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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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dann ganz langsam wieder
aus. Als sie sprach, klang ihre Stimme so sanft, wie Henry sie seit ihrer
Wandlung nicht mehr hatte klingen hören. „Ich kann dich verstehen, und es gibt
für dich keinen Grund, deine Sicherheit aufs Spiel zu setzen, nur weil Henry
und ich uns nicht wie halbwegs zivilisierte Menschen benehmen können." In
Sekundenschnelle war sie um das Auto herumgegangen und nahm Tonys Gesicht in
die Hände. „Ist es in Ordnung, wenn wir dich hierlassen? Sollen wir dich nicht
erst mal nach Hause bringen?"
    Er berührte sanft ihre Handgelenke, und sie ließ die Hände
wieder fallen. „Ihr müßt den Detective finden."
    „Ihn gegen dich - den Tausch würde ich nicht
eingehen."
    Tonys Augen füllten sich mit Tränen, als ihm klarwurde,
daß sie die Worte ernstgemeint hatte. Er mochte sich seine Rührung aber nicht
eingestehen, schob die Tränen auf Müdigkeit, rieb sich mit beiden Fäusten die
Augen und sagte forsch: „Macht euch um mich keine Sorgen. Ich schnappe mir bei
einem der Restaurants in Chinatown ein Taxi."

„Hast du genug Geld dabei?"
    „Verdammt!" Mit hochroten Ohren wich Tony an das
äußerste Ende des Bürgersteigs zurück. „Würdet ihr bitte endlich abhauen!"
    Sie ließen die Fenster offen und hielten ihre Gesichter in
die Brise. So ging es, aber auch nur gerade so eben.
    „Meinst du denn wirklich, daß er da ist?" fragte
Henry, nachdem sie rasch einen nicht besonders zielsicher, aber dennoch recht
zügig fahrenden alten Cadillac überholt hatten und auf die Brücke zuhielten.
    „Ich weiß, daß er da hingegangen ist. Ich weiß, wie er
denkt. Es gibt in der Polizeiarbeit keine Zufälle. Sobald Ronald Swanson sich
als Gestalt entpuppt, die in unserem kleinen Drama häufiger auftaucht, kümmert
sich Mike um den Mann, und das heißt, daß er auch die Sache mit dem Projekt
Hoffnung herausgefunden hat und daß er dort hingegangen ist, um sich die Klinik
anzusehen."
    „Du meinst, er könne in Schwierigkeiten stecken."
    Als Vicki sich noch einmal die verschiedenen Möglichkeiten
vor Augen hielt, hatte sie plötzlich das Gefühl, als streiche ihr jemand mit
einer Drahtbürste über die nackte Haut.
    „Ich bin ganz sicher, er steckt in Schwierigkeiten."

Zehn
    „Hier können wir nirgends den Wagen verstecken."
    „Such doch gar nicht erst nach einem Versteck. Fahr
einfach auf den Parkplatz und halte da."
    „Es ist bereits nach ein Uhr", gab Henry zu bedenken,
der gerade an dem großen Hinweisschild für das Projekt Hoffnung vorbeigefahren
war und nun bei den Torpfosten in die lange Einfahrt einbog. „Ich stelle ja
ungern deine Erfahrung in Sachen Herumschnüffeln und Anschleichen in Frage,
aber meinst du nicht auch, daß uns jemand bemerken wird? Sie haben hier
zumindest eine Nachtschwester, die Dienst tut."
    „Na und?"
    „Du willst also reingehen und fragen, ob sie zufällig an
eins ihrer Betten einen Detective Celluci gekettet haben?"
    „Warum nicht?" Vickis Stimme klang nicht sehr nach
ehemaliger Polizeibeamtin. Oder Privatdetektivin - oder überhaupt menschlich.
Henry reagierte auf diesen Ton und mußte seine Reaktion unterdrücken, während
Vicki fortfuhr: „Sie werden es nicht wagen, mich anzulügen. Außerdem merke
ich, ob er hier ist oder nicht."
    „Was, wenn er nicht hier ist?"
    Vickis Zähne schimmerten elfenbeinfarben und verliehen
ihrem Lächeln etwas eindeutig Bedrohliches. „Dann suche ich nach einem Großen
mit Kuhaugen und stelle dem ein paar Fragen."
    Vickis Selbstbeherrschung wies Kanten und Scharten auf,
scharf genug, um sich daran bis aufs Blut zu schneiden. Hinter der
Selbstbeherrschung konnte Henry die nackte, reinigende Gewalt branden hören.
Vicki klang, als sei sie unmittelbar davor loszulassen. Das war nicht weiter
verwunderlich, denn sie hatte die ganze Fahrt von der East Hastings-Klinik bis
hierher zum Projekt Hoffnung in unmittelbarer Nähe zu Henry verbringen müssen;
wie eine dritte Person hatte die Spannung zwischen ihnen im Auto gehockt. Henry
spürte auch seine eigenen Barrieren schwächer werden und versuchte sich
einzureden, dieser Ausflug könne als Fortsetzung des Eltern/Kind-Schüler/Lehrer-Verhältnisses
gesehen werden, das sie beide immerhin einmal ein Jahr lang verbunden hatte.
Aber diese Selbsttäuschung wollte ihm nicht gelingen. Wenn es nicht zu dem Blutbad
kommen sollte, das beide während ihres Besuchs im Projekt Hoffnung vorausahnten,
dann stand zu erwarten, daß sie einander an die Gurgel

gehen würden, noch ehe er die

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