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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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hübsch, aber nicht ihr Typ. Sie hatte keinen Mann getroffen, der ihr Typ
war, seit sie vor acht Monaten die Polizei verlassen hatte. Ich hätte wissen
sollen, daß das passieren würde, wenn ich mit einem Mann ausgehe, der
bedeutend besser aussieht als ich. Ich habe keine Ahnung, warum ich die
Einladung angenommen habe.
    Das entsprach nicht der Wahrheit. Vicki hatte die
Einladung angenommen, weil sie einsam war. Sie wußte es, sie wollte es sich
nur nicht eingestehen.
    Sie war die erste Treppe, die zum Bahnsteig nach
Süden führte, halb hinuntergestiegen, als sie den Schrei hörte. Oder eher den
halben Schrei. Er wurde mittendrin erstickt. Ein Sprung brachte sie auf den
ersten Treppenabsatz. Von dort aus konnte sie nur die Hälfte der beiden
Bahnsteige durch das Glas sehen und kein Anzeichen davon, wo es Ärger gab. Der
Süden war näher, schneller zu erreichen.
    Sie sprang zwei, dann drei Stufen auf einmal
hinunter und schrie: „Rufen Sie die Polizei!" Selbst wenn sie niemand
hörte, könnte es vielleicht die Ursache des Schreis verscheuchen.
    Neun Jahre bei der Truppe, und sie hatte nie ihre
Waffe benutzt. Sie wollte es jetzt tun. In neun Jahren bei der Truppe hatte sie
nie einen Schrei wie diesen gehört.
    ,,Was zum Teufel tust du da eigentlich?"
kreischte der vernünftigere Teil ihres Gehirns. „Du hast keine Waffe! Du hast
keine Rückendeckung! Du hast keine Ahnung, was da unten vorgeht! Acht Monate
von der Truppe weg, und du hast alles vergessen, was sie dir beigebracht haben!
Was, zum Teufel, willst du eigentlich beweisen?"
    Vicki ignorierte die Stimme und rannte weiter.
Vielleicht wollte sie wirklich etwas beweisen. Wenn schon.
    Als sie auf den Bahnsteig platzte, wurde ihr sofort
klar, daß sie die falsche Seite gewählt hatte, und für eine Augenblick war sie
froh darüber.
    Auf den orangefarbenen Kacheln der Bahnhofswand war
ein großer Bogen aus Blutspritzern, die sich von einem dicken roten Fleck zu
einem zarten Muster aus dunkelroten Tropfen verästelten. Darunter auf dem
Boden, die Augen und den Mund über den zerfetzten Resten seiner Kehle weit aufgerissen,
lag ein junger Mann. Nein: der Leichnam eines jungen Mannes.

Das Abendessen, das sie erst vor kurzem gegessen
hatte, kam Vicki hoch, aber die Mauern, die sie während der Untersuchungen
anderer Todesfälle errichtet hatte, hielten, und sie zwang es wieder hinunter.
    Wind kam auf, und sie konnte hören, wie sich der
Zug in die nördliche Richtung näherte. Er hörte sich nah an.
    Herrgott, das hat uns gerade noch gefehlt. Um 0:35
in einer Sonntagnacht war es durchaus möglich, daß der Zug fast leer war,
niemand würde aussteigen und niemand würde die Leiche und die blutbespritzte
Wand am südlichsten Ende des Bahnsteigs in nördlicher Richtung bemerken. Bei
ihrem Glück war es jedoch weit wahrscheinlicher, daß sich eine Gruppe von
Kindern oder eine kleine alte Dame mit einem schwachen Herzen aus dem letzten
Wagen drängte und von Angesicht zu Angesicht den starrenden Augen und dem zum
stummen Schrei geöffneten Mund einer frischen Leiche gegenüberstand.
    Es gab nur eine Lösung.
    Das Brüllen des Zugs erfüllte die Station, als
Vicki mit hämmerndem Herzen und voller Adrenalin, das in ihren Ohren sang, auf
die Schienen in südlicher Richtung sprang. Die hölzerne Stufe über der
spannungsführenden Schiene war zu weit weg, fast in der Mitte der Reihe der
Betonpfeiler, daher sprang sie und versuchte nicht an die Gott weiß wie vielen
Millionen Volt Elektrizität zu denken, die das Ding führte und die sie in
Holzkohle verwandeln würden. Sie schwankte einen Augenblick auf der Kante des
Teilers, verfluchte ihren bodenlangen Mantel und wünschte, sie hätte eine Jacke
getragen, und dann, obwohl sie wußte, daß es das Dümmste war, was sie tun
konnte, blickte sie auf den einfahrenden Zug.
    Wie ist er so nah gekommen? Das Licht war grell,
der Lärm ohrenbetäubend. Sie fror, gefangen im gleißenden Licht und sicher,
daß sie, wenn sie weitermachen würde, fallen und von den Metallrädern dieses
Biests in Stücke gehackt werden würde.
    Dann huschte etwas Menschengroßes durch den Tunnel
in nördlicher Richtung. Sie konnte nicht viel sehen, nur einen sich bewegenden
Schatten, schwarz gegen die größer werdenden Scheinwerfer, aber es riß sie aus
ihrer Starre und zurück auf die Schienen.
    Schlacke knirschte unter ihren Stiefeln, Metall
dröhnte, dann hatte sie die Hände auf der Bahnsteigkante und schwang sich in
die Luft. Die Welt füllte sich

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