Huff, Tanya
daß sie ihn nicht mehr hörte.
Henry starrte in die
Nacht und versuchte festzustellen, was er fühlte. Eifersucht war ein Gefühl,
mit dem seine Art bereits frühzeitig umzugehen lernte, sonst überlebte man
nicht lang. Du bist mein] klang höchst dramatisch, besonders wenn es von
einem wehenden Umhang und ominöser Musik begleitet wurde, aber das wirkliche
Leben funktionierte nicht so.
Das Problem mußte Mike
sein. „Der Mann läßt sein Leben wie eine Herausforderung wirken", murmelte
Henry. Es überraschte ihn nicht, daß Stuart den Polizisten angegriffen hatte -
dominante Männchen wurden oft handgreiflich. Seine ständige Gegenwart hatte
wahrscheinlich auch nicht gerade geholfen. Obwohl er in der Familie einen
besonderen Status innehatte, blieb Stuart, solange er da war, gereizt, da
seine Instinkte forderten, daß einer von ihnen sich unterwerfen mußte. Es war
die Verantwortung des Leitwolfs, das Rudel zu schützen, und seine Frustration,
Hilfe von außen rufen zu müssen, hatte zweifellos Stuart noch weiter
destabilisiert.
Angesichts von
Cellucis Einstellung und Stuarts Geisteszustand war ein Kampf unvermeidlich
gewesen. Sturms Einmischung dagegen war für alle Beteiligten, einschließlich
Sturm, eine völlige Überraschung gewesen. Wolke mußte ziemlich nah dran sein,
wenn ihr Bruder sich so irrational verhielt.
Was ihn mehr oder
weniger wieder auf Vicki brachte.
Henry grinste breit.
Wenn Celluci ein Werwolf gewesen wäre, hätte er einen Kreis um sie herum
gepinkelt und der Welt verkündet: Das gehört mir! - und dann wäre Vicki
aufgestanden und aus dem Kreis getreten.
„Ich bin nicht
eifersüchtig", erklärte er der Nacht und wußte, daß es fast eine Lüge war.
„Können wir
lieben?" Der Prozeß hatte begonnen, obwohl die letzte Verwandlung noch
nicht stattgefunden hatte.
Christina wandte sich
ihm zu, ihre dunklen Augen waren vom ebenholzschwarzen Fächer ihrer Wimpern
verschleiert. „Zweifelt Ihr daran?" fragte sie, und er kam in ihre Arme.
Er hatte in den
Jahrhunderten seither ein halbes Dutzend Mal geliebt, und jedesmal hatte es wie
eine Fackel in der langen Finsternis seines Lebens geleuchtet.
Geschah es wieder? Er
war nicht sicher. Er wußte nur, daß er Celluci sagen wollte: „Der Tag gehört
dir, aber die Nacht gehört mir."
Mike würde einer
solchen Aufteilung genausowenig zustimmen wie Vicki.
„Ihr dürft Euch nicht
darüber ärgern, was sie bei Tageslicht tun." Christina legte seinen Kopf
an ihre Brust und strich ihm sanft übers Haar. „Denn wenn Ihr es tut, dann wird
es in Eurem Herzen nagen und Euer Wesen verändern, und Ihr werdet zu einem der
Geschöpfe der Dunkelheit werden, die sie mit Recht fürchten. Furcht ist, was
uns tötet."
Wenn die Werwölfe sicher
waren, würde er Vicki vielleicht fragen: „Wirst du mir deine Nächte
schenken?" Vielleicht.
Er wollte sie
berühren, sie halten... nein... er wollte sie packen und hinwerfen und seinen
Anspruch auf sie erneuern. Die Intensität seiner Gier erschreckte ihn, hielt
ihn auf. Verwirrt saß er auf der Bettkante, beobachtete sie im Schlaf, lauschte
wie der sanfte Klang ihrer Atemzüge einen Kontrapunkt zu dem Hubschrauberlärm
der billigen Klimaanlage bildete.
Sie hatten nie eine
monogame Beziehung gehabt. Sie hatten beide andere Liebhaber gehabt. Sie hatte
andere Liebhaber gehabt.
Celluci zwang seine
Hände, sich auf seinen Oberschenkeln zu entspannen und holte tief Luft. Nichts
hatte sich zwischen ihm und Vicki verändert, seit Henry die Szene betreten
hatte.
Plötzlich mußte er an
die ersten acht Monate denken, nachdem sie die Polizei verlassen hatte. Sie
hatten einen letzten erbitterten Streit miteinander und dann keinen Kontakt
mehr gehabt, während die Tage sich zu Wochen dahinschleppten, und es immer
unmöglicher wurde, mit der Welt fertigzuwerden. Bis sie gegangen war, war ihm
nicht klar gewesen, wie wichtig sie als Bestandteil seines Lebens gewesen war —
und es war nicht der Sex, den er vermißt hatte. Er hatte die Unterhaltungen und
Streitereien vermißt - sogar wenn man bedachte, daß die meisten ihrer
Unterhaltungen zu Streitereien wurden - und einfach nur jemanden um sich zu
haben, der Humor hatte. Er hatte seine beste Freundin verloren und kaum
gelernt, mit dem Verlust zu leben, als das Schicksal sie wieder zusammengeführt
hatte.
Niemand sollte das
zweimal durchmachen müssen. Aber Fitzroy hatte ihr nichts zu geben. Oder doch?
„Wenn du glaubst, daß
ich nach letzter Nacht einfach brav nach
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