Huff, Tanya
mitbekommen hat." Swansons
Blick fiel auf das weiße Cabrio, das in der frühen Morgensonne glitzerte. „Neuer
Wagen?" Mit diesen Worten schloß er die Tür.
„Ich habe ihn letzte Woche gekauft."
„Können Sie sich denn einen so teuren Wagen im Augenblick
überhaupt leisten, Frau Doktor? Erst neulich haben Sie sich diese teure Eigentumswohnung
gekauft - ich hätte gedacht, damit seien Ihre Ressourcen zur Zeit
erschöpft."
„Eine Eigentumswohnung in Yaletown ist eine bombensichere
Investition, wie Sie selbst mir wiederholt versichert haben." Sie folgte
ihrem Chef, der vor ihr her in die Küche gegangen war. „Was den Wagen betrifft:
Ich habe Sie oft sagen hören, daß man immer bekommt, wofür man auch bezahlen
kann, und die deutschen Ingenieure bauen ihre Produkte auf Langlebigkeit.
Außerdem werde ich von Ihnen sehr gut bezahlt."
„Auch ich bekomme, wofür ich bezahlt habe." Swanson
lächelte ein wenig nervös und wies auf den Küchentisch. „Ich frühstücke gerade.
Wollen Sie mir Gesellschaft leisten?" Schon vor Rebeccas Tod war niemand
mehr unerwartet zu Besuch in ihre Wohnung gekommen, und Swanson konnte sich
nicht daran erinnern, je gesehen zu haben, wie seine Frau Besucher in der
Küche empfangen hatte - aber das Frühstück einfach so stehenzulassen würde
bedeuten, daß er einen ausgezeichneten Bagel umkommen ließ. Wozu sollte das gut
sein?
„Herzlichen Dank, aber ich habe bereits
gefrühstückt."
„Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich weiter esse?"
„Natürlich nicht." Dr. Mui setzte sich auf den Stuhl,
den Swanson ihr angeboten hatte und wartete, bis ihr Arbeitgeber um den Tisch
herumgegangen war und sich ebenfalls gesetzt hatte. „Wir haben einen weiteren
passenden Spender."
Seine Augen verengten sich, und er legte sorgsam seinen
Bagel hin. „So rasch? Das bedeutet zwei in etwas über einer Woche. Drei in zwei
Monaten. Meinen Sie nicht, daß wir damit Aufmerksamkeit erregen? Je regelmäßiger
etwas geschieht, desto eher werden die Leute hellhörig."
„Das stimmt. Aber ich sehe mir die Größe dieses Organs an,
und dann sage ich mir, daß der Spender einfach zu gut ist, um ihn wieder
wegzuschicken. Er wiegt ungefähr 118 Kilo, ist gut 1,90 m groß, Ende dreißig
und, was unsere Zwecke betrifft, in hervorragender körperlicher
Verfassung." Was letztlich alles war, was ihr Arbeitgeber wissen wollte
und zu wissen brauchte. Geduldig wartete Dr. Mui, bis Swanson verstand, worauf
sie anspielte.
Das geschah bald. Der Makler lehnte sich zurück und
starrte sie nachdenklich an. „Sie sagten doch, einen Spender dieser Größe
würden wir nie finden."
„Dann habe ich mich eben geirrt."
„Dennoch ..." Swanson schüttelte den Kopf. „Drei in
zwei Monaten. Das ist zu häufig, das macht mir Sorgen. Wenn man uns erwischt,
tun wir damit niemandem einen Gefallen." Er verzog den Mund. „Am wenigsten
uns selbst."
Dr. Mui lehnte sich vor und legte die Fingerspitzen
aneinander. „Dieser Spender ist unter ungewöhnlichen Umständen zu uns
gekommen. Wie dem auch sei!" fügte sie hinzu, als Swanson protestierend
die Hand hob. „Ich möchte nur darauf hinweisen, daß sich uns eine solche Gelegenheit
später kaum je wieder bieten wird, wenn wir sie jetzt ungenutzt verstreichen
lassen. Ich habe mir die Freiheit genommen, einiges an unserem üblichen
Vorgehen zu ändern, damit wir nicht die Aufmerksamkeit erregen, um die Sie
sich Sorgen machen."
„Wenn mit diesem Interessenten nie ein Geschäft zustande
käme, wäre das eine wahre Schande ..."
Sie wartete, während er die Sache in Gedanken von allen
Seiten beleuchtete und vertraute voll und ganz auf Swansons Ruf: Angeblich
ließ sich der Mann die Gelegenheit zu einem Geschäft unter keinen Umständen
entgehen.
„Gut", sagte Swanson dann auch letztlich. „Was haben
Sie veranlaßt?"
Nun kam der schwierige Teil. „Sullivan ist mit dem Spender
in eines der Gästehäuser gezogen. Der Mann selbst weiß nicht, wo er sich befindet,
und so ist er nicht in der Klinik, wo er unter Umständen Aufmerksamkeit
erregen könnte."
Swanson setzte seinen Becher so hart auf dem Tisch ab, daß
Tee auf die Tischplatte schwappte. „Und da machen Sie sich Gedanken darüber,
daß meine Nachbarn Sie gesehen haben könnten?"
„Der Spender ist kurz nach Sonnenaufgang eingetroffen; ich
bezweifle, daß irgend jemand ihn gesehen hat. Selbst wenn - Sie haben doch oft
Gäste." Alle Käufer verließen das sorgfältig getarnte Krankenzimmer der
Klinik so rasch das nach der
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