Human
jemanden für Sie. Kommen Sie mit.« Mit diesen Worten drehte er sich um und ging schnellen Schrittes in eine Seitenstraße, die überflutet war von Neonlicht und Farben. Whispr folgte ihm hoffnungsvoll, aber nicht wirklich enthusiastisch. Er erwartete nicht viel von dem Werber, der ihm seine Dienste aufgedrängt hatte.
Doch sein Pessimismus war grundlos. Das Gebäude, das sie schließlich betraten, war ordentlich, sauber und gut ausgestattet. Mehrere schwebende Monitore versicherten den Klienten, dass sie hier sicher wären und ihre Privatsphäre geschützt würde. Der Lod im Eingangsfoyer schien mehr zur Zierde als für die Sicherheit da zu sein.
Kurz darauf betraten sie einen offenen Garten, der von der Außenwelt durch die ringsum stehenden zweistöckigen Häuser mit hohen Spitzdächern getrennt wurde. Da sich darüber weder eine Kuppel noch eine sonstige durchsichtige Absperrung befand, konnte der afrikanische Mond ungehindert direkt auf den mit Fynbos bepflanzten Hof scheinen. Der Duft seltsamer und unbekannter Blumen erfüllte die Luft und sorgte für Atmosphäre.
In der Mitte des kleinen, aber durchaus eleganten Hofes schwebte eine große, sich drehende Holografie über einem Projektor, der aussah wie ein Brunnen. Eine Abfolge absolut realistischer Miniaturfrauen stolzierte im Mondlicht dahin, stellte sich zur Schau oder masturbierte.
»Ich werde Sie jetzt hier allein lassen.« Der Werber war bereits auf dem Rückzug. »Dann können Sie Ihre Wahl treffen. Ich würde Imalo oder Trinca vorschlagen. Wenn sie nicht bereit sind für das, was Sie wollen, dürfte ein Zwanzig-Minuten-Qwikmeld Abhilfe schaffen. Dann werden sie all Ihre Wünsche erfüllen.«
»Was ist mit Ihrer Kommission?«
Der Werber schürzte die Lippen. »Ich bin gerührt, mein Freund … aber keine Sorge. Meine Lieferung, in diesem Falle also Sie, wurde pflichtgemäß vermerkt und aufgezeichnet.« Er deutete auf den Garten und die schallgeschützte Umgebung. »Abhängig von dem, was Sie ausgeben, werde ich meinen Anteil erhalten. Viel Spaß mit Ihrer Jungfrau.« Damit drehte er sich um und verschwand.
Nun lag es an Whispr, eine der leuchtenden Feen aus der sich drehenden Projektionssphäre auszuwählen. Er hätte zwar ziemlich zufrieden eine weitere Stunde dastehen und einfach nur zusehen können, doch in einem Hotelzimmer am anderen Ende der Stadt wartete eine echte Frau auf ihn. Sie hatten vor, am nächsten Tag zeitig aufzubrechen, um dem Verkehr zu entgehen, der sich unvermeidlich auf den automatisch gesteuerten Strecken staute. Der Name »Imalo« klang irgendwie exotisch, also verlangte er nach Trinca.
Sie war eine schmal gebaute Rothaarige mit manipulierten Sommersprossen und dauerhaft aufgerissenen Augen und sah beinah ganz genauso aus wie eine Kewpie Babypuppe. Sie sah aus wie fünfzehn, auch wenn sie in Wirklichkeit vermutlich Mitte dreißig war. Da Whispr selbst ein Meld war, störten ihn die geschickten, aber doch offensichtlichen Manipulationen nicht. Ihn durchfuhr ein Schauer der Wonne.
»Trinca?«
Sie nickte.
»Du bist Jungfrau?«
»Das hast du doch bestellt, Strich-Mann.« Die Frau sprach mit der hohen Stimme eines Teenagers und hatte in ihrer Antwort seine Frage weder bejaht noch verneint. Er entschied sich, nicht weiter nachzubohren.
»Wo sollen wir hingehen?«
Trotz ihres Versuchs, nicht gelangweilt zu wirken, seufzte sie und deutete auf die Wohnungen, die sie umgaben. »Wir können aus so gut wie jeder vorstellbaren Umgebung auswählen. Denk dir was aus, dann sag ich dir, ob es das hier gibt und ob es frei ist.«
Das tat er, und es war verfügbar. Unter schwankenden Bäumen, die seinen nackten Rücken liebkosten, und neben einem Bach, der ermutigende Obszönitäten von sich gab, hatte er seine Jungfrau. Es war ihr erstes Mal, sie stöhnte mit eingeübter Überzeugungskraft, und ob er wohl zärtlich sein würde? Die Illusion war beinahe ebenso effektiv wie kostspielig, doch er war zufrieden, als er eine Stunde später ging und sich sowohl das Gewicht seiner Brieftasche als auch die Menge seiner Körperflüssigkeiten verringert hatte.
Ziemlich erschrocken musste er daraufhin feststellen, dass Dr. Ingrid Seastrom noch wach war und auf ihn gewartet hatte.
»Hast du bekommen, wonach du gesucht hast?« Ihre Stimme klang nicht mehr so kalt wie zuvor, stattdessen spiegelten sich darin eher Neugier und Missbilligung wider.
»Mehr als das!« Er ging an ihr vorbei zum Sofa. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen, und er
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