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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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Zementbrocken. Als das geschehen war, riß Henry
die Pistole an sich und warf sie weit von sich.
    Heulend vor Schreck rannte der Stellvertreter zurück in
die Richtung, aus der sie gekommen waren und lief direkt in Vickis
ausgebreitete Arme.
    Die ließ wenig später die Leiche fallen und wischte sich
mit dem Ärmel ihres Pullovers den Mund ab. Als sie bemerkte, daß Henry ihr
zusah, Engs Leiche reglos zu seinen Füßen, lächelte sie, und ihre Augen schimmerten
silbrig. „Ein paar sind noch übrig."
    Henry wandte sich halb dem Inneren des Lagerhauses zu,
schüttelte dann aber den Kopf. „Es ist das Risiko nicht wert."
    „Sie haben uns gesehen ..."
    „Sie haben etwas gesehen, nicht uns. Sie wollen uns nicht
sehen, wenn wir jagen; es erinnert sie daran, wie es ist, wenn Kinder sich im
Dunkeln fürchten."
    „Wo liegt denn dann das Risiko?" Vicki trat auf den
Freund zu und zog die reiche, fleischige, blutgeschwängerte Luft tief in sich
ein. Ein weiterer Schritt, und ihre Handfläche lag flach auf Henrys Brust. „Sie
haben keine Chance." Sie beugte sich vor und leckte ihm etwas Blut aus dem
Mundwinkel. Sie hatte sich seit den ersten Tagen der Wandlung, als die Welt
ein Kaleidoskop aus neuen Gefühlen gewesen war, nicht mehr so lebendig gefühlt.
    Sanft packte Henry ihre Zunge mit den Zähnen und hielt sie
fest, wobei er sorgsam darauf bedacht war, die Haut nicht zu verletzen.
    Sie legte die Arme um ihn. Seine unverletzte Hand spielte
in ihrem Haar.
    Sie stöhnte, ihren Mund auf dem seinen, und schob David
Engs Leiche mit dem Fuß beiseite.
    Es war sehr schnell vorbei.
    Henry Augen hatten bereits viel von ihrem dunklen Glanz
eingebüßt, als der Vampir die Hand ausstreckte, um Vicki auf die Füße zu
helfen. „Laß uns lieber hier abhauen, ehe jemand den Schußwechsel meldet."
    „Aber..."
    Er sag die Tode, die sie nicht gebracht hatte, in ihren
Augen glitzern. „Nein." Als sie nicht auf ihn hören wollte und einen
Schritt zurücktat, auf den Lichtkreis zu, packte er sie am Arm. „Vicki, hör zu.
Wir müssen hier weg, ehe die Polizei kommt."
    Das war die Stimme, die sie ein Jahr lang durch das Chaos
nach der Wandlung geleitet hatte. Der silberne Schimmer in Vickis Augen verblaßte.
Zögernd ließ sie sich von Henry aus dem Lagerhaus führen.

Vom Meer her kam eine Brise auf und fegte den Blutgeruch
fort, der die beiden Vampire umgab.
    Vicki knurrte leise, als Henry sie berührte und blieb dann
stehen, als er sie sofort wieder freigab. Sie starrte in sein Gesicht.
    „Was ist?"
    „Ich erinnere mich nur gerade." Woran, würde sie
nicht sagen, das ging aus ihrem Ton klar hervor. „Bald geht die Sonne auf.
Warte im Parkhaus auf mich. Wir können zusammen im Fahrstuhl hochfahren. Wir
sollten reden." Dann war sie verschwunden.
    Henry entledigte sich der Handschuhe, die schon anfingen,
steif zu werden und schüttelte den Kopf. „Sie findet, wir sollten reden!"
verkündete er der Nacht. Ehe er Vicki kennengelernt hatte, war Henry der
Meinung gewesen, ihn könne nichts mehr überraschen. Womit er sich geirrt
hatte.
    Im Lagerhaus kamen die Überlebenden - zwei von Engs Leuten
und Dyshino - im Lichtkreis am Tisch zusammen und warteten, ohne recht zu
wissen warum, auf das Morgenrot.
    Sie erwartete ihn in seiner Parkbucht. Äußerlich sah man
ihr weder das Schlachten an, an dem sie teilgenommen hatte, noch das, was
danach geschehen war.
    „Erfrischungstücher und eine Bürste", erklärte sie
trocken, als Henry angesichts ihres sauberen Mundes und der zurückgekämmten
Haare fragend eine Braue hob. „Allmählich verstehe ich auch, warum unsereins
Schwarz trägt."
    Auf dem Weg zum Fahrstuhl hielten die beiden zwei Meter
Sicherheitsabstand ein. Im Fahrstuhl selbst stellten sie sich in zwei
verschiedene Ecken, und Henry musterte Vicki aufmerksam. „Ist alles in
Ordnung?"
    „Ich glaube, ich habe am Hintern einen blauen Fleck",
sagte sie und rieb sich die verletzte Stelle. Dann schnaubte sie: „Beim
nächsten Mal liegst du unten."
    „Beim nächsten Mal?" Vicki hatte stets, von der
ersten Begegnung an, mit großem Vergnügen Henrys Welt auf den Kopf gestellt,
aber mit dieser Bemerkung hatte der Vampir nun doch nicht gerechnet. „Es hätte
schon das erste Mal nicht geben dürfen! Das war gegen alle ..."
    „Gegen was? Vorschriften im Handbuch für Vampire? Laß doch
gut sein, Henry. Zum einen ...", und hiermit hob sie den ersten Finger,
„... ist ausreichend dokumentiert, daß viele auf eine durchlebte
Gewaltsituation

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