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Huff, Tanya

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Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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an der Hose trocken, stieg aus dem Auto und öffnete den Kofferraum.
    Der tote Sullivan starrte ihn über eine breite Schulter
hinweg an. Das Schütteln während der Fahrt hatte ihm den Kopf in einem
anatomisch unmöglichen Winkel verdreht. Seine Augen traten hervor wie bei einem
Tier im Schlachthof.
    Swanson trat zurück und schluckte bittere Galle, unfähig,
den Blick von der Leiche zu wenden. Was tue ich hier? Bin ich verrückt? Ich
hätte die Polizei holen sollen. Er fuhr sich mit zitternder Hand über die
feuchte Stirn. Nein. Wenn ich die Polizei gerufen hätte, würde alles ans
Tageslicht kommen, und ich wäre ruiniert. Ich käme ins Gefängnis. Dr. Mui hat
recht. Ich vergrabe die Leiche, und niemand braucht etwas zu erfahren. Swanson
hatte im Verlauf seiner langen Karriere nie gezögert zu tun, was getan werden
mußte, und er würde nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen zog er die Leiche aus dem
Kofferraum, hörte weg, als sie mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufkam
und versuchte, gar nicht daran zu denken, daß er es hier mit etwas zu tun
hatte, das einst lebendig gewesen war. Er schleppte Sullivan gute zehn Meter
vom Auto weg, ging zurück, um sich die Schaufel zu holen und begann zu graben.
    „Das ist doch durchgeknallt. Das ist völlige,
durchgeknallte gottverdammte Scheiße."
    „Beherrsch dich, Brent, und nimm nicht solche Worte in den
Mund. Halt die Klappe, er hört dich sonst noch."
    „Wer?" Patricia Chou packte den Arm des Kameramannes
und verhinderte in letzter Sekunde, daß dieser, vom Gewicht der Kamera und der
dazugehörenden Lampe, zu Boden ging, als er im Dunkeln über eine Baumwurzel
stolperte. „Swanson."
    „Du weißt doch gar nicht, ob er wirklich in dem Wagen war,
dem wir gefolgt sind."
    „Doch, das weiß ich."
    „Dein Wissen beruht auf einem Anruf, den du um drei Uhr in
der Früh erhalten hast?"

„So ist es."
    „Auf mehr nicht?"
    „Auf dem Anruf und einem überdurchschnittlich entwickelten
Fingerspitzengefühl für eine gute Geschichte. Nun halt aber die Klappe."
    So geräuschlos wie irgend möglich näherten sich die beiden
der Lichtung. Da sie zu Fuß die alte Holzfällerstraße entlanggekommen waren,
hatten sich ihre Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt und es bereitete
keinem der beiden Probleme, Swansons Wagen selbst in den ihn umgebenden
finsteren Schatten klar zu erkennen.
    Dann hörten sie vor sich in der Dunkelheit gleichmäßige
Geräusche, und die Reporterin hob die Hand. Brent gehorchte und blieb ein wenig
schweratmend stehen.
    „Hörst du ihn auch graben?" flüsterte die junge Frau
fast lautlos.
    Brent zuckte die Achseln und hob die Kamera auf die
Schulter.
    Seine Kollegin führte ihn nun um den Wagen herum und auf
einen Schatten zu, der die Form eines Mannes hatte. Wir haben ihn! verkündete
sie triumphierend im Geist, trat vor und gab Brent das Signal.
    Ronald Swanson, der bereits knietief in der lockeren Erde
stand, starrte zu ihr auf wie ein Tier, das auf der Landstraße in
Scheinwerferlicht geraten ist: Er sah, wie sich das Unglück unaufhaltsam
näherte und sah gleichzeitig keinen Weg, ihm auszuweichen. Die Leiche, die
ausgestreckt neben Swanson auf dem Boden lag, diese unmißverständlich tote
Leiche, war mehr, als die Reporterin sich erhofft hatte. Patricia Chou kniff
die Augen zusammen, denn das grelle Licht, das auf Brents Kamera montiert war,
blendete auch sie, betätigte dann mit dem Daumen den Einschaltknopf ihres
Mikrophons, streckte es Swanson hin und fragte: „Haben Sie unseren Zuschauern
irgend etwas zu sagen, Mr. Swanson?"
    Sein Mund öffnete sich, schloß sich und öffnete sich
erneut, aber der Mann gab keinen Laut von sich. Seine Augen öffneten sich, und
die Pupillen zogen sich so weit zusammen, daß sie nicht mehr zu sehen waren.
Dann ließ er die Schaufel fallen, griff sich mit der Hand an die Brust und
brach zusammen, wobei er, mit dem Gesicht nach vorn, nur Zentimeter von der
Leiche entfernt, in den Dreck sank.
    „Mr. Swanson?" Die Reporterin hatte das Mikrophon
immer noch eingeschaltet, kniete sich neben den Gestürzten und tastete hinter
dessen Ohr nach seinem Puls. Noch lebte er, aber der Pulsschlag fühlte sich
nicht gut an. Ärgerlich schnaubend griff die junge Frau in die Tasche, die sie
am Gürtel trug, und suchte nach ihrem Handy. „Kriegt der gottverdammte
Hundesohn einen Herzschlag oder so was, ohne daß er mir eine Stellungnahme
geliefert hat?"
    „Soll ich weiterfilmen?" fragte der

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