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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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gewußt: Eine alles
vernichtende Rache, sollte es dazu kommen, würde trotz, nicht wegen Detective
Celluci stattfinden. Der Versuch, innerhalb von Recht und Gesetz zu bleiben,
war für Henry Ehrensache gewesen; nur hatte das ja leider nicht funktioniert.
    Was war mit Vicki?
    Selbst vor ihrer Wandlung war Vicki bereit gewesen
einzugestehen, daß Recht und Gerechtigkeit nicht notwendigerweise dasselbe
waren. Den finalen Schlag würde sie selbst zwar nicht landen können -
jedenfalls nicht, ohne dabei die von Celluci klar gezogenen Grenzen zu überschreiten
-, aber Henry bezweifelte stark, daß sie ihm in den Arm fallen würde, wenn er
zu diesem Schlag ausholte. Beim bloßen Gedanken daran mußte er unwillkürlich
die Zähne blecken und wütend knurren.
    Dann aber ließ sich das offizielle Erwachen nicht länger
hinauszögern. Henry öffnete die Augen.
    Sie standen genau dort, wo sie in den vergangenen sechs
Nächten gestanden hatten. Doug und der Kumpel, den ihm der Tod verschafft hatte.
In den Schatten, die so dicht waren, daß selbst Henrys scharfe Augen sie nicht
durchdringen konnten, wartete der unsichtbare Chor, bereit, der Stimme der
Verdammten zusätzliches Gehör zu verschaffen.

Henry seufzte. „Ihr seid also noch da?"
    Nicht gerade eine besonders originelle Frage und nicht
die, die er eigentlich hatte stellen wollen. Offenbar schien sie auch den
Geistern nicht zu gefallen; aber sie reichte aus.
    Mike war nicht bei ihr in der Wohnung.
    Vicki wußte das ganz genau. Wütend und mit gebleckten
Zähnen starrte sie in die Finsternis, als könne sie diese mit schierer
Willenskraft soweit einschüchtern, daß sie ihr ein paar Antworten lieferte.
Celluci wußte ganz genau, wann die Sonne unterging. Wenn er hätte hiersein
können, dann wäre er hiergewesen. Die Tatsache, daß er nicht da war, bedeutete
ganz klar, daß er nicht dasein konnte.
    Das wiederum hieß, daß irgend jemand, irgendwo dafür würde
bezahlen müssen.
    Während Vicki sich hastig in ihre Kleider zwängte und
dabei ununterbrochen leise Drohungen und Verwünschungen ausstieß, hatte eine
winzige Stimme in ihrem Hinterkopf ein paar Einwände vorzubringen. Es mochte
doch immerhin auch angehen, daß der Detective von der Polizei festgehalten
wurde, nicht wahr? Immerhin war der lange Arm des Gesetzes fest in den
Fallstricken der Bürokratie verankert.
    Vierzehn Stunden Bürokratie? konterte Vicki zornig,
während sie tief in ihrer Reisetasche nach einem Paar frischer Socken fahndete.
Das geht selbst in Kanada nicht.
    Was, wenn er ein wenig länger geblieben ist, um mit den
Kollegen zu plaudern? hatte das Stimmchen als nächstes einzuwenden.
    Dann weiß ich wenigstens, wer hier zu büßen hat1. Vicki
hatte eine plötzliche Vision davon, wie sie Celluci bei den Ohren packte und
an das rosa Bett nagelte, und ein wildes Grinsen glitt über ihr Gesicht.
    Aber eigentlich glaubte die junge Frau keinen Augenblick
lang wirklich, daß sich für Cellucis Ausbleiben eine einfache Erklärung finden
ließe. Irgend etwas war schrecklich schiefgelaufen.

„Ich behaupte ja gar nicht, daß nichts schiefgelaufen
ist!" zischte Henry. „Ich sage lediglich, unsere Reaktion kann nicht
darin bestehen, blind zu irgendwelchen Rettungsaktionen durchzustarten!"
    „Was schlägst du statt dessen vor?" Vicki stürmte an
Henry vorbei in dessen Wohnung. Sie hatte seine Reaktion auf die Wut durchaus
mitbekommen, die sie ihm, kaum hatte er die Tür geöffnet, vehement entgegengeschleudert
hatte, schenkte dieser Reaktion aber keinerlei Beachtung. Seine Reaktionen auf
sie, ihre Reaktionen auf Henry, all diese territorialen Imperative waren im
Moment völlige Nebensache. „Sollen wir warten, bis er als Leiche im
gottverdammten Hafenbecken treibt?"
    Henry schaffte es, die Tür nicht hinter Vicki
zuzuschlagen. Aber das gelang ihm auch nur knapp, und er verdankte den Erfolg
mehr dem Schließmechanismus der Tür als der eigenen Selbstbeherrschung. „Laß
mich zwei Dinge klarstellen, Vicki: Meine Autoschlüssel bekommst du nicht, und
ehe wir losfahren, müssen wir uns weitere Informationen beschaffen."
    „Wir?" wiederholte Vicki und lehnte sich über die
Rücklehne der Couch, wobei sich ihre Finger direkt neben den Löchern, die sie
am allerersten Abend in Vancouver dort hinterlassen hatte, in das grüne Leder
gruben. „Deine Chance, mehr zu erfahren, war bei Sonnenuntergang, und du hast
sie in den Sand gesetzt. Ich bin die Ermittlerin. Du schreibst Romane. Du hast
mich um Hilfe gebeten,

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