hase gesagt hat, dass ihr da alle wieder ohne Handschuhe drauf rumgriffelt«, ergänzte Sailer.
    Mit spitzen Fingern reichte er Irmi ein paar Blätter. Soweit sie das auf die Schnelle sehen konnte, waren das Berechnungen, was die Hütte so abwarf, und ein Kontoauszug, der Irmi fast die Tränen in die Augen trieb. An so eine Summe wagte sie nicht mal zu denken. Der Hase hatte ihnen auch eine Visitenkarte von Martin kopiert. Die Herren hatten definitiv Kontakt gehabt, aber das bezweifelte ja längst keiner mehr. Außerdem gab es die Kopie eines Zettels, auf dem eine Handynummer stand.
    »Können wir mal diese Nummer überprüfen?«
    »Mach ich«, sagte Andrea und eilte davon.
    Als Sailer und Andrea draußen waren, hatte Irmi endlich mal Zeit, sich Kathi genauer anzusehen. »Hast du mal irgendwas gegessen?«
    »Nö, wenn du dauernd hustest und dein Hirn zu ist, hast du keinen Hunger.«
    »Nicht, dass du mir noch vom Stangerl fällst!«
    »Nein, nein, wir essen sowieso alle zu viel und dann nur Schmarrn. Hast du gewusst, dass wenn alle Menschen Vegetarier wären, die Welt viel besser ausschaun tät? Man könnte die riesigen Anbauflächen fürs Viehfutter unserer Nutztiere dazu verwenden, Menschennahrung anzubauen. Wenn das Nutztier das Viehfutter frisst und irgendwann geschlachtet wird, um uns als Nahrung zu dienen, können wir Menschen nur ein Siebtel der Energie für uns nutzen, die in dem Viehfutter gespeichert war. Die anderen sechs Siebtel hat das Tier schon verbraucht, bevor wir das Fleisch essen.«
    Irmi runzelte die Stirn. »Wo hast du das denn her?«
    »Von Sven.«
    »Aha, und Sven ist dein neuer Mister Wonderful?«
    »Sven ist interessant und sehr klug.« Kathi schaute böse.
    »Kathi, das hab ich gar nicht bezweifelt. Du hast bisher halt noch nicht viel von Sven erzählt.«
    »Na, und du hast mir auch nichts davon erzählt, dass du mal verheiratet warst!«
    »Das war auch kein Ruhmesblatt und hat mich sehr viel Schmerz und Energie gekostet. Ich hätte dieses Kapitel gern endgültig abgeschlossen, das Buch in eine alte Truhe gepackt und nie mehr geöffnet.«
    »Hm«, machte Kathi. »Du hättest das Buch auch einfach verbrennen können, statt es aufzuheben. Auch alte Truhen haben Deckel, die man öffnen kann.«
    Da hatte sie recht. Im Gegensatz zu ihr konnte Kathi rigorose Schlussstriche ziehen. Irmi hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. »Ja, aber es ist schon ein Unterschied, ob du jemanden kirchlich geheiratet hast. Das hat eine andere Qualität.«
    »Glaub ich nicht, das ist alles Schmuckwerk und Konvention, es geht nur drum, was du tief drin spürst. Und abschließen muss man selber. Egal, was du an Brimborium außenrum

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