Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Human

Human

Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
begegnet war, wusste er, dass es sich bei ihm nur um einen schwatzhaften, aber harmlosen Kauz handelte. Bei dieser besonderen Gelegenheit war der verrückte Wissenschaftler zwischen der 23. Straße und der Jackson auf einmal zur Seite gesprungen und hatte Whispr so den Weg versperrt. Dann hatte der irrsinnige Gelehrte den vorsichtigen, aber auch selbstbewussten Fußgänger an den fast nicht existenten Schultern gepackt und ihn mit glasigen Augen angesehen.
    »Kennen Sie das Geheimnis der Menschheit, dünner Meld-Mann? Wissen Sie, worum es dabei geht?«
    »Nein.« Whispr bewegte eine Hand langsam und unauffällig in Richtung der Tasche, in der er das ausklappbare Stilett, das er meist bei sich trug, aufbewahrte. »Aber ich habe das Gefühl, dass ich bald mehr darüber wissen werde.«
    »Es ist einfach, ganz einfach, und so offensichtlich!« Die Hände, die sich in Whisprs Schlüsselbeine bohrten, waren groß, aber aufgrund der schlechten Ernährung ihres Besitzers auch schwach. »Ich werde es Ihnen verraten, und zwar umsonst, weil es so offensichtlich ist, und Sie können damit machen, was Sie wollen.« Der Bärtige sah sich um und leckte sich die Lippen, da er offenbar kurz davorstand, die Antwort auf ein großes Mysterium zu offenbaren.
    »Sex und Macht. Mehr ist da nicht. Mehr gibt es für uns nicht. Nur diese beiden Dinge. Alles entwickelt sich daraus. Alles andere ist bedeutungslos   – Kunst, Musik, Literatur, Wissenschaft, Geschichte, Mathematik, Ingenieurskunst   –, alles.« Seine Finger bohrten sich tiefer in Whisprs Schultern. »Wir haben uns kaum weiterentwickelt als die Schimpansen. Die Bonobos sind besser als wir, wenn auch weniger gebildet. Es geht nur um die Position des Kehlkopfes und einige glücklicherweise mutierte Gene im Gehirn, ansonsten sind die Unterschiede vernachlässigbar.«
    »Sie sind ja ein ganz Schlauer!« Whispr hatte die Hände des anderen Mannes von seinen Schultern geschoben und drängte ihn beiseite. »Und Ihr Geheimnis ist gar keins. Das weiß doch jeder, der auf der Straße lebt. Und selbst einige, denen es besser geht, wissen Bescheid. Die Politiker auf jeden Fall.«
    Mit diesen Worten hatte er den verwirrten, irritierten und verstörten verrückten Wissenschaftler stehen lassen, diesen derangierten alten Exakademiker, der aufgrund seines Wahnsinns im Laufe der Zeit endlich eine Wahrheit erkannt hatte, die jeder, der den Großteil seines Lebens auf der Straße verbracht hatte, instinktiv längst wusste.
    Sex und Macht , dachte Whispr und schlenderte tiefer in die Eingeweide von Kapstadt hinein. Als ob das eine so große Enthüllung wäre. Wie die meisten seiner Freunde wusste er alles über Sex und Macht, weil er wie sie nie mehr als ein bisschen von beidem gehabt hatte. Dank seiner lebenslangen Erfahrung und Beobachtungen wusste er auch, dass man Ersteres nutzen konnte, um Letzteres zu bekommen, und umgekehrt. Natürlich war alles andere nur Nebensache und nichts weiter als eine Beigabe.
    Der Rotlichtbezirk war für einen erfahrenen Stadterkunderwie ihn leicht zu finden. Einige Fragen an Passanten mit zunehmend geringerem sozialem Status führten unausweichlich zu Begegnungen mit anderen Bürgern mit zunehmend entarteteren sozialen Interessen. Kapstadt war ein internationaler Hafen mit weitaus mehr Bedeutung als Savannah und konnte sich daher eines wesentlich größeren und komplexeren Gebiets für die nächtliche »Unterhaltung« rühmen. Als er die unsichtbare und doch klar definierte Grenze zwischen dem Anständigen und dem Abnormen überquerte und sich dabei mit der Grazie einer nervösen Grille auf der Suche nach dem nächsten Abfall bewegte, wäre jedem eventuellen Verfolger klar geworden, dass er es hier mit jemandem zu tun hatte, der in vertrauter lotterhafter Umgebung agierte.
    Einer Umgebung, in der die gute Seastrom wie eine rote Lakritzstange inmitten einer Schüssel voller salziger Nüsse aufgefallen wäre.
    Diese Nüsse materialisierten sich um ihn herum in Form von Straßenhändlern, Türstehern, Verkäufern sowie einer Fülle von erschreckend unzensierten mobilen Werbeflächen, die diesen Bezirk nicht verlassen durften. In einer so kosmopolitischen Metropole wie Kapstadt gab es keine sexuelle Variation, die man nicht erwerben konnte. Der Großteil davon wurde akzeptiert, toleriert oder war sonst wie legalisiert, doch wie freimütig die Statuten auch niedergeschrieben oder die Abweichungen von der sozialen Norm toleriert wurden, so gab es doch immer eine neue

Weitere Kostenlose Bücher