Hulamädchen auf Abwegen
wie anderswo Hibiskussträucher . Schließlich fand ich doch noch eine
Lücke, in die ich meinen Dodge hineinzwängen konnte. Einen halben Block weiter
befand sich die Choy -Geschenk-Boutique. Dort ging ich
hinein und fragte eine aparte Chinesin nach dem Chef des Hauses. In ihrem
seitlich geschlitzten Gewand sah sie aus wie ein Mandarin.
Sie ging hinaus; als sie
zurückkam, machte sie mir ein Zeichen, das besagte, daß ich ihr folgen solle.
Ich tat, wie mir geheißen, und ging mit leuchtenden Augen neben ihr her,
allerdings nicht ohne einen Abstand von etwa einem Meter zu wahren. So konnte
ich jedesmal , wenn sie einen Schritt machte, einen
Blick auf ihre goldbraunen Oberschenkel werfen, die der geschlitzte Rock
freigab. Wir durchquerten den ganzen Laden, dann einen kleinen Korridor, an
dessen Ende sich eine Tür mit der Aufschrift Privat befand. Durch sie
hindurch und über einen weiteren Flur gelangten wir zum Büro des Managers. Das
Mädchen lächelte mir freundlich zu und erklärte, ich solle hineingehen, Mr. Choy erwarte mich schon. Dann machte sie kehrt und ging in
den Laden zurück.
Der Verlust des Anblicks eines
schimmernden Oberschenkels rief für einen Augenblick ein leises Bedauern
hervor, bis mir der tröstliche Gedanke kam, daß ich ja noch die Köstlichkeiten
Alt-Hawaiis vor mir hatte, von den anderen gar nicht zu reden. Es würde Monate
in Anspruch nehmen, alle Variationen kennenzulernen: das chinesische Hawaii,
das japanische, das portugiesische, das deutsche und das spanische Hawaii...
mindestens ein Vierteljahr.
Ich klopfte an die Tür und ging
hinein. Das Büro war sehr geschmackvoll eingerichtet, mit orientalischem
Einschlag natürlich. In der Mitte des Raumes stand ein großer Schreibtisch aus
Birkenholz. Dahinter saß Choy in einem dunkelblauen
Rohseidenanzug und begrüßte mich mit orientalischer Höflichkeit.
»Fein, daß Sie gekommen sind,
Danny«, meinte er. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
»Sie haben es sehr hübsch hier, Kayo «, bemerkte ich und setzte mich auf einen der
zerbrechlich wirkenden Stühle, genau ihm gegenüber. »Wie gehen die Geschäfte?«
»Danke«, erwiderte er. »Ich
kann nicht klagen. Und wie geht es Ihnen?« fuhr er mit sanfter Stimme fort.
»Haben Sie besondere Wünsche? Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
»Im Moment nicht«, sagte ich.
»Trotzdem vielen Dank. Ich habe mich heute morgen mit
Emerson Reid unterhalten.«
»So?« Seine Stimme klang immer
noch höflich, seine dunklen Augen waren plötzlich hellwach.
»Eigentlich habe ich gar keine
Lust, darüber zu reden«, meinte ich bekümmert, »es tut mir förmlich in der
Seele weh. Immerhin hat es mich sechzehnhundert Dollar gekostet. Ich verlasse
Hawaii.«
»Sie müssen gute Gründe dafür
haben«, grinste Kayo . »Sechzehnhundert Dollar schwere
Gründe.«
»Das können Sie zweimal sagen«,
versetzte ich bitter. »Ich wollte Näheres über seine hiesigen Geschäfte wissen —
und er wollte mir nichts davon verraten.«
»Und das ist der einzige Grund,
weshalb Sie Hawaii verlassen wollen?«
»Ja. Und die Morgenzeitung«,
sagte ich.
Er nickte versonnen. »Ich habe
es auch gelesen«, gab er zu. »Eine höchst unerfreuliche Geschichte. Ich habe
Miss Arlington zwar kaum gekannt, trotzdem glaube ich nicht, daß sie einen so
brutalen Tod verdient hat.«
»Ich habe sie auch nicht
gekannt«, entgegnete ich. »Aber Mord macht mich einfach nervös.«
»Ebenso geht es mir«, sagte er.
Ich zündete mir mit betonter
Lässigkeit eine Zigarette an, während Choy geduldig
wartete, bis ich die rituelle Handlung beendet hatte.
» Gestern
abend haben Sie etwas davon gesagt, ob ich nicht daran interessiert sei,
wenn Sie Reids Angebot überböten.«
»Ich entsinne mich«, gab er zu.
»Und jetzt sind Sie daran interessiert?«
»Emerson Reid schuldet mir
Geld«, erklärte ich. »Und das muß ich jetzt irgendwie irgendwoher wieder
hereinkriegen.«
»Verstehe ich durchaus«,
grinste er. »Aber sind Sie ganz sicher, daß Sie Reids Auftrag wirklich
zurückgegeben haben?«
»Ganz sicher«, sagte ich. »Oder
sehe ich so aus, als ob ich auf zwei Hochzeiten tanzen wollte?«
»Nein. Wenn Sie es so darlegen,
glaube ich es Ihnen unbesehen«, versicherte er mir mit Wärme. »Außerdem nehme
ich an, daß Sie nichts dagegen haben, wenn ich Ihre Aussage überprüfe.«
»Ich wäre enttäuscht, wenn Sie
es unterließen«, gab ich ihm zurück. »Aber da ich an angeborener Neugier leide,
könnten Sie mir bitte sagen, wie Sie sich das im
Weitere Kostenlose Bücher