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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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lang hatte er
Angst. Dann fühlte er sich einfach nur noch müde. „Vicki, ich komme und hole
dich ab. Wir werden nichts unternehmen, bis wir miteinander geredet
haben."
    Ein plötzlicher
Ausbruch von Lärm aus der Küche erstickte ihre Antwort, und er trat, das
Telefon unter den Arm geklemmt, näher an die Tür, um sie zu schließen. Dann
blieb er stehen und hörte zu.
    Und wußte Bescheid.
    Gute Polizisten lachen
nie über Intuition, denn zu oft steht ein Leben dabei auf dem Spiel.
    „Die Lage hat sich
geändert." Er unterbrach Vicki, ohne zu hören, was sie sagte. „Du wirst
allein zurückkommen müssen. Peter wird vermißt."
    Sturm kroch über die
offenen zwanzig Meter von der Zaununterseite zum Stall, so tief geduckt, daß
sein Bauchfell auf über den Boden streifte. Als er das Steinfundament der
Stallwand erreichte, erstarrte er.
    Die Bretter waren alt
und verzogen, und zwischen den meisten fiel Licht hindurch. Er verwandelte sich
- damit seine Schnauze nicht im Weg war, nicht weil eine Gestalt besser sehen
konnte als die andere - und preßte ein Auge gegen eine Ritze.
    Eine Kerosinlampe
brannte an einem Ende eines langen Tisches und beleuchtete das Profil des
Mannes aus dem Jeep, der mit dem Rücken zur Tür stand und an etwas
herumfummelte, das Peter nicht sehen konnte. Eine Schrotflinte lehnte in
Reichweite an der Tischkante.
    Unter dem
Menschengeruch, dem Gestank der Laterne und dem zurückgebliebenen Duft der
Tiere, die sich einst im Stall befunden hatten, war ein starker Geruch nach
eingeöltem Stahl, mehr, als von dem Gewehr allein stammen konnte. Peter
runzelte die Stirn, verwandelte sich und trottete zu den großen Vordertüren.
Eine stand einen Spalt offen, weit genug, daß er in jeder Gestalt
durchschlüpfen konnte, aber in einem Winkel, der verhinderte, daß er direkt in
den Stall stürmen und den Mann am Tisch angreifen konnte. Er fletschte die
Zähne, und seine Kehle vibrierte in einem lautlosen Knurren. Der Mensch
unterschätzte ihn; ein Werwolf, der nicht gehört werden wollte, wurde es auch
nicht. Er konnte hineingehen, sich umdrehen und angreifen, ehe der Mensch das
Gewehr erreichen konnte, ganz zu schweigen davon, damit zu zielen und es abzufeuern.
    Sturm huschte
vorwärts. Der Geruch nach geöltem Stahl wurde stärker. Der Boden gab unter
seiner Vorderpfote nach, und er erstarrte. Dann sah er die Fallen. Drei davon,
aufgestellt im geöffneten Türspalt in Löchern, die man in den Boden gegraben und
dann mit etwas bedeckt hatte, das zu leicht war, um sie auszulösen oder ihre
Bewegung zu behindern, wenn sie zuschnappten. Er war nicht sicher, aber es roch
wie das Torfzeug, das Tante Nadine in den Garten tat.
    Er konnte sie leicht
überspringen, aber der Boden dahinter war auch aufgewühlt, und er wußte nicht
genau, ab wo er wieder sicheren Halt hatte. Noch konnte er sich verwandeln und
über die Fallen springen, ohne zum Ziel für die Flinte zu werden.
    Mit der Nase an den
Wänden umkreiste er das Gebäude. An jedem möglichen Eingang fand sich der
gleiche Geruch.
    Außer an einem.
    Hoch an der Ostwand,
fast hinter den Ästen einer jungen Roßkastanie versteckt, war eine kleine
quadratische Öffnung, die damals, als sich im Stall noch Vieh befunden hatte,
dazu gedient hatte, Heuballen auf den Dachboden zu bringen. Normalerweise
kletterten Werwölfe nicht auf Bäume, aber das hieß nicht, daß sie es nicht
konnten, und schwielige Finger und Zehen fanden Halt, den simple menschliche
Hände und Füße nicht hätten nutzen können.
    Peter bewegte sich
vorsichtig über einen gefährlich schmalen Ast, überprüfte das Loch, fand keine
Fallen und schlüpfte leise hindurch, während er sich dazu gratulierte, seinen
Feind ausgetrickst zu haben.
    Der Dachboden roch nur
nach muffigem Heu und Staub. Tief geduckt huschte Peter leise einen gewaltigen
quadratischen Balken entlang, bis er in den Stall hinuntersehen konnte. Er war
fast direkt über dem Tisch, auf dem neben der Laterne ein Paket in braunem
Papier, ein Notizbuch und eine dicke Leinenschürze lagen.
    Der Mann aus dem Jeep
sah auf die Uhr und stand, den Kopf zur Seite gelegt, lauschend da.
    Die ganze Szene war
eine Falle, und zwar eine, die speziell für die Fellgestalt gestellt worden
war.
    Es konnte keinen
Zweifel geben: Dies war der Mann, der seine Familie tötete. Ein Mann, der sie
gut genug kann, um einzuschätzen, welche Gestalt er heute nacht annehmen
würde.
    Peter grinste, und
seine Augen leuchteten im Lampenlicht. Er hatte sich nie

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