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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich und drehte mich wieder zu Reid um, der mir widerwillig
einen neuen Drink spendierte.
    »Als ich vor ein paar Tagen Ihr
Büro betrat«, erzählte ich ihm geduldig, »haben Sie mir mitgeteilt, Ihre Frau
sei mit dem Kapitän Ihrer Jacht durchgebrannt. Stimmt’s?«
    »Ja«, sagte er höflich. »Und
weiter?«
    »Sie haben mich beauftragt, die
beiden zu bewegen, Hawaii zu verlassen — egal wie. Stimmt’s?«
    »Natürlich.«
    »Der Verlust Ihrer ungeliebten
Frau regte Sie nicht sonderlich auf. Desgleichen nicht der Verlust Ihres
Kapitäns. Leider aber wußte Ihre Frau etwas über ein großes Geschäft, an dem
Sie gerade herumlaborieren. Und die Tatsache, daß die beiden sich hier
aufhielten, machte Sie stutzig. Sie machten sich Gedanken darüber, daß die
beiden möglicherweise auf die Idee gekommen sein könnten, sich von diesem
Kuchen auch eine Scheibe abzuschneiden. Stimmt’s?«
    »Und warum langweilen Sie mich
mit diesem ganzen Unsinn?« fragte er irritiert.
    »Ich hasse Unklarheiten«,
erklärte ich lakonisch.
    »Um hinterher davon Gebrauch zu
machen«, höhnte er.
    »Nur, wenn es unbedingt sein
muß«, sagte ich zahm. »Das einzige, worüber Sie mir bisher noch nichts erzählt
haben, ist, um was für eine Sache es sich eigentlich handelt.«
    »Stimmt«, knurrte er. »Das habe
ich noch nicht getan.«
    »Ich bestehe aber darauf, es
jetzt zu erfahren«, sagte ich bescheiden.
    Sein markiges Gesicht lief rot
an, als er mich ein paar Sekunden lang fassungslos anstarrte. »Sie haben
vielleicht einen Nerv, Boyd.« Seine Stimme war sehr dünn. »Ich möchte bloß
wissen, für was Sie sich eigentlich halten! Ich habe Sie angestellt — wie oft
muß ich Sie daran noch erinnern? Diese Sache ist ganz allein meine
Angelegenheit.«
    »Es war Ihre
Angelegenheit«, korrigierte ich ihn. »Bis gestern abend .
Oder, genau gesagt, bis zu dem Moment, wo die arme Blanche das Zeitliche
segnete. Wie ich Ihnen vorhin schon sagte, sie ist ermordet worden, weil sie
vermutlich etwas über diese Ihre Sache wußte, die Sie mir immer noch
vorenthalten wollen. Aber eins sollten Sie eigentlich auch schon wissen: Eine
Privatangelegenheit hört in dem Moment auf, privat zu sein, wenn ein Mord im
Spiel ist. Deshalb — finde ich — ist es langsam an der Zeit, daß Sie mit
offenen Karten spielen.«
    »Ach, gehen Sie doch hin, wo
der Pfeffer wächst!« fuhr er mich wütend an.
    »Gut«, meinte ich
achselzuckend, »dann sagen wir mal so, mein Bester: Sie erzählen mir, um was es
sich handelt, oder ich fliege heute noch in mein geliebtes Heimatland.«
    Reid kochte vor Wut. »Haben Sie
nicht eine winzige Kleinigkeit außer acht gelassen?«
zischte er mich an. »Ich habe schon Ihre gesamten Ausgaben hier bestritten — Fahrt
und Aufenthalt und so weiter. Und tausend Dollar Vorschuß .
Sie sind nur ein lächerlicher Angestellter, Boyd, weiter nichts. Und besinnen
Sie sich endlich darauf, daß Sie nicht einfach mir nichts, dir nichts hier
abhauen können. Verstanden?«
    »Tausend Dollar«, sagte ich.
»Plus wieviel für Spesen? Fünfhundert? Sechshundert?«
    »Beinahe sechshundert«,
antwortete er. »Es freut mich zu sehen, daß Sie endlich Vernunft annehmen und
begreifen, auf wessen Seite Sie stehen.«
    »Ja-ah«, sagte ich abwesend.
»Und dabei tun mir die Füße weh!«
    Ich erlebte wirklich einen der
qualvollsten Augenblicke meines Lebens, schlug ich doch meiner eigenen
Philosophie ins Gesicht, meiner Philosophie, die in einem sparsamen, Pfennig
auf Pfennig häufenden Leben gereift war. Aber ich hatte keine Wahl. Deshalb zog
ich langsam meine Brieftasche aus der hellbraunen Hose, nahm einen leeren
Scheckvordruck heraus und stellte ihn über eintausendsechshundert Dollar aus, zahlbar an Mr. Emerson Reid oder Überbringer. Schweren Herzens
überreichte ich ihn Reid. Dann stürzte ich den vor mir stehenden Drink
hinunter, und selbst die Überlegung, daß Reid ihn bezahlt hatte, stimmte mich
nicht fröhlicher.
    »Sind Sie verrückt geworden?«
fragte er ungläubig.
    »Wenn die Leute mir doch nicht
immer die gleiche Frage stellen würden!« rief ich verzweifelt aus. »Nie lassen
sie sich was Neues einfallen. Es ist wirklich ein Kreuz!«
    »Hören Sie, Boyd!« In seine
Stimme hatte sich wieder dieses merkwürdige Wimmern eingenistet. Als ich
darüber nachdachte, was ich vorzog, das Wimmern oder das Fauchen, entschied ich
mich für das Fauchen. »Vielleicht bin ich etwas hart mit Ihnen umgegangen«,
lenkte er ein und gab seiner Stimme einen zuversichtlichen

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