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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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um.
„Mir steht es bis hier...", eine Hand fuhr in Scheitelhöhe durch die Luft,
„... mit euch beiden. Ihr stopft jetzt sofort diesen Kreaturen-der-Nacht-Scheiß
wieder dahin, wo er hergekommen ist! Habt ihr gesehen, was ihr mit den jungen
Leuten gemacht habt? Habt ihr das gesehen? Hat einer von euch überhaupt
mitbekommen, daß da zwei in eure blöden kleinen Machtspielchen geraten
sind?"
    „Blöd...", setzte Vicki an, aber Celluci unterbrach
sie rüde.
    „Ja, blöd. Niemanden schert es einen Dreck, wer von euch
beiden hier der Oberblutsauger ist. Das interessiert nur euch selbst, und das
wäre ja an und für sich auch kein Problem, außer, daß ihr nicht allein auf der
Welt seid und es euch offenbar egal ist, wen die Kugeln treffen, wenn ihr
anfangt herumzuballern!"
    „Sie sind noch am Leben ..."
    Er wirbelte zu Henry herum. „Da soll ich mir wohl ein Ei
drauf braten, was?" Zu wütend, um sich um die Folgen zu scheren, begegnete
er den dunklen Augen mit einem festen Blick und forderte sie zum Schlimmsten
heraus.
    Henrys Lippen entblößten seine Zähne.
    Vicki trat vor, um sich ihm in den Weg zu stellen.
    Celluci streckte beide Arme aus. Er spannte die Muskeln
bis aufs äußerste an, stemmte je eine Hand gegen je eine Brust und hielt die
beiden getrennt; der schiere Wahnsinn des Vorhabens gab ihm die Kraft, einen
Herzschlag lang so zu verharren. Zwei. Drei. Mit zusammengebissenen

Zähnen weigerte er sich, lockerzulassen. Auch wenn ihm
schwarz vor Augen wurde.
    Vicki und Henry sahen sich in einem Griff gefangen, den es
eigentlich gar nicht geben durfte, und da stieg die Erinnerung hoch und
besiegte den Hunger.
    Die drei hatten eben Vickis Mutter zum zweiten Mal zur
Ruhe gebettet. Beide Männer trugen Verletzungen an Leib und Seele - Vicki
jedoch lag im Sterben. Henry hatte getan, was er konnte, aber er war nicht
stark genug gewesen, die Sache zu Ende zu bringen; er brauchte zusätzliches
Blut. Michael Celluci hatte ihm seins geboten, auch wenn er annehmen mußte,
damit alles zu verlieren.
    Seit mehr als 450 Jahren nun lebte Henry als Beobachter
inmitten der Menschen. Cellucis Angebot war die erstaunlichste Sache, die er je
erlebt hatte.
    Bis jetzt.
    Detective Sergeant Michael Celluci war groß und sehr stark,
aber nicht Körperkraft gebot dem Hunger Einhalt. Es war seine Haltung. Das gelang
einer Haltung, die ihn wagen ließ zu verkünden: „Das werde ich nicht
zulassen", und das angesichts der Tatsache, daß die Wahrscheinlichkeit,
daß ihm Gehör geschenkt wurde, ungefähr so groß war wie die Überlebenschancen
einer Schneeflocke Mitte August - wie er selbst wohl gesagt hätte.
    Wieder einmal wurden Henry die Qualitäten dieses Mannes
vor Augen geführt, und es beschämte ihn, daß man ihn daran hatte erinnern müssen.
    Vickis Blick ruhte immer noch auf Henrys Gesicht, und auch
sie erinnerte sich an alles, woran er sich erinnerte und empfand, was er
empfand. Zum ersten Mal sah sie sich in Henrys Gegenwart gezwungen, an jemand
anderen zu denken. Sie riß den Blick von Henry los, betrachtete mit Entsetzen
den Puls, der zwischen Cellucis verkrampften Halsmuskeln pochte und zu Henrys
Scham gesellte sich ihre eigene.
    Celluci konnte spüren, wie die beiden nachgaben und ließ
die Arme sinken. Er hätte ohnehin keine Wahl gehabt; jetzt, wo der Druck verschwunden
war, sanken sie von ganz allein nach unten. Immer noch lag eine gewisse
Spannung in der Luft, die aber seltsamerweise weder von Henry noch von Vicki
auszugehen schien.
    Eine ruhige Stimme, die Celluci um ein Haar nicht wiedererkannt
hätte, verkündete: „Ich glaube, wir hatten einfach vergessen, daß aus großer
Macht und Stärke ebenso große Verantwortung erwächst."

„Ich glaube, ich hatte vergessen, was eigentlich wichtig
ist." Vickis Stimme war unverwechselbar, aber sie erklang mit einem rauhen
Unterton, den der Detective nicht oft zu hören bekam.
    „Was dasselbe ist." Zu Mikes großer Verwunderung
streckte ihm Henry - einfach nur Henry, ein Mann, wie Mike nun einfiel, den er
doch eigentlich schätzen und sogar mögen gelernt hatte - die blasse Hand hin.
„Ich möchte mich entschuldigen. Ich wünschte, ich könnte versprechen, daß es
nicht wieder geschieht, aber das kann ich nicht. Wohl aber kann ich
versprechen, mich in Zukunft besser zu benehmen."
    Sein Handschlag war kühl, wie der Vickis.
    Dann war er verschwunden.
    „Wo..."
    „Parkdeck eins. Der Bus steht auf Parkdeck zwei. Einer von
uns fährt ihn doch heute nacht?"
    Mike

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