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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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drang Cellucis Stimme
durch die Telefonleitung. „Welcher Sender war das?"
    „Die Nummer?"
    „Nein, der Name!"
    Tony gähnte nochmals und wußte plötzlich wieder, warum ihm
Celluci nie wirklich sympathisch gewesen war. „Ich glaube, er heißt Community
Network. Sonst noch was? Soll ich einen Termin für Sie vereinbaren?"
    „Nein danke, aber halte heute mal die Ohren offen. Wenn es
wirklich eine Mafiagruppe gibt, die Organe klaut — was Vickis augenblickliche
Theorie ist ...", Cellucis Ton legte nahe, daß er diese Theorie für sehr

unwahrscheinlich hielt, „... dann müßte man doch auf der
Straße irgendwas davon mitkriegen."
    „Wahrscheinlich schon. Ich aber werde acht Stunden in
einer Videothek stehen, und das einzige, was ich heute zu hören bekomme, ist
das Summen der Bänder, wenn ich die Spielfilme vom Wochenende zurückspulen
muß, die irgendwelche rücksichtslosen Vollidioten zurückbringen, die die
Verträge nicht lesen können, die sie unterschrieben haben."
    „Da bleiben immer noch der Arbeits- und der Rückweg, und
essen mußt du auch. Vicki sagt, du kannst so was am besten, Tony. Wenn da
draußen Gerüchte im Umlauf sind, werden sie dir auch zu Ohren kommen."
    Mit roten Ohren murmelte Tony seine Zustimmung.
    „Bitte entschuldige mich bei deinen Gastgebern, falls ich
die auch geweckt haben sollte."
    Tony ließ den Hörer auf die Gabel fallen und wünschte
sich, er könnte seine privaten Videos ebenso einfach zurückspulen wie die im
Laden. Er war weit gekommen, aber einige Reaktionen hatte er noch nicht im
Griff. „Kaum streichelt man mich, da führe ich mich schon auf wie ein streunender
Köter." Er seufzte, holte einmal tief Luft und erfreute sich am Duft
frisch aufgebrühten Kaffees - Marke Haselnuß und Sahne -, der aus der Küche
drang. Er beschloß, sofort aufzustehen, da offenbar entweder Gerry oder John
auch schon wach waren und in der Küche herumhantierten. Er zog sich ein
T-Shirt über, das zu den Boxershorts paßte, in denen er die Nacht verbracht
hatte und stellte fest, daß er sich darauf freute, mit jemandem gemeinsam frühstücken
zu können.
    Besonders, da er selbst nicht auf der Speisekarte stand.
    Das Community Network hauste im Kellergeschoß eines
dreistöckigen Spitzgiebelhauses an der Ecke Tenth Avenue und Yukon Street,
gleich hinter dem Rathaus. Was in gewisser Weise sinnvoll ist, dachte Celluci:
Immerhin befaßte sich der Sender offenbar in der Hauptsache mit der
Berichterstattung über die Politik der Stadtverwaltung.
    „Immer schön nah an der Quelle bauen", murmelte der
Detective und fügte ein zwischen zusammengepreßten Zähnen hervorgestoßenes:
„Verdammter Schweinehund!" hinzu, als ein sehr viel kleineres, wendigeres
Fahrzeug unmittelbar vor seiner Nase direkt in den einzigen freien Parkplatz
einbog, den er hatte erspähen können. Die Fahrer in Vancouver pflegten zwar nicht
so einen Kamikazestil wie die in Montreal, besonders entspannt wirkten aber
auch sie nicht. Selbst wenn er es ungern tat, sah sich Celluci schließlich
gezwungen, den Bus auf einem städtischen Parkplatz abzustellen, und seine
Laune besserte sich erst dann wieder, als ihm einfiel, daß ja Henry für die
Kosten aufkommen würde.
    Der Empfangsbereich des Senders - neun Treppenstufen
unterhalb des Straßenniveaus, also eher in einem Zwischengeschoß als wirklich
im Keller gelegen - war ursprünglich einmal in neutralen Eierschalentönen gestrichen
worden. Danach hatte man jede freie Fläche mit Flugblättern, Ankündigungen,
Nachrichten und Postern aller Art bepflastert. Die Frau am Empfang hatte sich
knapp über dem Gummiband, das einen Tötlich-blonden Pferdeschwanz
zusammenhielt, vier Bleistifte ins Haar geschoben und benutzte gerade einen
fünften, um sich hektisch Notizen zu machen. Es hörte sich ganz so an, als
habe ihr jemand die Terminplanung ruiniert, und ihr Teil der Unterhaltung klang
immer unhöflicher und dafür immer entschiedener. Celluci bekam nicht alles
mit, aber er kam nicht umhin, die Frau wegen der Beherrschung, die sie zu
wahren imstande war, sehr zu bewundern.
    „Unter dem Strich sagen Sie mir also, der Abgeordnete hat
erst nach der gerade stattfindenden Sitzung Zeit für ein Interview?" Die
Notizen verschwanden unter heftigen schwarzen Strichen. „Aber nach der Sitzung
müssen wir mit dem Stadtverordneten nicht mehr über die Änderungen im
Flächennutzungsplan reden, weil die dann gelaufen sind. Ich würde mich sehr
freuen, wenn Sie sich wieder meldeten." Der

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