Huff, Tanya
Transplantation möglich war und erholten sich
danach unter strenger Überwachung in einem von Swansons Gästehäusern, die
ebenso sorgfältig abgeschottet waren wie das Zimmer und noch weniger leicht
durch einen Zufall zu entdecken. Letztlich wunderte sich gewiß auch niemand
darüber, daß ein reicher Mann auch reiche Freunde hat. „Ich kann nur noch
einmal betonen", sagte die Ärztin, „daß dieser Spender für diesen einen
Interessenten höchstwahrscheinlich der einzige bleiben wird."
„Aber..."
„Alle notwendigen Vorarbeiten kann ich auch hier
verrichten. Wir würden ihn erst im letzten Moment transferieren." Dr. Mui
sah Swanson aufmerksam zu, wie er aufstand und zu einem Fenster ging, von dem
aus man einen guten Blick über den gesamten Besitz hatte. Das nähergelegene der
beiden Gästehäuser war durch die Bäume hindurch klar zu erkennen. „Aber
natürlich ist es letztlich Ihre Entscheidung."
„Es kostet mich wohl dasselbe, ganz gleich, ob ich sage,
Sie sollen den Spender fortschaffen oder ob ich sage, Sie sollen die
Transplantation vornehmen."
Eine Antwort schien der Makler nicht zu erwarten, und so
verharrte Dr. Mui schweigend.
„Na gut", seufzte Swanson dann und trank einen
Schluck lauwarmen Tee. „Wie ich schon mehrfach gesagt habe: Es ist reine
Geldverschwendung, eine Expertin anzuheuern und dann nicht auf sie zu hören.
Sie sind hier die Ärztin, und wenn Sie meinen, dieser Spender sei die beste,
vielleicht die einzige Chance für diesen einen Kunden ..."
„Da bin ich ganz sicher."
„Dann machen Sie die Sache. Ich rufe den Käufer an."
Plötzlich richtete sich ein anklagender Finger auf die Ärztin. „Sind Sie auch
ganz sicher, daß der Spender gesund ist?"
„Ganz sicher."
„Gut, denn nach dem letzten Fiasko wäre ein zufriedener
Kunde genau das richtige für unser Geschäft."
„... leichte Regenfälle, die gegen Mittag nachlassen. Dann
klart es auf, und Vancouver und Umgebung kommen in den Genuß eines wunderschönen
Nachmittags mit Temperaturen, die über 27 Grad Celsius liegen können. Wie das
Gartenbauamt..."
Tony stellte den Fernseher leise und runzelte die Stirn.
Das Medium Fernsehen vermittelte die Nachrichten mittlerweile derart direkt
-manchmal kamen die Kamerateams ja noch vor der Polizei am Ort eines Geschehens
an. Auch wenn die Behörden beschlossen hatten, die ganze Sache mit dem
Schwarzmarkt für Nieren als Verschlußsache zu behandeln, bis die Ermittlungen
abgeschlossen waren, hätte doch zumindest der Detective aus Toronto, den man in
einer Klinik in North Vancouver zusammengeschlagen und an ein Bett gefesselt
gefunden hatte, den Weg in die Nachrichten finden müssen.
Henry hatte gesagt, die Polizei werde in die Klinik
fahren. Also war die Polizei in die Klinik gefahren - das zumindest stand fest.
„Zugegeben - der Rest des Landes kann Toronto nicht
leiden. Aber sie werden ihn doch trotzdem nicht einfach so dagelassen haben,
oder?"
Er stellte den Ton lauter, um die Baseballergebnisse hören
zu können, stellte den Videorekorder so ein, daß er die Nachrichten um zwölf
und um achtzehn Uhr aufzeichnen würde und schaltete den Fernseher dann aus,
wobei er die ganze Zeit das Gefühl nicht loswerden konnte, daß irgend etwas
schrecklich schiefgelaufen war.
„Das sind bestimmt die Nerven", schalt Tony sich
selbst und stopfte ein sauberes T-Shirt in seinen Rucksack. „Sie haben es nicht
in den Frühnachrichten gebracht - was heißt das schon? Es war wahrscheinlich
noch zu früh." Er griff nach seinen Skates, seufzte dann auf und legte sie
wieder auf den Boden. Rasch kritzelte er eine Nachricht — bin bei Gerry — und
eine Telefonnummer auf ein Blatt Papier und heftete es mit einem Magneten, der
für die Musikgruppe Gandydancer warb, an die Kühlschranktür.
Henry hatte fest damit gerechnet, daß bei Sonnenuntergang
alles vorbei sein würde und ihn beim Erwachen keine Geister mehr am Fußende
seines Bettes erwarten würden. Tony wollte nicht miterleben müssen, wie Doug
und sein händeloser Freund auftauchten, um Henry zu zeigen, wie sehr er sich
geirrt hatte.
„Ist er wach?"
„Ja. Er hat gepinkelt und ein Glas Wasser getrunken.
Sollen wir ihm etwas zu essen geben?"
„Natürlich. Gehen Sie nachsehen, was sich in der kleinen
Küche hier finden läßt."
„Ich koche aber nicht für den", murrte Sullivan.
Dr. Mui, die schon auf dem Weg zum Schlafzimmer war, blieb
stehen, und der schwarze Koffer, den sie bei sich trug, schlug gegen ihre Beine.
„Wie
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