Huff, Tanya
bitte?"
Einen Augenblick lang trat der riesige Mann von einem Fuß
auf den anderen, hielt jedoch voller Trotz dem Blick der Ärztin stand. Dann
senkte er die Augen, murmelte etwas Unverständliches und eilte in Richtung
Kühlschrank.
„Richten Sie gleich genug, damit es auch für Sie reicht.
Sie werden hierbleiben, solange er hier ist."
Er warf ihr über die Schulter einen besorgten Blick zu.
„Was wird solange mit der Klinik?"
„Harry und Tom werden ein paar Tage allein fertig."
Dr. Mui wartete, bis Sullivan mit der ihm aufgetragenen Arbeit begonnen hatte,
und trat dann ins Schlafzimmer. „Ich weiß, daß Sie wach sind, Detective. Machen
Sie die Augen auf."
Celluci kannte diese Stimme; er hatte sie schon gehört.
Das war die Frau, mit der der Pfleger in der Klinik gesprochen hatte, die Frau,
die ihm die Spritze verpaßt hatte. Mike hatte das Vicki gegenüber nicht zur
Sprache gebracht, auch so war es schwer genug gewesen, die Freundin dazu zu
bewegen, ihn einfach allein zurückzulassen. Aber für ihn hatte die leise,
völlig fühllose Stimme der Ärztin und die kalte, klinische Diskussion, die sie
mit dieser Stimme über sein Schicksal geführt hatte so geklungen, wie er sich
immer die Stimme und Argumentation von Vampiren vorgestellt hatte: als seien
Menschen nichts anderes als Vieh. Diese Frau klang weit eher wie ein Mitglied
des Clubs der blutsaugenden Untoten, als Vicki das je getan hatte.
Nur daß die Sonne ja bereits aufgegangen war und diese
Frau immer noch umherlief, äußerst wach war und auch, wie er sich eingestehen
mußte, lange nicht so gefährlich aussah, wie sie sich angehört hatte. Er sah
ihr zu, wie sie nun an sein Bett trat und fühlte sich plötzlich an eine Zeile
aus dem allerersten Film über die Addams Family erinnert: „Hallo, ich bin ein
durchgeknallter Mörder. Wir sehen aus wie ganz gewöhnliche Leute." Nicht
gerade ein ermutigender Gedanke - wenn man alle Umstände in Betracht zog.
„Also!" Celluci war erfreut festzustellen, daß er
weitaus weniger klapprig klang, als er sich fühlte. „Was haben Sie vor mit
mir?"
„Also!" Dr. Mui machte sich über den Detective
lustig, indem sie seinen Tonfall nachahmte. „Wie weit wissen Sie
Bescheid?" Anfangs, als sie hatte feststellen wollen, ob Richard über den
Besuch des Mannes vielleicht unnötig in Panik geraten war, hatte sie den
Pfleger beauftragt, die Antwort auf die Frage, wieviel der Detective wußte, aus
diesem herauszuprügeln. Dieser Versuch war ohne Erfolg geblieben, und so hatte
sie sich am Ende dazu entschlossen, lieber auf Nummer sicher zu gehen, als unter
Umständen hinterher etwas bereuen zu müssen. Der Mann war Sullivans Wagen
gefolgt, irgend etwas mußte er also wissen.
„Offenbar spielt es keine Rolle mehr, was ich nun weiß
oder nicht. Sonst wären Sie nicht hier drin bei mir."
„Schlau kombiniert, Detective!" Da die Gästehäuser in
der Regel von Organkäufern bewohnt wurden, die sich von ihrer Operation
erholten, war das Bett zwar mit Rüschen, Decken und Kissen eingedeckt, aber es
handelte sich eindeutig um ein Krankenhausbett, und Sullivan hatte Celluci die
Fesseln angelegt, mit denen diese Betten in der Regel für den Notfall
ausgestattet sind. „Ich habe letzte Nacht eine Probe Ihres Blutes in einem
Labor untersuchen lassen, und auch wenn Ihr Cholesterinspiegel leicht erhöht
ist, sind Sie doch insgesamt ein kerngesunder Mann."
„Unter anderen Umständen wäre das jetzt eine gute
Nachricht." Celluci mußte den Nacken in einem sehr schmerzhaften Winkel
verdrehen, um die Frau nicht aus den Augen zu lassen, aber schließlich gelang
es ihm, und er konnte zusehen, wie sie ihrem Koffer einiges an Gerätschaften
entnahm. Die durchsichtigen Plastikbeutel, an denen ebenfalls durchsichtige
Schläuche befestigt waren, kamen ihm durchaus vertraut vor, und als die Ärztin
diese am Tischende ablegte, so daß einer der Beutel in der Luft baumelte,
wurde ihm auch klar, worum es sich hier handelte: um Plastiksäcke zum
Aufbewahren von Blut. „Oh mein Gott..."
Dr. Mui sah auf Mike hinunter und schüttelte den Kopf.
„Schauen Sie mich doch nicht so an, als sei ich eine Vampirin oder so, Detective!
Ihr Blut wird einem sehr guten Zweck dienen."
Einem sehr guten Zweck? Mit einem Mal war Mike klar, daß
für ihn kein Vorteil darin lag, so zu tun, als wisse er nichts.
„Bluttransfusionen vor der Organtransplantation, damit der Körper die Niere besser
annimmt?"
„Genau." Mehr wollte die Frau freiwillig nicht
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