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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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die Brille ab und polierte ein Glas mit
einem Zipfel ihres Sweatshirts. Die Ränder ihrer Welt verschwammen, bis es
aussah, als starre sie in einen nebligen Tunnel; einen breiten Tunnel, mehr als
angemessen für ein Leben von einem Tag zum anderen. Bisher hatte sie ungefähr
ein Drittel ihres peripheren Sehvermögens verloren. Bisher. Es konnte nur
schlimmer werden.
    Die Brille korrigierte nur ihre Kurzsichtigkeit.
Nichts konnte den Rest korrigieren.
    „Gut, der Fall gehört Celluci. Gut. Ich habe
schließlich meine eigene Arbeit, die ich erledigen muß", sagte sie sich
selbst fest. „Eine, die ich tun kann." Eine, die sie besser tun sollte.
Ihre Ersparnisse würden nicht ewig reichen, und bislang war ihre Ausbeute an Aufträgen
unangenehm mager, da ihr Sehvermögen sie zwang, mehr als einen potentiellen
Klienten abzulehnen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie das wuchtige
Telefonbuch von Toronto auf ihren Schoß. Mit etwas Glück war der F. Chan, den
sie suchte, der Erbe eines hübschen Sümmchens eines toten Onkels in Hongkong,
einer der 26 hier aufgeführten. Wenn nicht... es gab mehr als drei Seiten
Chans, sechzehn Spalten, schätzungsweise eintausendachthundertundfünfundsechzig
Namen, und sie könnte wetten, daß mindestens die Hälfte davon einen Foo in der
Familie hatten.
    Celluci suchte gerade jetzt nach einem Mörder.
    Sie schob den Gedanken von sich.
    Man konnte kein Bulle sein, wenn man nicht sehen
konnte.
    Sie hatte sich die Suppe eingebrockt. Sie würde sie
jetzt auch auslöffeln.
     

Terri Neal sackte gegen die Fahrstuhlwand, holte
ein paarmal tief Luft und hob, als sie genügend Energie gesammelt zu haben
glaubte, den Arm gerade hoch genug, um auf die Uhr schauen zu können.
    „Null Uhr siebzehn?" stöhnte sie. Wo zum
Teufel ist der Montag geblieben, und was für einen Sinn hat es überhaupt noch,
nach Hause zu gehen? Ich muß in 8 Stunden wieder hier sein. Sie spürte das
Gewicht des Papiers an der Hüfte und fügte ein stilles Gebet an, daß sie
tatsächlich volle acht Stunden haben würde. Die Firma hatte heute ihr Pfund
Fleisch schon erhalten - der verdammte Piepser war losgegangen, als sie um
16:20 ins Auto stieg -, daher würde man sie vielleicht, nur vielleicht, heute
nacht in Ruhe lassen.
    Die Fahrstuhltür ging zischend auf, und sie
schleppte sich in die Tiefgarage.
    „Verlassen des Büros", murmelte sie, „zweiter
Versuch."
    Sie blinzelte ein wenig im strahlenden Neonlicht,
dann machte sie sich auf den Weg durch die fast leere Garage. Ihr Schatten
tanzte um sie herum wie eine verrückte Marionette. Sie hatte das kalte,
flimmernde Licht der Neonröhren schon immer gehaßt, die Welt sah entschieden unfreundlich
aus, wenn man aus ihr ein Relief mit so scharfen Kanten machte. Und heute
nacht...
    Sie schüttelte den Kopf. Der Schlafmangel ließ sie verrückte
Dinge denken. Sie widerstand dem Zwang, über die Schulter zu blicken, und
erreichte schließlich den einzigen Vorteil all der endlosen Überstunden.
    „Hi, Baby." Sie wühlte in der Tasche nach dem
Autoschlüssel. „Hast du mich vermißt?"
    Sie öffnete die Heckklappe, hievte ihre Aktentasche
- dieses verdammte Ding muß 150 Kilo wiegen! - hoch und über den Rand und
schob sie in den Kofferraum. Sie stützte die Ellbogen auf die Dichtungsleiste
und legte eine Pause ein, halb innerhalb und halb außerhalb des Wagens, und
inhalierte den Duft nach neuer Farbe, neuem Vinyl, neuem Plastik und...
verfaulendem Essen. Sie runzelte die Stirn und richtete sich auf.
    Zumindest kommt es nicht aus meinem Wagen...
    Mit einem Würgen schloß sie die Heckklappe und
drehte sich um. Sollte sich der Sicherheitsdienst morgen um den Geruch kümmern.
Sie wollte nur noch heim.
    Es dauerte einen Moment, ehe ihr klar wurde, daß
sie das nicht schaffen würde.

Bis der Schrei ihre Kehle erreicht hatte, war diese
herausgerissen worden, und der Schrei wurde zum Gurgeln, als ihre durchtrennte
Luftröhre sich mit Blut füllte.
    Das letzte, was sie sah, als ihr Kopf nach hinten
fiel, waren die roten Linien, die dunkel über die Seiten ihres neuen Wagens
tropften.
    Das letzte, was sie hörte, war das hartnäckige
Piepsen ihres Pagers.
    Das letzte, was sie fühlte, war ein Mund an den
Überresten ihrer Kehle.
     
    Am Dienstagmorgen verkündete die riesige
Schlagzeile auf der Titelseite des Revolverblatts: „SCHLITZER SCHLÄGT WIEDER
ZU." Ein Foto des Trainers der Toronto Maple Leafs starrte darunter
hervor, und die Bildunterschrift fragte - nicht zum ersten

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