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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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vor sich geht, das geht mich nichts
an."
    „Natürlich nicht. Vergessen Sie, daß Sie uns je gesehen haben."
    Die Lippen der Frau verkrampften sich zu einer schmalen
Linie. „Nichts lieber als das."

„Mike ist hier drin."
    Das Schild an der Tür wies den Raum als die elektrische
Schaltzentrale aus.
    „Bist du sicher?"
    Vicki schenkte Henry keine Beachtung und kramte in den
Tiefen ihrer Umhängetasche nach ihrem Satz Dietriche.
    „Ich spüre eine ganze Reihe Leben, Vicki; oben, unten, um
uns herum. Die meisten davon stehen unter Drogen, alle sind durch ihren Zustand
zu einer einzigen amorphen Masse zusammengeschweißt. Wie kannst du sicher sein,
daß eines dieser Leben Michael Celluci gehört?"
    Vicki kniete nieder und suchte sich die zwei längsten
Dietriche aus. „Ich stehe seinem Leben eben viel näher als du."
    „Auch dein Bedürfnis ihn zu finden ist größer. Ich sollte
dir das gar nicht sagen müssen, aber eigentlich wissen wir noch nicht einmal
genau, ob er überhaupt hier war und was die Schwester mit den Dingen meint, die
im Hintergrund vor sich gehen."
    „Wir werden es auch nicht herausfinden, wenn wir nicht
nachsehen." Vicki war erfolgreich: Die Tür öffnete sich, und die beiden
standen in einem kleinen Flur, von dem zwei Türen abgingen. Eine der beiden
führte wirklich in eine elektrische Schaltzentrale.
    Die andere führte in ein Zimmer, das aussah wie ein
beliebiges Krankenzimmer - bis auf die Wände aus Portlandzementhohlziegeln und
das kleine, ganz oben an der Wand angebrachte Fenster. Vicki blieb in der
Türöffnung stehen, starrte auf den Körper, der vor ihr auf dem Bett lag, und
ihr Kopf fühlte sich wunderbar leicht und unbeschwert an, während sich alle
Einzelteile ihrer Welt wieder zu einem soliden Ganzen fügten.
    Cellucis Gesicht wies Wunden und Quetschungen auf. Die
Haut über den Fingerknöcheln seiner rechten Hand war aufgeplatzt, und sein Herz
schlug in einem Rhythmus, der nicht ganz der war, den Vicki kannte. Celluci
roch nach Drogen und war mit Lederriemen ans Bett gefesselt.
    Am liebsten hätte Vicki die Fesseln zerfetzt, den Freund
in die Arme gerissen und ihn in Sicherheit geschafft. Aber niemand von ihnen
befand sich in unmittelbarer Gefahr, und so würde sie Celluci zuliebe erst
einmal herauszufinden versuchen, was sie ihm angetan hatten. Langsam trat Vicki
also ans Bett und löste die Riemen. Später würde sie ihren Gewaltphantasien
nachgeben können; später würde jemand für dies alles hier bezahlen.
    „Mike?"

Eine rasche Prüfung - Vickis Hände strichen über Fleisch,
das ihr so vertraut war wie ihr eigenes - brachte zutage, daß nichts
Entscheidendes entfernt worden war.
    „Komm schon! Wach auf."
    Mikes Puls war stark und gleichmäßig. Vicki fuhr dem
Freund mit dem Finger am Kinn entlang. Seine Bartstoppeln fühlten sich so rauh
an wie Sandpapier.
    Von der Tür aus sah Henry den beiden zu. Er wußte, daß er
völlig in Vergessenheit geraten war und wunderte sich ein wenig darüber, wie
schmerzhaft sich das anfühlte. All die territorialen Imperative, all die
Angriffe, Gegenangriffe, all die gequälte Höflichkeit, die mühsam gewahrte
Beherrschung, verschwanden in der Erinnerung daran, daß auch er Vicki einst
geliebt hatte, und in diesem Moment haßte Henry Michael Celluci mehr, als er in
seinem ganzen Leben jemanden gehaßt hatte.
    Aber der Moment ging vorbei.
    Celluci würde nie der letzten, größten Intimität
teilhaftig werden, die Henry und Vicki miteinander gehabt hatten - ihr Leben,
in seinen Armen wiedererschaffen, ihr Blut, das zu ihm, sein Blut, das zu ihr
geflossen war. Alles, was danach kam ...
    Henry konnte nicht anders, er mußte lächeln. Alles, was
danach gekommen war, hatte einen Bruch mit Traditionen bedeutet, die er für
unverrückbar gehalten hatte, war Leidenschaft, die durch Gemetzel noch
angestachelt wurde, war blutgetränkter Waffenstillstand und etwas, was trotz
allem, was dagegen sprach so aussah, als würde es sich zu einer Freundschaft
entwickeln.
    Er konnte Mike nicht hassen, jetzt, wo er selbst doch mehr
von Vicki zurückerhalten hatte, als er je für möglich gehalten hätte.
    „Es riecht nach Beruhigungsmitteln. Versuch, ihn
wachzubekommen."
    Vicki zuckte zusammen, als diese Worte aus Richtung Tür an
ihr Ohr drangen und machte Anstalten, sich zwischen die Bedrohung, die sie dort
witterte und den Körper auf dem Bett zu werfen. Sie brauchte einen Moment, ehe
ihr klar wurde, daß es Henry gewesen war, der da gesprochen hatte

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