Huff, Tanya
den
Schweiß von der Stirn.
„Ich glaube nicht, daß
Onkel Stuart uns eine Wahl gelassen hat", keuchte Peter, der sich auf den
Holzhammer lehnte. „Er ist in letzter Zeit ganz schön knurrig."
„Falls du es vergessen
hast, die Familie wird angegriffen. Er hat einen guten Grund dafür."
„Aber das heißt doch
nicht, daß er mich anknurren muß."
Rose zuckte nur die
Achseln und begann, um den unteren Teil des metallenen Zaunpfahls Erde festzustampfen.
Sie haßte die viele Kleidung, die sie dafür tragen mußte — Schuhe, Jeans,
T-Shirt —, aber Zäune konnte man nicht in einem Strandkleid reparieren,
besonders nicht, wenn jeder Abschnitt wild entschlossen zu sein schien,
zumindest einen Himbeerbusch sein eigen zu nennen.
„Ich meine",
Peter knipste ein 20 Zentimeter langes Drahtstück ab und begann, den unteren
Teil des Zaunes an den Pfosten zu binden, „egal was man tut, er geht auf einen
los."
Egal was du tust, meinst du. Rose seufzte und hielt den Mund. Sie hatte sich in letzter Zeit so
merkwürdig gefühlt, sie würde sicher nicht ihren Zwillingsbruder kritisieren.
Er blinzelte zur Sonne
hoch, die gelb-weiß am Spätnachmittagshimmel brannte, und bekämpfte den Drang
zu hecheln. „Was für ein Tag, um draußen zu arbeiten. Ich glaube einfach nicht,
wie heiß es ist."
„Zumindest kann du
arbeiten, ohne ein Hemd zu tragen."
„Du auch."
„Nicht direkt an der
Straße."
„Warum nicht?"
grinste er. „Hier draußen ist nie Verkehr, und außerdem hast du so wenig, daß
sowieso niemand etwas sehen könnte."
„Peter!"
„Peter!" äffte er
sie nach, als sie nach ihm schlug. „Gut, wenn dir die Idee nicht gefällt, warum
trabst du dann nicht zum Haus zurück und holst uns Wasser?"
Sie schnaubte. „Klar.
Während du am Zaun lehnst und die Welt an dir vorbeiziehen läßt."
„Nein." Peter
bückte sich und hob die Heckenschere auf. „Während ich den Mist um den nächsten
Pfosten herum wegmache."
Sie sah vom Pfosten zu
ihrem Bruder, dann drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zurück zum
Haus. „Du solltest das besser erledigen... ", rief sie ihm warnend über
die Schulter zu.
„Sonst?"
„Sonst... sonst beiße
ich dir den Schwanz ab!" Sie lachte, als Peter sich unter ihrer
Lieblingsdrohung aus der Kindheit duckte, und fing an zu rennen, wobei sie seinen
Blick in ihrem Rücken spürte, bis sie das Feld verließ und den Weg
hinabrannte.
Peter zerrte am Bund
seiner Jeans. Sie waren zu eng, zu beengend, zu warm. Er wollte... tatsächlich
wußte er nicht mehr, was er wollte.
„Ein höllischer
Sommer", murmelte er, als er am Zaun entlangging. Er vermißte Tante Sylvia
und Onkel Jason. Jetzt, wo die beiden älteren Werwölfe weg waren, schien es so,
als bliebe ihm und Rose keine andere Wahl, als an ihrer Stelle zu Erwachsenen
zu werden.
Er wollte plötzlich
ein Geheul anstimmen, arbeitete statt dessen jedoch einen Teil seiner
Frustration ab, indem er am Gestrüpp herumhackte. Vielleicht sollte er ein
Leben außerhalb des Rudels führen, wie Colin es getan hatte. Er verwarf die
Idee fast augenblicklich. Colin hatte keine Zwillingsschwester, und Peter
konnte sich kein Leben ohne Rose vorstellen. Sie hatten die 11. Klasse fast
nicht geschafft, weil die Stundenpläne sie für den Großteil des Tages getrennt
hatten. Die Vertrauenslehrerin hatte keine Ahnung, wie nahe sie daran gewesen
war, gebissen zu werden, als sie sich geweigert hatte, etwas daran zu ändern.
Sie sagte, es sei Zeit, sich von einer ungesunden emotionalen Abhängigkeit zu
befreien. Peter köpfte einige Gänseblümchen, wobei er die Heckenschere mit beiden
Händen führte. Das war alles, was sie wußte. Wenn Menschen ein bißchen
emotionale Abhängigkeit entwickeln würden, wäre die Welt vielleicht nicht so
beschissen.
Das Geräusch eines
nahenden Wagens trieb ihn zum Zaun hinüber, von wo er den Fahrer sehen konnte.
Der schwarz-goldene Jeep bremste, als er auf gleicher Höhe mit ihm war, hielt
ein paar Meter die Straße hinunter an und setzte dann zurück, daß der Kies
aufspritzte. Es war der Jeep, der am Sonntagmorgen am Ende des Weges geparkt
hatte, als er zum Briefkasten gegangen war, um Schatten zu holen. Mit
gesträubtem Nackenhaar legte er die Schere hin und sprang über den Zaun. Zeit
herauszufinden, warum der Typ hier herumhing.
Mark konnte sein Glück
kaum fassen. Nicht nur war ein einsamer Werwolf direkt an der Straße, wo er ihn
schnappen konnte, es war auch noch einer der Rotschöpfe. Einer der jungen.
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