Huff, Tanya
abgebogen
sind."
„Es ist nichts
verkehrt an Privatsphäre", bemerkte Mike mild.
„Überhaupt
nichts", stimmte der andere zu. Er richtete sich auf und breitete die
Hände aus, die goldenen Härchen auf seinen Unterarmen glänzte in der Sonne.
„Ich bin selbst dafür."
Darauf wette ich, dachte Vicki. Ich
würde liebend gern einen Blick auf die schmutzigen kleinen Geheimnisse werfen,
die deine Privatsphäre verbirgt. Wahrscheinlich würde das für den Anfang schon
mal fünf bis zehn Jahre bringen...
„Ms. Nelson?"
Carl Biehn hatte aufgehört, am Schmutz herumzureiben, wirkte aber noch
beunruhigt. „Werden Sie lange bei denen bleiben?"
„Ich hoffe
nicht."
„Das klingt wie ein
Gebet."
Vicki seufzte.
„Vielleicht ist es eines." Sie würde bleiben, bis sie den Mistkerl mit dem
Gewehr festgenagelt hatte, und wenn Gebete halfen, dann hatte sie nichts
dagegen. Sie schob ihre Brille hoch und drehte sich um, um zu winken, während
Celluci in der Auffahrt wendete und zurück auf die Straße fuhr.
Carl Biehn hob eine
müde Hand zu einem zurückhaltenden Gruß, aber Mark Williams, der sehr gut
wußte, daß er nicht in diese Abschiedsgeste miteinbezogen war, reagierte mit
einem übertriebenen Winken seines Arms.
„Nun?"
„Nun was?" Er
drehte sich halb zu ihr um, die Augenbrauen hochgezogen. „Du fragst mich doch
wohl nicht nach meiner Meinung?"
„Mike."
Er schürzte die Lippen
und wandte sich wieder der Straße zu. „Den älteren Mann beunruhigt etwas,
wahrscheinlich der jüngere - ein Jammer, daß man sich Verwandte nicht aussuchen
kann. Nach dem, was du mir beim Frühstück erzählt hast und was ich selbst
beobachtet habe, schließe ich mit meinen brillanten Fähigkeiten zur Deduktion,
daß du Mr. Biehn magst, der ein netter Kerl zu sein scheint, aber du magst Mr.
Williams nicht."
Vicki schnaubte.
„Erzähl mir nicht, du tätest das."
„Er schien nicht so
übel zu sein. He! Nicht den Fahrer angreifen."
„Dann red' keinen Blödsinn."
Mike grinste. „Was? Du
willst, daß deine Meinung bestätigt wird? Das wäre das erste Mal."
Vicki wartete. Sie
wußte, daß er sich die Gelegenheit, ihr zu sagen, was er dachte, nicht entgehen
lassen würde.
„Ich denke", fuhr
er wie aufs Stichwort fort, „Williams würde seine eigene Mutter verkaufen,
wenn er sich einen Gewinn davon verspräche. Ich garantiere dir, daß er hinter
irgendwas her ist; das sind solche Typen immer."
Vicki rückte die
Brille gerade, obwohl sie fest auf ihrer Nasenwurzel saß. Da würde erst die
Hölle einfrieren, ehe Williams die Disziplin aufbrächte, um die Art von
Meisterschütze zu werden, der die Werwölfe abschoß.
Biehn wandte sich ab,
als der Wagen aus der Auffahrt fuhr. Er hatte immer Frieden in seinem Garten
gefunden, aber an diesem Morgen entzog er sich ihm. Er hörte ständig immer und
immer wieder, den Schrei der Kreatur, die er in der Nacht verwundet hatte. Sie
war kein Geschöpf Gottes, also sollte ihr Schmerz ihn nicht bewegen können,
aber er konnte den Schrei weder aus seinem Kopf noch aus seinem Herzen verbannen.
Der Herr prüfte ihn,
um zu sehen, ob seine Entschlossenheit stark war.
Das Böse durfte man
nicht bemitleiden, es mußte ausgemerzt werden.
„Zwei Bullen."
Mark Williams schürzte nachdenklich die Lippen. „Sie hat Verstärkung
geholt." Zu dumm, daß der Unfall das Problem nicht gelöst hatte, aber,
wie er immer sagte, wer nichts wagt, der nicht gewinnt. Selbst wenn Ms. Nelsons
Freund hier war, um den Unfall zu untersuchen - er hatte sorgfältig darauf
geachtet, nichts am Wagen zu hinterlassen, das ihn belasten könnte.
Andererseits, wenn
jetzt die beiden hier rumschnüffelten, sollte er besser einen Zahn zulegen,
sonst bliebe vor lauter Polizei und schießwütigem Onkel nichts von seinem
kleinen Plan übrig.
„Wirst du wieder mit
meinem Vater kämpfen?"
„Nicht, wenn er nicht
mit mir kämpft."
Daniel drehte sich um
und sah zu Stuart auf, der aufgestanden war, als Vicki und Mike hereinkamen und
jetzt mit einem Knurren tief in der Kehle dastand. „Paps?"
Stuart ignorierte ihn.
Die beiden Männer blickten einander in die Augen.
„Paps? Kann ich ihn
für dich beißen?"
Stuart zuckte zusammen
und blickte auf seinen Sohn hinunter. „Ob du was kannst?"
„Ihn für dich
beißen?" Daniel bleckte weiße Zähnchen.
„Daniel, man geht
nicht hin und beißt Leute. Das weißt du doch besser."
Der jüngste Werwolf
kniff die Augen zusammen. „Du wolltest es tun", bemerkte er.
„Das ist etwas
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