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Huff, Tanya

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Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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Kopf seines
Vollstreckers noch leerer war als gewöhnlich. Er hieß den Bewaffneten Wache stehen
und warf selbst einen vorsichtig prüfenden Blick in den Schatten -zu seinem
großen Entsetzen warf der Schatten den Blick zurück.
    „Wenn Sie sich bewegen, bringe ich Sie um."
    All die Tode, mit denen der Mafioso je zu schaffen gehabt
hatte, kehrten zurück und hießen ihn willkommen. Hätten seine Gäste im Dunkeln
sehen können, dann hätten sie mitbekommen, wie sich die Schultern ihres
Gastgebers verkrampften und ein sich rasch ausbreitender Schweißfleck sein
T-Shirt verfärbte. Weil er mit dem Rücken zu ihnen stand, hätten sie den
Ausdruck abgrundtiefen Entsetzens, der sich auf seinem Gesicht ausbreitete,
ohnehin nicht mitbekommen. Auch nicht, wie langsam alle Farbe aus seinem
Gesicht wich.
    Ein paar sanfte Fragen, so leise gestellt, daß niemand sie
hören konnte, förderten zu Tage, daß Constantine von einem profitträchtigen
Organhandel nichts wußte und auch Henrys Geist nicht identifizieren konnte.
Die Auskünfte waren glaubwürdig. Aber über eine ganze Menge anderer
unangenehmer Dinge wußte der Mann durchaus Bescheid.
    Trotz der Vorfälle, die sich in dem einen Jahr ereignet
hatten, in dem Vicki seine sterbliche Geliebte gewesen war, hatte sich Henry
nie als Vampir-Batman gesehen - als Comichelden, der des Nachts unterwegs ist,
um im Dunkeln die Welt vom Übel zu befreien. Natürlich war er stets willens und
in der Lage gewesen, jeden zu vernichten, der sich ihm in den Weg stellte, wie
man eine Küchenschabe vernichtet, die es wagt, einem über den Weg zu laufen.
Aber er hatte wirklich nie das Bedürfnis verspürt, die Unsterblichkeit mit der
Suche nach dem Bösen und dessen Vernichtung zu verbringen. Dafür gab es einfach
zu viel davon.
    Des schlafenden Kindes zuliebe ließ Henry die Schabe
Constantine am Leben und legte ihr nur nahe, sich als Dank dafür einem anderen
Berufsfeld zuzuwenden.

„Das Essen war gut!" Mike trat aus der Schwingtür des
Restaurants und wurde fast von einem Trio junger Frauen überrannt. Zwei davon
wichen geschickt aus; die dritte blieb stehen und musterte ihn unverblümt von
oben bis unten. Dann grinste sie ihm zu und eilte ihren Freundinnen nach, die
bereits um die Ecke gebogen waren und auf der Robeson Street laut vor sich
hinkicherten. Die drei waren definitiv keine Nutten - Celluci hatte im Verlauf
seiner Dienstjahre genügend Prostituierte eingebuchtet, um eine Schöne der
Nacht auf den ersten Blick erkennen zu können -, und eigentlich wirkten sie
alle drei viel zu jung, als daß sie so spät nachts noch hätten unterwegs sein
dürfen ...
    „Und? Spüren Sie gerade Ihr Alter?"
    Überrascht blickte Mike auf seinen Begleiter hinab. „Habe
ich das etwa laut gesagt?"
    Tony schüttelte den Kopf. „Nein. Sie haben geseufzt."
    „Das haben wir Alten so an uns." Celluci holte tief
Atem, um die Restaurantluft aus seinen Lungen zu befördern. „Immerhin habe ich
noch alle Zähne und kann eine gute Mahlzeit genießen."
    „Schön. Ich fand, wo Sie schon mal hier am Meer sind,
sollten sie auch in den Genuß von Meeresfrüchten kommen - zumindest ein
Mal."
    „Ist das so? Sucht Fitzroy sich hier freitags immer einen
Matrosen?"
    Mit weit aufgerissenen, blassen Augen starrte Tony zu
Celluci empor. „Mann, Sie haben sich wirklich verändert! Sie sind nicht mehr so
...", es entstand eine peinliche Pause, in der Tony aber nichts weiter
erhielt als einen höflich fragenden Blick. „Nicht mehr so verklemmt wie
früher!"
    „In den letzten zwei Jahren hat sich für mich ja auch allerhand
geändert."
    „Ja? Was denn?"
    „Vicki."
    „Ach - Vicki ändert sich und dann ändern Sie sich, weil
Sie sie lieben?"
    „So in der Art." Celluci seufzte noch einmal und
starrte die Thurlow Street hinab auf die Wasser der English Bay, die in der
Ferne glitzerten. „Wie weit sind wir von deiner Wohnung weg? Von Fitzroys
Wohnung, meine ich, nicht von der, in der du momentan übernachtest."
    Tony zuckte die Achseln und ging auf die Frage, wem welche
Wohnung gehören mochte, nicht ein. „Ein ganzes Stück."

„Zu Fuß machbar?"
    „Aber sicher. Die Thurlow runter bis zur Davie, dann die
Davie lang, bis zur Seymour und ab nach Hause. So fahre ich immer mit den
Skates." Er sah auf seine Füße hinunter und schüttelte den Kopf. „Ohne
Skates dauert es natürlich länger. Hoffentlich haben Sie es nicht eilig."
    Irgendwo weiter im Süden heulte eine Sirene.
    Mikes Mund wurde zu einem dünnen Strich.

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