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Human

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Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Zustand, gegen den ihre Ausbildung und ihr Wissensstand nur einen unzureichenden Schutz boten. Wie sie aus Erfahrung wusste und weil sie die relevante Literatur dazu gelesen hatte, waren insbesondere Mädchen im Teenageralter, die hinsichtlich ihres Körpers und ihres Erscheinungsbilds unsicher waren, gefährdet. Das Problem war seit Anbeginn der Zeit dasselbe: Zusammen mit neuen kosmetischen Moden veränderte sich auch stets die Sicht der Dinge. Innerhalb weniger Monate konnte auf einmal etwas als schön angesehen werden, das vor Kurzem noch scheußlich erschienen war. Das war kein Problem, wenn es um Mode oder Schmuck ging, stellte aber ein bedeutend größeres Dilemma dar, wenn man, um schön zu sein, Muskeln und Fett, Sehnen und Bänder, Haut und Keratin manipulieren musste. Wenn man beispielsweise sechzehn Jahre alt war, dann war jede Veränderung noch ausschlaggebender, und jede Entscheidung, die man traf, konnte weitreichende und möglicherweise auf Dauer schädigende Konsequenzen haben.
    Doch sie war schon lange keine sechzehn mehr, rief sie sich ins Gedächtnis. Derartige Gedanken dürften ihr eigentlich völlig fremd sein. Sie war Ärztin, um Himmels willen! Aber jetzt, da sie zum zweiten Mal ein Meld hatte machen lassen, selbst wenn es von jedem Biochirurgen als minimale Manipulation eingestuft würde, begriff sie deutlich besser, welche Verlockungen damit einhergingen, als sie es durch das Lesen von Büchern oder die Unterhaltung mit verstörten Patienten je gekonnt hätte.
    Lass ein Meld machen, und du bist versucht, es mit einem weiteren zu probieren. Nach dem zweiten bist du überzeugt, dass beim dritten Mal alles richtig wird. Hast du das dritte hinter dir, dann   … Es war alles so einfach, wenn man die Zeit und die Entschlossenheit hatte, dann konnte man so viele Melds über sich ergehen lassen, dass man im Alter von dreißig nicht mehr wiederzuerkennen war. Und hier ging es nur um kosmetische Melds. Industrielle Melds, Sport-Melds, kommerzielle Melds   – gegen einige davon sahen diese einfachen kosmetischen Manipulationen wie ein Kinderspiel aus. Durch professionelle Melds wurden die wirklich radikalen Veränderungen an dem jetzt so leicht manipulierbaren menschlichen Körper vorgenommen. Und jenseits davon fand sich das wissenschaftliche Melding, mit dem man einen Erdbewohner in einen Homo martianus oder titanus verwandeln konnte.
    Im Vergleich dazu waren eine kleine Haarverlängerung, Augenvergrößerung, Nasenkorrektur und Brustvergrößerung nicht wirklich der Rede wert. Erneut rief sie sich ins Gedächtnis, dass sie diese Veränderungen nicht vorgenommen hatte, um ihre Eitelkeit zu befriedigen, sondern um nicht erkannt zu werden. Um sich vor den sie verfolgenden Attentätern zu verstecken. In dieser Hinsicht würde die traditionelle weibliche Schönheit, ob perfekt oder nicht, vermutlich weniger Aufmerksamkeit erregen als die radikaleren oder modernen Melds.
    Sobald sich Whispr so weit von seiner eigenen Operation erholt hatte, dass er zu einer vernünftigen Unterhaltung fähig war, diskutierte sie ihre Gedankengänge mit ihm. Die Ironie, dass eine Ärztin einen Rat von ihrem Patienten wollte, war ihr durchaus bewusst. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, seinem charakteristischen Sarkasmus zum Opfer zu fallen,und war überrascht, als er sofort Mitgefühl zeigte und ihr Verständnis entgegenbrachte.
    »Ich habe zu viele Freunde an schlechten Manipulationen sterben sehen.« Er saß neben ihr im Erholungsraum und atmete den leicht aromatischen Nebel ein, der sie umgab. »Und ich weiß genau, wovon du redest. Viele fangen mit den kleinen Sachen an, weil sie sich nicht mehr leisten können. Wenn sie das Glück hatten, an eine größere Summe Subsist zu gelangen, dann drehen sie richtig durch. Sie wollen mehr Muskeln, klassische Proportionen. Sie wollen kleinere Ohren, mit denen sie besser hören können. Sie wollen hellere Augen oder dunklere. Vor und zurück, rein und raus, runter und rauf. Da draußen gibt es einige üble Biochirurgen, Doc. Die nehmen dein Geld und behandeln deinen Körper wie Knetgummi. Sie ziehen, zerren und schneiden, und eines Tages kannst du nichts mehr verändern lassen. Irgendwann ist nicht mehr genug da, auf dem man etwas aufbauen kann.« Er starrte sie an. »Du hast im Krankenhaus bestimmt genug Beispiele dafür gesehen.«
    Das hatte sie: Gebrochene und verdrehte Körper, die grob und fehlerhaft manipuliert worden waren, bis der Süchtige nicht mehr richtig gehen

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