Huff, Tanya
sein, dämmerte Vicki. Wenn man alles in Betracht zieht.
Der Polizist sah
zweifelnd drein. „Ich glaube nicht, daß die Abwesenheit eines Wildhüters
einen so großen Unterschied macht — und Sie hätten es besser wissen
sollen." Er klappte sein Notizbuch zu. „Sagen Sie Ihrer Familie, daß sie
uns, wenn sie das nächste Mal einen Schuß hören, sofort anrufen soll. Vielleicht
können wir den Wagen des Kerls entdecken."
„Ich werde es ihnen
sagen... " Colin zuckte die Achseln.
„Ja, ich weiß, aber ob
sie zuhören?" Der Polizist seufzte und sah Vicki an. Er hielt nicht viel
von einer Torontoer Privatdetektivin, die sich in seiner Gegend herumtrieb,
auch wenn ihre Vergangenheit bei der Polizei ihr Glaubwürdigkeit verlieh.
Seine Warnung erstarb in seiner Kehle, als er einen Blick von ihr auffing. Sie
sah aus wie ein Mensch, der auf sich selbst aufpassen konnte - und auf alles
andere, das ihm in den Weg kam. „Also", wandte er sich wieder Colin zu,
„hat das was mit der Abreise Ihrer Tante Sylvia zu tun?"
Colin schnaubte. „Sie
meinte, dies hätte das Faß zum Überlaufen gebracht."
„Ist sie nicht nach
Yukon gefahren?"
„Ihr Bruder, mein
Onkel Robert, wohnt direkt außerhalb von White-horse. Sie sagte, es würde ihr
hier allmählich zu voll."
„Ihr Onkel Jason ist
auch abgereist, nicht wahr?"
„Vater hat Tante
Sylvia vorgeworfen, einen Exodus anzufangen, und gedroht, Peter, Rose und mich
im Haus einzusperren, bis die Dinge sich beruhigt hätten."
„Ehrlich gesagt war
ich überrascht, daß er überhaupt so lange geblieben ist. Ein Mann braucht ein
eigenes Heim." Der Polizist stupste Colin mit dem Kugelschreiber in die
Rippen. „Wann ziehen Sie aus?"
,Wenn ich genügend
Todessehnsucht habe, um für mich selbst zu kochen."
Beide lachten, und die
Unterhaltung wandte sich dem allgemeinen Thema Essen zu.
Vicki wurde klar, daß
die Werwölfe gar nicht so isoliert waren, wie sie ursprünglich geglaubt hatte.
Daß Colin den Hof verlassen und eine Arbeit angenommen hatte, hatte auf jeden
Fall die Polizei auf sie aufmerksam gemacht. Zum Glück sorgte die Polizei für
die Ihren. Was die Schießerei anging: Sie wußte, daß es nicht viel gab, was
die OPP tun konnte. Sie konnte nur hoffen, daß ein paar zusätzliche Streifen in
und um das Gebiet ihr die Zeit verschaffen würden, diesen Psychopathen zu
finden, ehe noch irgend jemand getötet wurde. Die Werwölfe mußten einfach akzeptieren,
daß sie auffälliger waren, wenn sie sich verwandelten und für eine Weile
vorsichtig sein. Es schien ein kleiner Preis zu sein.
„... auf jeden Fall
geht es Donald gut. Das Krankenhaus hat ihn in Dr. Dixons Obhut entlassen - das
ist ein überzeugender alter Mann -, und er wird wohl morgen nach Hause kommen.
Offenbar besteht, weil er in der einen Gestalt angeschossen wurde und sich dann
verwandelt hat, keine Infektionsgefahr. Colin ist auf dem Rückweg, aber ich
dachte, ich sollte Sie informieren. Oh, und Nadine - ich werde die Nacht in
der Stadt verbringen."
„Erklärungen?"
„Mhm."
„Vertrauen Sie
ihm?"
„Ich würde ihm mein
Leben anvertrauen."
„Gut. Weil Sie ihm
unseres anvertrauen."
Vicki drehte sich halb
um, so daß sie Mike an der Krankenhauswand gegenüber der Telefone lehnen sehen
konnte. Er sah müde, aber unerschüttert aus, und all seine professionellen
Schilde waren hochgefahren. „Es wird gutgehen. Kann ich Henry sprechen?"
„Moment." Nadine
gab den Hörer an den Vampir weiter. „Du hattest recht", sagte sie, als er
ihn nahm.
Henry schien für diese
Information nicht besonders dankbar zu sein. Wenn Mikes Gesicht gleichmütig
war, war Henrys aus Stein. „Vicki?"
„Hallo. Ich dachte,
ich sollte dir sagen, daß ich heute in der Stadt bleibe. Ich brauche etwas
Zeit allein."
„Allein?"
„Ohne dich."
„Ich kann nicht sagen,
ich sei überrascht. Du und Mike werdet viel zu besprechen haben."
„Ach was. Tust du mir
einen Gefallen?"
„Jeden." Ehe sie
sprechen konnte, überlegte er es sich und ergänzte: „Fast."
„Bleib in der Nähe des
Hauses."
„Warum?"
„Weil es 3:40 morgens
und Sonnenaufgang ungefähr um 6:00 ist."
,Vicki, ich gehe der
Morgendämmerung schon lange aus dem Weg. Bevormunde mich nicht."
Gut. Wahrscheinlich
verdiente sie das. „Schau, Henry, es ist spät, du hast nur einen gesunden Arm -
bestenfalls anderthalb -, ich hatte einen harten Tag, und es ist noch nicht
vorbei. Bitte sorge einfach dafür, daß ich mir in den nächsten paar Stunden um
eine Person
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