Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Human

Human

Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
vorangegangenen Nacht gut geschlafen hatte, lockte, bewegte er sich nicht auf sie zu. Das große Fenster wurde durchsichtiger, als die Sonne dahinter versank.
    Sein Verstand riet ihm, zu bleiben, wo er war. Manchmal hörte er auf ihn, dann wieder waren andere Organe einfach lauter. Er hatte diesen Wunsch so lange unterdrückt, wie er nur konnte. Jetzt, da er die Taschen voller Subsist hatte, das von Ingrid stammte, war er der Ansicht, dass er das lange genug getan hatte.
    »Ich gehe aus.«
    Sie zog sich gerade die Schuhe aus und steckte den Kopf durch die Schlafzimmertür. »Du gehst aus? Aber wir haben gerade gegessen.«
    »Ja. Ich hol mir einen Nachtisch.«
    Als sie aus dem Schlafzimmer kam, fiel ihm auf, dass sie nur noch einen Schuh anhatte. Diese Asymmetrie machte sie nur noch anziehender. Doch er ignorierte es.
    »Kann ich dich begleiten? Ich hätte auch Lust auf etwas Süßes.«
    »Die Art von Süßigkeit, die ich mir holen will, würde dir nicht zusagen.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite und blickte ihn nachdenklich an. »Woher willst du wissen, welche Art von Nachtisch ich mag? So oft haben wir noch nicht zusammen gegessen.«
    »Ich rede nicht vom Essen. Außerdem habe ich dir heute schon davon erzählt«, fuhr er mit ausdrucksloser Stimme fort. »Ich werde den Rotlichtbezirk aufsuchen.«
    »Oh.« Sie war offensichtlich erschüttert. »Du hast recht. Da möchte ich lieber nicht mitkommen.« Sie zögerte. »Wir brechen morgen ziemlich früh auf, und wir sind hier in Sicherheit und wurden noch nicht entdeckt. Ist diese   … Ablenkung   … denn wirklich notwendig?«
    »Nein«, schnaubte er. Was spielte sie sich so auf   – sie war doch nicht seine Mutter. »Sie ist nicht ›notwendig‹. Allerdings ist sie lange überfällig. Aber ich habe auch nicht damit gerechnet, dass du es verstehst.«
    Ihr Gesicht schien zu erstarren. »Ach, hast du nicht?«
    »Nein.« Er drehte sich um und wollte das Zimmer verlassen. »Ich werde nicht die ganze Nacht wegbleiben. Einerseits, weil ich genauso gut wie du weiß, dass wir morgen früh aufbrechen, und andererseits, weil das Taschengeld, das du mir gibst, nicht ausreicht, damit ich mir davon die ganze Nacht lang kaufen kann, was ich will.«
    Sie nickte nur. Die unvoreingenommene, systematisch denkende Ärztin rang ganz offensichtlich mit der neugierigen Singlefrau. »Wenn du mir die Frage erlaubst: Was genau willst du dir denn ›kaufen‹?«
    Ein leicht süffisantes Grinsen stahl sich auf seine Züge. »Keine Ahnung. Ich kenne diese Stadt ja nicht. Ich weiß nicht, was man hier kriegen kann, wo und für wie viel. Im Moment bin ich für alles offen. Keine Sorge, ich werde dir all die pikanten Details erzählen, wenn ich wieder da bin   … Falls du dann noch wach bist.«
    Daraufhin wurde ihr Tonfall ebenso eisig wie ihre Miene. »Ich war bloß neugierig. Die ›pikanten Details‹ kannst du dir sparen.«
    »Auch gut.« Er verzog die Lippen zu einem gequälten Grinsen. »Dann muss ich mir wenigstens keine Mühe geben, mich an alles zu erinnern.« Er drehte sich um und ging durch die Tür. »Bleib nicht auf und warte auf mich, Doc. Du brauchst deinen Schönheitsschlaf.«
    Die Röte, die ihr in die Wangen stieg, passte gut zu ihrer neuen Haarfarbe. »Was soll das denn wieder   …?«
    Aber da war er bereits gegangen.
    ***
    Whispr alias Archibald Kowalski wusste nicht viel über Geschichte oder Biologie   – aber er kannte zumindest eine entscheidende Binsenweisheit. Die kannte er aber auch nur, weil sie ihm vom verrückten Weisen im Iron Mountain Park anvertraut worden war. Der verrückte Weise war angeblich ein türkisch-französischer Exprofessor von der Atlanta-Fakultät der Kaust-Universität, der zu viele Gehirn-Melds hatte vornehmen lassen in der ewigen, aber vergeblichen Hoffnung, die Größe seiner integrierten Festplatte auf diese Art steigern zu können. Als Ergebnis schaltete sich sein Gehirn nun aufdieselbe unvorhersehbare und unregelmäßige Weise an und aus wie das Kraftwerk einer Kleinstadt. Nachdem er seinen Job, seinen Ruf und seine Familie verloren hatte, verbrachte er seine Tage damit, durch den Park und die daran angrenzenden Straßen zu wandern und scharfsinnige Bonmots abzusondern, die mal mehr und mal weniger zutreffend waren. Manchmal verlangte er eine Spende für Teile dieses gelehrten Auswurfs, manchmal auch nicht.
    Da Whispr dem alten Mann mit den wilden Augen und dem Bart bei seinen Ausflügen in diesen Teil von Savannah schon öfter

Weitere Kostenlose Bücher