Hulamädchen auf Abwegen
Davis«, bat ich sie.
»Sie hatten die üblichen
Vorkehrungen getroffen. Hatten sich einen schnellen Wagen besorgt und ein
schnelles Motorboot, das aufgetankt im Hafen lag. Der Plan war ganz einfach.
Nachdem sie das Geld hatten, sollte es mit besagtem schnellem Wagen zum Hafen
und von dort mit dem Motorboot aus dem Hafen gebracht und irgendwo an der
Küste, in nicht allzu großer Entfernung von Honolulu, deponiert werden. Aber
der plötzliche Überfall der Japaner warf all diese Pläne um.«
»Was ging denn schief?« wollte
ich wissen.
»Nichts«, erwiderte sie. »Im
Gegenteil: Alles verlief günstiger, als sie es sich je in ihren kühnsten
Träumen hätten ausmalen können. Als die Bomben fielen, traf eine davon die Bank
und tötete den Bankwächter.«
»Aha. Also konnten unsere
beiden Freunde ungeniert die Bank betreten, ohne daß sie von jemandem
aufgehalten worden wären, und so einfach nehmen, was sie wollten?«
»Genau«, sagte Virginia. »Aber
diese überraschende Entwicklung machte sie tollkühn. Der Safe war ebenfalls
beschädigt. Der Safe, in dem die Goldbarren lagen. Also nahmen sie sie mit,
luden sie in den schnellen Wagen, fuhren zum Hafen hinunter und verfrachteten
sie auf das Boot. Bis auf die Gefahr, von einer Bombe getroffen zu werden,
hatten sie nichts zu befürchten. Selbst wenn irgend jemand das Boot hätte auslaufen sehen, würde es nichts ausgemacht haben. Man hätte
wohl angenommen, daß es sich dabei um irgendeine Rettungsaktion handelte. Und
so verließen sie ungestört Pearl Harbour und fuhren hinaus auf den weiten
blauen Pazifik.«
»Reizend«, sagte ich.
»Sie waren ausgezogen, eine
Bank zu überfallen, in der Hoffnung, mit etwas Glück ein paar Tausende in
Bargeld zu erbeuten — und das Ergebnis war eine Viertelmillion in Gestalt von
Goldbarren — und ein Krieg, an dem die beiden allerdings nicht schuld waren.
Vorläufig bestand also keine Möglichkeit, das Gold von Hawaii wegzuschaffen.
Nicht, solange der Krieg nicht beendet war. Und er hatte zu diesem Zeitpunkt
gerade erst angefangen. Sie taten daher das einzig Richtige, was sie im Moment
tun konnten. Sie versteckten das Gold an einem sicheren Ort, wo sie es wieder
ausgraben wollten, sobald der Krieg vorbei war.«
»Hab’ ich mir’s doch gedacht«, sagte ich mürrisch. »Jetzt kommt mal wieder die alte Geschichte
von dem vergrabenen Schatz und der Landkarte, auf der das große X eingezeichnet
ist.«
»Ihre Wahl fiel auf die Insel Niihau «, fuhr Virginia unbeirrt fort. »Es ist die kleinste
und am weitesten von Hawaii entfernte Insel — ungefähr zweihundert Meilen von
Honolulu entfernt, mit einer reinen Eingeborenenbevölkerung, einem Stamm von
nicht mehr als zweihundert Köpfen.«
»Dann haben sie also auf Niihau ein Loch gebuddelt und das Gold darin vergraben«,
unterbrach ich ungeduldig. »Und dann?«
»Jetzt wird es wieder
historisch«, sagte sie kalt. »Am gleichen Tag war ein japanisches Flugzeug auf Niihau notgelandet. Die Hawaiianer nahmen den Piloten
gefangen und versuchten, Kontakt mit der Nachbarinsel Kauai zu bekommen, indem
sie ein riesiges Leuchtfeuer an der Küste abbrannten. Rochelle und Davis kamen
genau in dem Moment.
Es gelang ihnen, das Gold
unbeobachtet an Land zu bringen und in einem Keller zu vergraben. Aber als sie
zu ihrem Boot zurückkamen, wartete dort eine Abordnung von Inselbewohnern auf
sie. Sie wollten ihnen den japanischen Piloten übergeben, damit sie ihn nach
Kauai brachten und den zuständigen Autoritäten übergaben.«
»Das dürfte natürlich eine
hübsche Überraschung für unsere Helden gewesen sein«, meinte ich. »Erzählen Sie
mir jetzt bloß nicht, daß sie das getan haben und dafür eine Medaille für treue
Dienste erhielten!«
»Nein«, sagte sie. »Das ist
nicht geschehen. Sie haben nämlich die Nerven verloren. Wenn sie ein bißchen
nachgedacht hätten, wären sie auf den Vorschlag eingegangen, hätten den Piloten
über Bord geworfen und wären wieder nach Honolulu zurückgefahren. Aber, wie
gesagt, sie verloren die Nerven. Es entstand ein Kampf, der Davis das Leben
kostete. Rochelle kam davon, erreichte das Boot und floh.
Über Nacht blieb er auf See und
setzte erst gegen Morgen seinen Weg nach Honolulu fort. Zehn Meilen vor
Honolulu erwischte ihn ein Patrouillenboot der Navy .
Er verlor wieder die Nerven und versuchte zu fliehen. Da nahmen sie ihn mit und
brachten ihn in die Stadt, wo man ihn dem Geheimdienst übergab. Im Verlauf der
darauffolgenden Untersuchungen
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