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Huff, Tanya

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Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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Stirn beugte sich
Bynowski näher zum Monitor, auf dem in allen Einzelheiten die vordere Einfahrt
zu sehen war. „Da war so ein Flackern ..."
    In diesem Moment ging der Alarm an der Vordertür los.
    Zwei Augenpaare starrten auf den Bildschirm, der mit der
Kamera über dem Vordereingang verbunden war: Da schwang die stahlverstärkte
Tür, die eine solide Sperre zwischen dem Haus und dem Rest der Welt hätte
darstellen sollen, träge in ihren Scharnieren hin und her.
    Gary Haiden warf seinem Arbeitskollegen einen raschen,
anklagenden Blick zu: „Hat der Boß nicht gesagt, du sollst abschließen?"
    „Ich habe abgeschlossen!"
    Mit einem kurzen Nicken wies Haiden auf den Monitor:
„Sieht aber nicht danach aus." Sein Ton ließ anklingen, daß er diesen
Verstoß weitermelden und Bynowski logischerweise dafür würde büßen müssen. Was
Haiden völlig egal war.
    „Ja? Dann sieh doch gefälligst genau hin, du
Scheißer!"
    Beide Hälften des Schlosses waren im einem technisch
eigentlich völlig unmöglichen Winkel verdreht.
    Auf dem Monitor, der den vorderen Hausflur zeigte -
weitere Einblicke in das Hausinnere gab es nicht - entstand nun auch ein kurzes
Flackern, von dem keiner der beiden Männer etwas mitbekam. Sie hatten selbst zu
viele Türen eingetreten, um den Zustand des Türschlosses mißverstehen zu
können.
    „Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Mist
verdammter!" Bynowski langte nach der Sprechtaste der Gegensprechanlage,
aber zu spät: Eine lederbekleidete Hand legte sich über seine Finger, ehe er
die Taste erreicht hatte. Als Fingerknochen brachen, stöhnte er lediglich auf,
zum Schreien viel zu erstaunt. Aber dann blickte er in silbern schimmernde
Augen und bereute sofort, sich nicht die Zeit für einen Schrei genommen zu
haben. Vielleicht hätte er ja geholfen. Ein Schlag, den er noch nicht einmal
hatte kommen sehen, warf ihn aus dem Stuhl gegen die rückwärtige Wand. Dort
ging er, überströmt von seinem eigenen Blut, zu Boden.
    Haiden hatte sich hastig umgewandt und fasziniert
zugesehen, in welch hohem Bogen der Körper seines Kollegen durch die Luft
segelte. Der Schwung, mit dem er sich im Stuhl gedreht hatte, hatte ihn auf den
Füßen landen lassen. Sein Instinkt gewann die Oberhand, während sein Verstand
noch protestierte, und so zog er die Pistole. Vor sich sah Haiden eine große,
schwarzgekleidete Frau. Verzweifelt versuchte der Verstand des Mannes, ihn
davon zu überzeugen, daß es besser sei, schleunigst die Flucht zu ergreifen,
weil ansonsten nämlich diese Frau das letzte wäre, was er in seinem Leben je
sehen würde. Aber Haiden schenkte seinem Verstand keine Beachtung. Schließlich
hatte er sich nicht aus dem Sumpf der Straße hochgearbeitet, indem er ständig
irgendwelchen Ängsten nachgegeben hatte, und er sah keinen Grund, ausgerechnet
jetzt damit zu beginnen.
    Der blasse Blick der Frau glitt von Haidens Gesicht zu
seiner Pistole und wieder zurück. „Nein", sagte sie sanft.
    Im Laufe der Jahre hatten viele Menschen „nein" zu
Haiden gesagt. Manche bettelnd, manche wimmernd, andere immer wieder, ganz
starr vor Unglauben - aber immer voller Furcht. Als Warnung gesprochen war ihm
das Wort nie zu Ohren gekommen, und so erkannte er denn an diesem Abend die
Warnung im „Nein" der Frau auch nicht.
    Zeit seines Lebens war Haiden Raubtier gewesen; nun war er
zum ersten Mal Beute, und er hatte noch viel zu lernen.
    Einen knappen Herzschlag später wimmerte er vor Schreck.
Erbarmungslos bohrten sich starke Fingerspitzen in seinen Hals und hinterließen
ein Muster aus weißen Halbmonden; in beiden Händen waren einzelne Knochen
gebrochen - aber Schmerzen empfand er keine. Die verloren

sich in dem glänzenden weißen Lächeln, von dem er ganz
offenbar den Blick nicht lösen konnte.
    „Ist der Boß daheim?" fragte das Lächeln.
    Bis zu diesem Augenblick war Gary Haiden überzeugt
gewesen, daß er sein Leben für Sebastien Carl geben und selbst dem Tod mit
einem verächtlichen „Fick dich doch selbst!" entgegentreten würde. Nun
mußte er feststellen, daß er sich geirrt hatte, denn er sagte ganz etwas
anderes: „Der ist mit seiner Frau im großen Schlafzimmer hinten. Sie ziehen
sich zum Abendessen um." Haiden hoffte inständig, diese Auskunft werde reichen.
    Sebastien Carl war allein im Schlafzimmer und gerade damit
beschäftigt, sich ein paar schwarze Seidensocken anzuziehen. Im an das Schlafzimmer
angrenzenden Badezimmer ließ das Summen eines Föns auf den Aufenthaltsort von
Mrs. Carl

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