Human
Ingrid schnell. Sie war nicht prüde, und der menschliche Körper war ihr durchaus vertraut – aber seitdem es eine Vielzahl an Melds gab, war sie vor Überraschungen nicht mehr gefeit. Es gab immer etwas, das meist auf Kundenwunsch verändert worden war und das man noch nie zuvor gesehen hatte. Wenn es um den individuellen Geschmack in Bezug auf sexuelle Melds ging, blieben einige Überraschungen besser unter Verschluss.
»Wir wollen keine großen Veränderungen vornehmen lassen.« Whispr stand in der Nähe, da er es vorzog, sich nicht hinzusetzen. Auf dem Stuhl sitzend hätte er die Tür im Rücken, und das machte ihn selbst im abgeschotteten und gesicherten Büro einer Biochirurgin nervös. »Nur einige kosmetische Anpassungen hier und da. Wir sind … im Urlaub und wollten diese Gelegenheit für einige Experimente nutzen.« Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Sie wissen schon, um die Sache ein wenig anzuheizen. Aber nichts Radikales.«
»Ah. In Ordnung.« Nonyameko ließ das Buch wieder auf seinen Ruheplatz krabbeln und aktivierte den Projektor. Dieser scannte zuerst Ingrid und dann Whispr. Einen Augenblick später materialisierte sich das Bild ihrer Körper in der Luft zwischen der kleinen Biochirurgin und ihren Kunden. »Wer von Ihnen möchte anfangen?«
»Ich.« Ingrid zögerte keine Sekunde. Je eher sie es hinter sich hatte, desto besser. Außerdem hätte sie, wenn sie als Erste drankam, mehr Zeit zum Heilen als ihr Begleiter und, was für sie noch viel wichtiger war, auch mehr Zeit, sich an ihr drittes Erscheinungsbild in gerade mal knapp einem Monat zu gewöhnen. »Ich möchte rote Haare, wenigstens schulterlang. Meine Augenfarbe passt dazu, aber Sie werden eine Rundumanpassung machen müssen.«
»Natürlich.« Nonyameko musste sich keine Notizen machen, da die Unterhaltung und die Beschreibung aufgezeichnet wurden.
Ingrid zwickte sich in die Wangen. »Ich möchte, dass das vor Kurzem manipulierte Collagen und die Knochenmasse entfernt werden.« Sie setzte sich gerade auf ihrem Stuhl hin und stellte sich vor ihrem inneren Auge ihr neues Erscheinungsbild vor. »Ich hätte gern einen längeren Hals, falls Sie das ohne Knochenverschiebung hinkriegen. Gern auch längere Finger.« Sie war sich sicher, Whisprs Blick in ihrem Rücken spüren zu können, und senkte die Stimme, als sie die Veränderungen beschrieb, die sie an Gesicht und Körper vornehmen lassen wollte. »Und eine Brustvergrößerung.«
Die Biochirurgin sah nicht einmal von der Projektion auf, als sie fragte: »Welche Größe, meine Liebe?«
»Ähm, machen wir vierundneunzig Zentimeter, dieselbe Körbchengröße.«
Während die Klientin der Biochirurgin ihre Wünsche nannte, wurden diese automatisch in das zwischen ihnen schwebende Bild eingefügt, sodass Ingrid jederzeit sehen konnte, wie die verlangten Manipulationen später an ihrem Körper aussehen würden.
»Wie viele?«, erkundigte sich Nonyameko höflich. »Ich kann ein halbes Dutzend in einem perfekten Kreis anordnen oder …«
»Nur die üblichen zwei«, fügte Ingrid hastig hinzu. Sie hatte ganz vergessen, dass hier auch viele Seeleute bedient wurden. Zur Sicherheit fügte sie hinzu: »Horizontal.«
Nonyameko war noch immer nicht fertig. »Farbe? Technologische Verbesserungen?«
»Passend zur Körperfarbe.« Ingrid schüttelte unsicher den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was Sie mit technologischen Verbesserungen meinen.«
Whispr eilte ihr zu Hilfe. »Sie ist den Großteil ihres Lebens ein Natural gewesen. Das ist erst ihr zweites Meld überhaupt.«
»Verstehe«, meinte die Biochirurgin mit freundlichem Tonfall. »Wir können eine Vielzahl an Soundeffekten hinzufügen, die entsprechend der Art des Kontakts, der Körpertemperatur oder des Ausmaßes der manuellen Manipulation reagieren. Dann wären da der chemophorische Farbfluss, die Reaktionsweise auf Musik, die anpassbare Empfindlichkeit …«
Doch Ingrid hatte genug gehört. »Was ist mit dem Stillen? Können Sie das auch hinkriegen?«
»Jetzt werden Sie aber zynisch, meine Liebe.« Nonyameko rückte ein kleines Stück vom Schreibtisch ab. »Vielleicht bin ich doch nicht die Richtige für Ihre Melds.«
»Doch, doch!« Schnell machte Whispr einige Schritte nach vorn und lächelte die Biochirurgin beruhigend an. »Wie gesagt, das ist alles noch neu für sie.« Er warf der sitzenden Ingrid einen ernsten Blick zu. »Aber ich hätte gedacht, dass sie etwas mehr Ahnung von der Materie hätte.«
»Mit
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